Geister, Amulette, Zauber, Brahmanen und Hindu-Götter: Was ist eigentlich „Thai-Buddhismus“?

steer Bangkok/Berlin. "Es handelt sich um Thai-Buddhismus", sagt Barend Jan Terwiel, einer der besten westlichen Kenner dieses Themas. Terwiel definiert "Thai-Buddhismus" anders, als man es immer wieder hört und liest, seit F. Max Müller den Buddhismus im 19.Jahrhundert für Europäer salonfähig gemacht hat: Grundelement sei die  "animistische Suppe", die über Jahrhunderte hinweg durch buddhistische Elemente und Brahmanische Riten zu einem lebendigen religiösen "Eintopf" geworden sei. Terwiel weiß, wovon er schreibt: Als junger Mann trat er in einen Tempel ein, machte aus seinem Aufenthalt eine Feldstudie und schrieb das bis heute wichtigste wissenschaftliche Buch über religiöse Zeremonien in Thailand: Monks and Magic. Über die neueste Auflage und die Entstehung dieses Buches wurde jetzt erstmals ausführlich auf Deutsch berichtet.

Näheres hier: Die Entdeckung des Thai-Buddhismus

Der Rezensent preist Monks and Magic dabei nicht nur als Werk, das Erklärungen für die religiöse Welt der Thais anbietet, sondern auch deshalb, weil es auch viele – nicht nur religiösen – Rituale beschreibt, die in der thailändischen Gesellschaft allgegenwärtig sind: Etwa, wie Kleinkinder schon lernen, die üblichen Höflichkeitsgesten zu produzieren und die gesellschaftlich verlangten Respekts- und Unterwerfungspositionen einzunehmen, wie sich die Erziehung der Mädchen und Jungen unterscheidet und inwiefern im Rahmen der Erziehung zu Respekt und Gehorsam gegenüber Eltern, höhergestellten Personen, dem König, der Religion und der Staatsmacht erstaunliche Parallelen zwischen der religiösen und nationalistischen Erziehung bestehen.

Daß die zahlreichen Geister vorgestellt werden, ist zu erwarten. Breiten Raum nimmt die Schilderung der Herstellung und des Vertriebs der allgegenwärtigen Amulette und Abbildern berühmter Mönche, des Buddha oder gar von früheren Königen ein, sowie die Gründe für deren individuellen Gebrauch; ebenso geht es um den Eintritt ins Kloster und das Verlassen desselben; um Sexualität, Homosexualität und Lüge; religiöse Tätowierung, Partnerwerbung, Familiengründung, Hausbau, Alter und Tod. Aufschlußreich auch der Abschnitt über das Verhalten der Mönche zu Frauen und die Stellung der Frauen im Umfeld der Mönche. Dem Weiblichen begegnet man auch im Sangkha des Thai-Buddhismus – wie im Klerus der meisten Religionen – nicht auf Augenhöhe: Selbst dann, wenn er einen Hund berührt, sollte sich ein Mönch möglichst erst vergewissern, daß es ein Rüde ist…

Barend Jan Terwiel: Monks and Magic. Revisiting a Classic Study of Religious Ceremonies in Thailand. Fourth Revised Edition. Copenhagen: NIAS Press 2013, 312 Seiten, broschiert ISBN 978-87-7694-101-7, £19.99, Preis in Deutschland ab ca. 28 Euro.

Quelle: http://www.phakinee.com/barend-jan-terwiel-monks-magic/ (verwendet mit freundlicher Genehmigung.)