Das Finanzministerium erhöhte am 28. September die Wachstumsprognose für das Gesamtjahr auf 7,3 bis 7,8 Prozent. Das wäre der höchste Wert seit 15 Jahren.
Als im Mai in Bangkoks Finanzdistrikt die Barrikaden brannten und beinahe 100 Menschen bei den Protesten ums Leben kamen, rechneten fast alle Analysten mit langanhaltenden Schäden für die Wirtschaft.
Doch dank der boomenden Exporte und einer hohen Binnennachfrage ist das Vertrauen zurückgekehrt. Das gilt auch für die deutschen Unternehmen, wie eine Umfrage der Deutsch-Thailändischen Handelskammer zeigt. Danach wollen knapp zwei Drittel der befragten Firmen ihre Investitionen in Südostasiens zweitgrößter Volkswirtschaft nach Indonesien ausbauen.
Wie seine Nachbarn profitiert auch Thailand von der Verschiebung der Wirtschaftsgewichte nach Osten. Den Exportzuwachs der letzten Monate verdankt es überwiegend dem steigenden Handel innerhalb Asiens. So hat die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN die EU als wichtigsten Auslandsmarkt verdrängt. Auch der Handel mit China nimmt rapide zu, während das Gewicht der traditionellen Partner USA, Japan und Deutschland sinkt.
Im II. Quartal ist Thailands Wirtschaft trotz der Unruhen um 9,1 Prozent gewachsen. Besonders gut lief der Export von Autos und Elektroartikeln. Selbst wenn dieses Tempo für den Rest des Jahres kaum zu halten sein wird, werde der Rückgang auch bei einer erneuten Konjunkturschwäche in den westlichen Industrieländern verhalten ausfallen, glaubt Wellian Wiranto, Asienexperte der Bank HSBC. Denn die hohe Nachfrage aus China und Südostasien wirke wie ein Puffer.
Auch die Binnennachfrage hat stark zugelegt, trotz des weiter schwelenden Konflikts zwischen der vom Establishment unterstützten Regierung und der armen Landbevölkerung. „Selbst während der Unruhen ist der Konsum nicht eingebrochen“, sagt Stefan Bürkle, Geschäftsführer der Deutsch-Thailändischen Handelskammer. Im August erreichte der Index für das Konsumentenvertrauen den höchsten Wert seit fast zweieinhalb Jahren.
Für neues Vertrauen bei ausländischen Investoren sorgt der beendete Rechtsstreit um den Ausbau des wichtigen Industriegebiets Map Tha Phut, wo etwa der Chemiekonzern Bayer seine Kunststoffproduktion ausweiten will. Verfahrensfehler bei Umwelt- und Gesundheitsprüfungen hatten dort Investitionen von rund 10 Milliarden Dollar blockiert.
Die wirtschaftlichen Risiken sind überschaubar. Sie liegen vor allem in Thailands starker Währung. Der Baht hat den höchsten Stand zum Dollar seit 1997 erreicht, das könnte den Export bremsen. Der Grund für seinen Höhenflug liegt in dem starken Engagement ausländischer Finanzinvestoren an Thailands Börse. Das zeigt, daß Thailand sein Krisenimage erst einmal abgeschüttelt hat. Handelsblatt