Im Knast gab es keine Betten

Wann es zu einer Anhörung oder einem Gerichtstermin kommen könnte, ist nicht bekannt. Der Haftbefehl geht wohl auf das Jahr 2006 und eine Anzeige einer thailändischen Organisation wegen Verleumdung zurück.

Hinter der Anzeige steht offenbar der 57jährige Schweizer Roland Mösch, der seit 1983 in und um Thailand hauptsächlich als Hochstapler tätig sein soll. Mösch gab sich in Thailand als Chirurg aus und behauptete, mehrere Hilfsprojekte im Land zu betreuen, wofür er Spendengelder akquiriert haben soll. Nachdem die „SonntagsZeitung“ Mösch 2001 geoutet hatte, drehte Müller im Rahmen der «Reporter»-Reihe den Film „Der sehr begabte Dr. Roland“.

„Ich habe nicht richtig verstanden, wer der Kläger ist, aber ich muß annehmen, daß der Auslöser der Klage mein Film über Mösch aus dem Jahre 2002 ist“, sagte Müller, der für ein neues Filmprojekt nach Thailand gereist war. Müllers Reportage ließ Mösch in keinem guten Licht erscheinen. Ein Waisenhaus, das seine Hilfsorganisation angeblich finanzierte, bestand aus wenig mehr als rostigen Armierungseisen.

Als sich Mösch außer Reichweite von Müllers Kamera wähnte, soll er gegenüber thailändischen Bekannten gesagt haben: „Lügt doch dieses eine Mal.“ Ferner wartete Müller wartete den ganzen Tag vergeblich auf eines der 40 angeblich betreuten Waisenkinder. Mösch ist in einem anderen Fall gegen die englischsprache Tageszeitung „The Nation“ erfolgreich juristisch vorgegangen und hat eine Gegendarstellung erzwungen. Die Zeitung hatte ebenfalls kritisch über eine Hilfsorganisation Möschs berichtet.

Müller hält sich derzeit in einem Hotel auf und wartet auf Anweisungen der Behörden. „Es ist unangenehm, nicht zu wissen, wie lange ich mich zur Verfügung halten muß“, sagte Müller. Die Haftbedingungen seien jedoch annehmbar gewesen. „Es hatte kein Bett, aber es ist ja auch kein Hotel. Die Polizisten waren aber alle sehr nett“, sagte Müller. Da der Film nur in der Schweiz ausgestrahlt worden ist, hoffe er, daß in Thailand keine Anklage erhoben werde.

Dem Tagesanzeiger gelang es nicht, den „sehr begabten Dr. Roland“ per E-Mail oder telefonisch zu erreichen… TA