Fernseh-Billigheimer schicken Freaks zum „Vorführen“ bei der Partnersuche nach Thailand

steer. Bangkok. So läuft es aber nicht. Im Gegenteil, unsere Billigfernseh-Machwerker geben noch nicht mal Anzeigen auf, wenn sie Menschen zum Vorführen in Thailand suchen.

Sie melden sich vielmehr in Thailand-Foren an und versuchen dort, ihr Gesuch als Schleichwerbung kostenlos reinzuschieben. So auch in unserem Forum. Immerhin wurde der folgende feinsinnige Beitrag in den meisten Thailand-Foren von aufmerksamen Moderatoren sofort gelöscht.

Aber erfüllen wir hier einmal — ohne Schleichwerbung, versteht sich, aber mit einem Hauch Sarkasmus — unsere Chronistenpflicht.

Der Text ging jedenfalls so:

Wir suchen für ein neues Fernsehformat möglichst skurrile Single-Männer, die noch immer nicht die richtige Partnerin fürs Leben gefunden haben.

Insbesondere suchen wir Männer,
– die bislang noch keine sexuellen Erfahrungen sammeln konnten,
– die durch Ihre äußerliche Erscheinung Aufmerksamkeit erregen
(z. B. Tätowierte, Kleinwüchsige, Piercings, etc.) und
– die überzeugt sind, dass eine asiatische Frau besser zu Ihnen passen würde.

Wir reisen mit Euch nach Asien, um dort mit Hilfe von Partneragenturen endlich Eure Traumfrau zu finden. Alle dafür anfallenden Kosten werden übernommen!

Nutzt diese einmalige Gelegenheit und bewerbt Euch umgehend mit vollständigen Kontaktdaten (v.a. Telefonnummer) und aktuellem Foto unter…

Mit dem genau gleichen Text — nur ist dort "Thailand" gegen "Rußland" getauscht — sucht man auch in Ostblock-Foren nach verhaltens- und erscheinungsauffälligen Männer fürs Krawallformat. Ist ja logisch, daß gepflegte kühle langbeinige russische Blondinen in Scharen auf einen "möglichst skurrilen" deutschen Mann warten, am besten kleinwüchsig mit vielen Tätowierungen und Nasenring, der außerdem auch gleich noch mit einem Fernsehteam anrückt, so daß man auch noch richtig berühmt wird, nicht wahr?

Der Medienkritiker Holger Kreymeier schreibt über die Auftraggeber solcher sogenannten "Fernsehformate" in seinem Online-Tagebuch, daß diese, wie zum Beispiel der Privatsender RTL, "zu 80 Prozent Formate produzieren, in denen Menschen vorgeführt werden und sich über sie lustig gemacht wird."

Mit wiederum fast den gleichen Worten sucht man auch in Prozeßhanselkreisen willige Opfer oder ganz besonders schlaue Mitmenschen, die meinen, auch noch Geld für Gerichtskosten zu sparen, wenn sie auf RTL mal zehn Minuten berühmt werden:

Wir suchen Menschen, die sich ihre Kündigung nicht gefallen lassen und sich zur Wehr setzen wollen! Wir dokumentieren Ihren Kampf für Ihr Recht mit der Kamera für eine Wochenserie bei RTL Punkt 12. Alle anfallenden Kosten (Anwalt etc.) werden übernommen!

Bei Interesse melden Sie sich bitte schnellstmöglich telefonisch oder schicken Sie uns eine Email mit Ihren Kontaktdaten.

Interessant ist in dem Zusammenhang, unter welchen Bedingungen die Leute auf der anderen Seite rekrutiert werden, die für diese Sender die Arbeit machen. Sie müssen gefühlt fast alles können, dürfen aber nichts verdienen wollen, wie uns scheint. Jüngst warben die Machwerker mit folgendem "tollen Job" ab diesem Monat (September 2011):

Praktikum bei den Medien … suchen ab sofort für mindestens drei Monate einen Praktikanten (m/w) für Redaktion/Casting.

    Ihre Aufgaben: Telefon- und Zeitungsrecherche, Casting, Aufarbeitung redaktioneller Inhalte und Studiobetreuung. Voraussetzung: Erste Erfahrungen im Medienbereich, Kommunikationsstärke, Spaß am Umgang mit Menschen, technisches Know-how, PKW-Führerschein und Computerkenntnisse.

    Vergütung: 300 Euro im Monat. 

Man darf wohl sicher sein, daß sich nur allerbeste Journalisten um einen so tollen Job ganz gewiß regelrecht reißen, woher selbstredend auch die hohe Qualität der Sendungen kommt, oder etwa nicht?