Der Vizepremierminister Olarn Chaipravat kommentierte, daß die PAD-Proteste das Image des Landes unterminieren. Das war sehr diplomatisch ausgedrückt.
Kein Tourist, der nicht zu den „Hardcore-Liebhabern“ des Landes zählt, wird einen Flug nach Thailand buchen, wenn nicht sichergestellt werden kann, daß die Regierung oder die Polizei fähig ist, einen internationalen Flughafen so zu bewachen, daß er geöffnet bleibt.
Selbst wenn der Flughafen sofort wieder öffnet, ist ein immenser Schaden entstanden. Hier geht es nicht nur um die finanziellen Verluste – 50 Mio. Baht pro Tag für den Flughafen und 400 Mio. Baht pro Tag an entgangenen Einnahmen in der gesamten Tourismusbranche. Der Ruf Thailands in der Weltgemeinschaft hat in der Tat gelitten. Wenn potentielle Touristen sich vor Antritt eines Fluges fragen müssen: „Kann das noch mal passieren?“, werden sie sich lieber ein anderes Reiseziel aussuchen. Nur die Stammgäste werden nach wie vor unverdrossen ins Land strömen und etwaige Unbequemlichkeiten in Kauf nehmen.
Der Präsident des thailändischen Reiseverbandes ATTA, Apichart Sankary, fand deutlichere Worte als der Vize-Premier:
„Glauben Sie nicht, daß die thailändische Tourismusindustrie nächstes Jahr ein Wachstum verzeichnen kann. Der Tourismussektor stirbt jetzt wegen der politischen Probleme.“
Daß weder Polizei noch Militär verhindern wollten/konnten, daß der Flughafen von der PAD gestürmt und geschlossen wurde, zeigt der Weltgemeinschaft, daß in Thailand Anarchie herrscht. Jeder potentielle Tourist, der sich nicht eingehend mit dem Land beschäftigt hat, wird im Rahmen der Berichterstattung in den internationalen Medien auf den Zwischenfall am Nachmittag des 25. November stoßen, bei dem am hellichten Tag PAD-Anhänger ohne weitere Folgen auf Taxifahrer schossen.
Hier wird der Eindruck vermittelt, Thailand sei ein gesetzloses Land, es gehe hier zu wie im Wilden Westen. Das „Land des Lächelns“ haben Touristen sicherlich anders kennengelernt, als sie Kataloge vor Reiseantritt studierten.
Analysten waren einhellig der Meinung, daß es die PAD nicht wagen würde, den Bangkoker Flughafen lahmzulegen. Die PAD mußte für ihre mehrtägige Flugplatz-Aktion in Phuket schon Schelte beziehen und distanzierte sich nach Wiedereröffnung von den Ereignissen kleinlaut, indem sie meinte, „eine dritte Partei“ hätten die Besetzung vorgenommen, die mit der PAD nichts zu tun habe.
Die PAD wird spätestens jetzt alle Menschen gegen sich aufbringen, die in der Tourismusbranche arbeiten. Es wird nicht mehr vom „Mob“, sondern bereits von „Terroristen“ gesprochen.
Die PAD besetzte den Flughafen mit der fadenscheinigen Begründung, man wolle eine Landung des Flugzeuges von Premierminister Somchai verhindern, der sich auf dem Rückflug von Peru befindet. Das ist einfach lächerlich, denn Somchai kann auf jedem Flughafen landen, auch auf dem Militärflughafen U-Tapao in der Nähe von Pattaya.
Viel wahrscheinlicher ist es, daß diese Aktion ein letzter Kraftakt der PAD war, nachdem die Demonstrationen zuvor nicht den erwünschten Erfolg brachten.
Die Regierung befindet sich in einem Dilemma. Befiehlt sie der Polizei, gegen die Demonstranten vorzugehen, wird man dem Premierminister vorwerfen, ein Blutbad angezettelt zu haben. Geht er nicht gegen die PAD-Anhänger auf dem Flughafen vor, muß er sich nachsagen lassen, er sei unfähig, für das Land lebenswichtige Einrichtungen wie internationale Flughäfen zu schützen.
Thailand galt schon vor der Besetzung des Flughafens unter ausländischen Investoren als ein unregierbares und damit unsicheres Land. Die großen Fabriken schließen, die Mitarbeiter werden in den vorzeitigen Ruhestand geschickt, die ersten Massenentlassungen haben begonnen. Bereits jetzt soll es fast eine halbe Million Arbeitslose in Thailand geben, und das Land wurde noch nicht vollständig von der Weltwirtschaftskrise erfaßt.
Der Konsum hat abgenommen und jetzt wird der Tourismus zu Beginn der Hochsaison abgewürgt. Bars, Restaurants und Hotels, die sich durch eine eher mäßige Nebensaison quälten, warten auf den Geldregen in der Hochsaison – und der wird ausbleiben. bp, la