Worst-Case-Szenario für Bangkok

Am 25. Oktober wurde der Inlandsflughafen Don Mueang im Norden der Stadt geschlossen, weil das Hochwasser die Landebahn erreichte. Bilder zeigen Flugzeuge, die im Wasser stehen – Triebwerke wurden mit Plastiktüten umwickelt. Hochwasserschutz Thai Style. Die Fluggesellschaft Nok Air hat den Flugbetrieb vollständig eingestellt, andere Fluggesellschaften wichen nach Suwannaphum aus.

Zunächst war vom Kabinett abgelehnt worden, Sonderfeiertage auszurufen. Am 25. Oktober kam die Sonderregelung nun doch: in Bangkok und 20 anderen Provinzen sind der 27. bis einschließlich 31. Oktober Feiertage. Alle Angestellten des öffentlichen Dienstes und Beamte haben frei. Für die Privatwirtschaft ist diese Regelung freiwillig.

Am 28. Oktober wird mit einem historischen Höchststand des Chao Phraya Flusses in Höhe von 2,60 Meter gerechnet, es besteht kein Zweifel, daß die Deiche an den Ufern des Flusses überschwemmt werden, weil diese nur 2,50 Meter hoch sind.

Der Gouverneur von Bangkok sagte mehr oder weniger deutlich, daß die Bangkoker die Stadt verlassen sollen.

Am Abend des 25. Oktober hielt Premierministerin Yinglak eine Ansprache an die Nation, die von allen Fernsehsendern übertragen wurde. Laut ihrem Worst-Case-Szenario wird „sehr wahrscheinlich“ ganz Bangkok überflutet, auch die Innenstadt. Das Wasser könnte bis zu 1,50 Meter hoch in den Straßen stehen.

Ein Kommentator wartet mit einem anderen Worst-Case-Szenario auf:

„Das Worst-Case-Szenario der Premierministerin ist ein Witz. Fragen Sie einfach die Einwohner von Bang Bua Thong oder Ayutthaya, was zu erwarten ist. Teile, nicht die gesamte Stadt, aber Teile von Bangkok werden möglicherweise in naher Zukunft zwei bis vier Meter unter Wasser stehen.

In Bangkok leben neun Millionen Menschen, wo soll das Wasser, wo die Lebensmittel für diese Leute herkommen? Es kam früher aus Orten wie Pathum Thani und Nakon Pathom, doch selbst Tesco-Lotus hat eingestanden, daß es Probleme mit Lieferungen gibt. Wenn in den Straßen das Wasser steigt, werden dort die Geschäfte schließen, die Banken werden schließen.

Die Behauptung, daß das Leitungswasser und die Stromversorgung nicht gefährdet sind, ist ebenfalls lächerlich. Wasser und Strom gibt es nicht mehr, wenn ein Gebiet überflutet wird. Tankstellen werden schließen und innerhalb von wenigen Tagen wird der Verkehr vollständig zusammenbrechen, auch weil die Leute in Vierreihen auf Brücken und Autobahnen parken werden.

Der Inlandsflughafen wurde geschlossen, niemand soll sich daher wundern, wenn in zehn oder 14 Tagen auch der internationale Flughafen schließen muß.

Jeder Ort, der von der Regierung bisher als „sicher“ bezeichnet wurde, ist den Fluten zum Opfer gefallen. Nachdem das Notaufnahmelager im Flughafen Don Mueang nach Chonburi verlegt wurde, wird auch das Hochwasser-Notfallzentrum FROC folgen. Es ist doch völlig sinnlos, ein Hauptquartiert zu halten, das von der Außenwelt abgeschnitten ist.

Teile der Stadt werden relativ trocken bleiben, aber ohne Lebensmittel und Wasser und andere Güter des täglichen Bedarfs wird Bangkok ein ziemlich unangenehmer Ort werden.“ bp, tn, tv, tr