„Ich weiß nur noch, daß ich sie gefesselt habe“, so hatte Thomas P. am 19. März vergangenen Jahres im Beisein seines Anwaltes vor Potsdamer Polizeibeamten erklärt. Wenige Stunden zuvor war der 46jährige aus Thailand gekommen und wollte sich selbst stellen. In dem von ihm gemieteten Haus in Chiang Mai läge seine 23jährige Freundin erdrosselt im Schlafzimmer: „Ich muß sie getötet haben. Wer soll es denn sonst gewesen sein!“
Seit dem 2. Februar muß sich Thomas P. wegen Totschlags vor dem Potsdamer Landgericht für die Tat verantworten. Ausführlich erklärte der Angeklagte, wie es zu dem tragischen Geschehen und zu seiner überstürzten Flucht aus Thailand gekommen war – einem Land, in dem er sich so wohl fühlte, daß er seit 2005 immer wieder viele Monate in einem angemieteten Reihenhaus lebte.
Thomas P., der in der DDR Kfz-Elektriker gelernt hatte und noch kurz vor der Wende seine Ausreise in die Bundesrepublik durchsetzen konnte, war im vereinten Deutschland Vermögensberater geworden, hat Immobilien verkauft und als Verantwortlicher für Öffentlichkeitsarbeit auf dem Potsdamer Theaterschiff gearbeitet. Er hat mehrere Offenbarungseide leisten und eine Bewährungsstrafe wegen Erpressung, Betrugs und Unterschlagung einstecken müssen.
Als er das erste Mal nach Thailand reiste, war er gerade dabei, sich mit Fördergeldern des Arbeitsamtes als Werbefachmann selbstständig zu machen. „Da kann man vieles auch per Telefon und übers Internet regeln“, erklärte P.
Seine über 20 Jahre jüngere Freundin hatte er während des thailändischen Neujahrsfestes im April 2008 in einer Bar kennengelernt. Die junge Frau, die aus einem Dorf an der laotischen Grenze stammte, arbeitete dort als Bargirl.
Er nahm sie rasch in sein Haus auf und einigte sich mit ihr auf eine Summe, die er regelmäßig an ihre Mutter und die dreijährige Tochter schickte, um zu deren Unterhalt beizutragen. Im September 2008 seien das umgerechnet etwa 25.000 Baht gewesen.
Thomas P. hatte sich verliebt und war bereit, zu zahlen. Um so enttäuschter und verletzter muß er gewesen sein, als er drei Monate später erfuhr, daß er nicht der Einzige war. Im Dezember zog die junge Frau vorübergehend zu einem Holländer. In dieser Zeit, so P., habe er immer mehr getrunken und begann, Schulden anzuhäufen. Im Januar 2009 nahm er seine Freundin wieder in sein Haus auf, obwohl er wußte, daß sie bei ihrer Art des Anschaffens bleiben würde.
Wie es schließlich zu der Tat in der Nacht vom 16. zum 17. März 2008 gekommen war, daran könne er sich nicht erinnern; er sei vollkommen betrunken gewesen: „Ich grüble und grüble; es ist wie ein schwarzes Loch“, so hatte er bei der Polizei erklärt.
Um das Geschehen aufzuklären, sind auch aus Thailand viele Zeugen geladen und Verhandlungstage bereits bis in den April anberaumt worden. Märkische Allgemeine