Chofa, die Himmelsquaste und Nak, die „Schlange“: Zeichen von Thailands Palästen und Tempeln

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Von Phakinee Dokmaingam

Bangkok. Dies ist einmal ช่อฟ้า Chofa, die Himmelsquaste auf dem Giebel, und นาค Nak, „Naga“, ein stilisiertes mystisches Schlangenwesen, das sich auf den Dächern vom First aus am Giebelrand herabschlängelt.

Diese beiden Merkmale kennzeichnen grundsätzlich entweder ein Gebäude auf einem Tempelgrund oder den ebensolchen Besitz eines (nach der Tradition gottgleichen) Thai-Herrschers auf seinem Palastgelände.

Die Chofa ist im Großraum Bangkok fast immer das stilisierte Symbol für ครุฑ Krut, den Garuda. Das ist der himmlische Begleiter von พระนารายณ์ Phra Narai bzw. พระวิษณุ Phra Witsanu, Ausländern besser bekannt als die Hindu-Gottheit „Vishnu“.

Krut, der Garuda, ein Fabelwesen der indischen Mythologie mit Merkmalen von Mensch und Raubvogel, ist das Symbol für den Himmel und die Lüfte. Speziell in Südostasien fungiert er zudem auch als der Götterbote an sich.

Nak („Naga“), das mystische schlangenähnliche Fabelwesen, steht für Wasser und Erde.

Die Nak kommt überall vor, aber nicht alle Chofa in Thailand symbolisieren den Krut. Vor allem in Nordthailand kann es unter anderem auch หงส์  Hong sein, ein mystischer Gänserich („Hamsa“). Hong ist der himmlische Begleiter von พระพรหม Phra Phrom, Brahma“.

Auch der stilisierte Erawan, die dreiunddreißigköpfige Thai Version von Airavata, dem himmlischen Reittier von พระอินทร์ Phra In („Indra“) und andere Symbole kommen vor.

Krut und Nak beschützen die Lehre des Buddha in den Tempeln und natürlich auch die Häuser der gottgleichen irdischen Herrscher, die sich in Thailand schon immer als Inkarnationen von Phra Ram, „Rama“, sahen und damit als göttliche Abkömmlinge.

Kein normalsterblicher“ Thai kann deshalb den Giebel seines Hauses mit Chofa oder Nak schmücken — das würde Unglück bringen und wäre eine gesellschaftlich inakzeptable Anmaßung —, auch wenn traditionelle Dächer für Unkundige bei oberflächlicher Betrachtung gelegentlich ähnlich aussehen können.

Es handelt sich dabei jedoch um andere Formen und es gibt andere Gründe für diese: Auf die traditionelle spitze Dachform thailändischer Holzhäuser und seinem Giebelschmuck kann sich zum Beispiel nach dem vorherrschenden animistischen Volksglauben schon mal kein böser Geist setzen.

Wer heutzutage in Thailand billige, häßliche flache Dächer errichtet, muß deshalb zur Strafe teure Versicherungen abschließen, und es ist trotzdem noch lange nicht sicher, ob er damit den gleichen Zweck erreicht…

Man erkennt die Nak an den königlichen und religiösen Gebäuden in Thailand übrigens noch besser, wenn man weiß, daß Thais sie sich als eine Art Drache vorstellen. Bei uns gibt es zum Beispiel kein Jahr des Drachens“, man nennt es hier das Jahr der Großen Schlange“. (Im Gegensatz zum Jahr der kleinen Schlange“ für das im Westen bekannte normale Jahr der Schlange“). Das veranschaulicht die großen Schuppen der Nak an den Giebeln der Tempelgebäude.

(Der Artikel entstand aus einer kleinen Architekturführung am 4. März 2011 in Bangkok. Eingestellt mit freundlicher Genehmigung. © 2011 bei der Autorin.)