Die „Bunten“ greifen ein

Mehrere Hundert Bewohner des Bankendistrikts Silom versammelten sich in der Nacht zum 22. April in ihrem Viertel. Sie sind wütend auf die Rothemden, deren Protest nun dazu geführt hat, daß die Silom vom Militär nahezu abgeriegelt ist. Überall liegt Stacheldraht, hinter Tarnnetzen sitzen Scharfschützen. „Tötet sie, tötet sie“, schreien Einzelne aus einer Anwohnergruppe heraus – gemeint sind die Rothemden. Die Aggression ist spürbar, die Gefahr einer Eskalation ist groß.

Rothemden und Anwohner trafen an der Sala-Daeng-Kreuzung nahe dem Dusit-Thani Hotel aufeinander und beschimpften sich gegenseitig über Lautsprecher. Später erschienen jedoch die Rothemden-Führer Suphon Atthawong und Payub Panket am Schauplatz, um die Rothemden von einer Schlägerei abzuhalten. Die Polizei parkte daraufhin einen Lastwagen mitten auf der Straße, um die beiden Gruppen auseinander zu halten.

Die „bunte“ Gruppe provozierte nach einiger Zeit die Gegenseite, indem sie ein rotes T-Shirt anzündete. Die Rothemden schwangen daraufhin ihre angespitzten Bambusstöcke, um ihren Ärger zu zeigen.

Zuvor hatten etwa 500 Büroangestellte aus der Silom sich versammelt, um die “bunten” Demonstranten zu unterstützen, die vor dem Kaufhaus Central Silom eine Bühne errichtet hatten und die Leute von dort aus aufforderten, sich zusammenzuschließen.

Die Führer der “Bunten” drängten die Leute in der Gegend dazu, die Rothemden zu boykottieren, ihnen nichts zu verkaufen und auch nicht zu erlauben, die Toiletten zu benutzen. Sie verteilten auch Thai-Flaggen an Passanten.

Die Gruppe erklärte, sie würden nun mit Ausnahme der Wochenenden jeden Tag in der Silom Road demonstrieren, bis die Rothemden ihren am 12. März in der Hauptstadt begonnenen Protest einstellen würden. Die „Bunten“ bestehen aus Angehörigen der Bangkoker Mittelklasse, Akademikern, Geschäftsleuten und Mitgliedern der PAD (Gelbhemden).

Die “Bunten” planten außerdem eine Großdemonstration am Royal Plaza am 23. April, um zu zeigen, daß die demonstrierenden Rothemden nicht mehr länger geduldet würden, sagte ein Organisator gestern. Sie behaupteten, sie könnten bis zu 100.000 Gesinnungsgenossen zur Teilnahme an dieser Kundgebung mobilisieren.

Zeltstadt der Rothemden

Von der Presse bisher kaum bis gar nicht beachtet, haben sich die Rothemden auch am und im Lumpini Park niedergelassen, mit Hauptgewicht Höhe des vorerwähnten Hotels Dusit Thani. Die Zeltstadt dort wird ständig erweitert, der Lumpini Park wird zum Campingplatz. Die unmittelbare Nähe zur Silom Road und damit zu den Soldaten läßt vermuten, daß dort ein weiterer Brennpunkt entstehen könnte.

Die Rama IV Road ist entgegen anderslautenden Meldungen bislang noch nicht gesperrt. Der Verkehr fließt dort einigermaßen flüssig.

Laut offen diskutierten Bangkok-Gerüchten wird das zurückhaltende Gebaren der Polizei mit der Kürzung deren Budgets und dem gleichzeitigen Geldsegen für das Militär begründet.

Das wirkt nicht gerade motivierend für die Polizei, wenn es um die Verteidigung der jetzigen Regierung geht. Beides, Budgetkürzung für die Polizei, die „falschen“ Leute an der Polizei-Spitze und gleichzeitige Aufrüstung des Militärs wurden von der Regierung Abhisit verordnet.

Abhisit wäre gut beraten, wenn er eher auf das Militär baut. All seine unaufrichtigen Beteuerungen, daß er alles für die Polizei täte, sein Kampf um „seinen“ Spitzenmann in der Polizei, den keiner will (der TIP hatte darüber ausführlich berichtet), sind vor diesem Hintergrund zu sehen. tn, tagesschau, profuuu