pp Pattaya. Mit einer Währung die sich im freien Fall befindet und keine Anzeichen auf eine Erholung zeigt, fällt es den russischen Touristen in Thailand nicht mehr so leicht, ihren Jahresurlaub zu verbringen. Reiseunternehmer und Hotels bekommen das bereits jetzt zu spüren.
Dabei befürchten die Experten, dass es in den nächsten Monaten noch deutlicher zu sehen sein wird. Viele Russen hatten ihren Urlaub zum Jahreswechsel 2014/2015 in Thailand bereits vor einem Jahr gebucht, als der Rubel noch einigermaßen Stabil war.
Dadurch waren die Besucherzahlen zum Jahreswechsel noch einigermaßen akzeptabel. Allerdings hatten viele russische Besucher gehofft, mit ihren Devisen in Thailand auch noch ein paar gute Einkaufsschnäppchen im Urlaub zu machen. In der Realität war das aber kaum noch möglich.
Ein Paar aus Omsk im Südwesten Sibiriens hatte seine Pauschalreise schon ein Jahr im Voraus gebucht und bezahlt. Sie hatten gehofft, sich in ihrem Urlaub in Thailand auch noch ein iPhone und ein iPad zu einem günstigen Preis leisten zu können.
„Wir können es uns leider nicht mehr leisten“, beschwert sich Sergey. „Unsere Freunde die vor uns hier waren hatten uns erzählt, wie billig iPhones in Thailand sind. Aber jetzt ist der Rubel so schwach, dass wir fast das Doppelte von dem bezahlen müssten, was wir vorher eingeplant hatten“.
Wie viele andere Russen die ebenfalls nach Thailand reisen ist das Paar ein Opfer des fallenden Rubels geworden. Und diese fehlende Kaufkraft hat bereits schon jetzt einen großen Einfluss auf die Tourismusbranche.
Schon im letzten Jahr ist die Zahl der russischen Besucher in Pattaya um 20 % zurückgegangen. Das zeigt eine Statistik der Thailändischen Reiseveranstalter, die letzte Woche veröffentlicht wurde. Davon sind aber nicht nur die Tourismusbranche, sondern auch die lokalen Geschäfte, Restaurants und Reisebüros betroffen.
Victor Kriventsov, der stellvertretende Honorarkonsul der Russischen Föderation für Chonburi und die Provinz Rayong sagte, dass es bisher nur ein kleiner Rückgang der russischen Besucher gewesen sei. „Auch wenn die Krise bereits im letzten Jahr begonnen hat“, sagt er, „so ist die Zahl der Besucher vielleicht ein bisschen zurück gegangen“.
„Aber heute ist der Urlaub in Thailand für die Russen effektiv doppelt so teuer wie vor einem halben Jahr“, betonte er. „Gab es damals noch einen Baht, so gibt es heute weniger als 50 Satang für einen Rubel“
Was auch immer die Statistiken bezüglich der russischen Besucherzahlen aussagen, sie zeigen nicht das tatsächliche Bild, sagte er weiter. Da viele Russen ihre Reise nach Thailand bereits vor über einem halben Jahr und somit vor der Krise geplant und gebucht haben, scheinen die Zahlen noch halbwegs zu stimmen.
„Das wahre Ausmaß des Rückgangs der Tourismuszahlen wird sich daher erst nach dem Februar zeigen“, betonte Herr Kriventsov.
Der Präsident der thailändischen Hotelvereinigung hatte sich bereits im Dezember zu Wort gemeldet und gesagt, dass der Touristenmarkt in Pattaya das erste Mal seit 12 Jahren gefallen sei.
„Die Hotelreservierungen vom russischen Markt sind für diese Hochsaison bereits um 70 Prozent gefallen“, sagte er. „Mit den Auswirkungen des schwachen Rubel könnte die Besucherzahl der russischen Touristen um mehr als 50 Prozent sinken“.
Andrey Snetkov, der Marketing-Direktor eines russischen Reiseveranstalters mit Sitz in Pattaya sagte, dass die Tourismusindustrie mit voller Wucht von dem fallenden russischen Rubel und der russischen Wirtschaftskrise getroffen wurde.
„Zu Beginn des Jahres 2014 haben wir für die Wintersaison mit einem Rückgang von 30 Prozent gerechnet. Aber das erschreckende tatsächliche Ergebnis lag fast 70 Prozent unter dem des Vorjahres“, sagte er.
„Aber wir sind noch nicht an der untersten Seite angekommen“, befürchtet er. „Ich sage voraus, dass das wirkliche Bild des thailändischen Einreiseverkehrs aus der Gemeinschaft der Unabhängigen Staaten erst ab Mitte März zu sehen ist.
Herr Michail Iijin hatte 2005 ein russisches Restaurant in Süd-Pattaya eröffnet. Seit dieser Zeit habe er pro Tag nie weniger als 100 Kunden bedient. „Aber seit August letzten Jahres, als der Rubel anfing zu schwächeln, ist die Zahl deutlich zurückgegangen“, sagte er.
„Früher haben wir rund 100 Kunden jeden Tag in unserem Restaurant bedient“, erzählt er. „Heute sind es weniger als 10 Kunden pro Tag“. Er glaubt dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich diese Zahlen in der nahen Zukunft wieder erholen.
Aber nicht nur die Tourismusbranche ist von dem Fall des Rubels betroffen. Viele der wohlhabenden Russen haben sich für eine Eigentumswohnung in Pattaya entschieden. Sie suchen einen festen Wohnsitz, um den Winter in Russland überbrücken zu können.
Das hatte bisher ebenfalls positive Auswirkungen auf den Immobilienmarkt in Pattaya. Der Pattaya Property Guide hatte in seiner Januar Ausgabe berichtet, dass der russische Anteil am Erwerb von Immobilien durch die Russen bei massiven 19 % lag. Über 65 Prozent des Umsatzes in Pattaya wurde von russischen Staatsangehörigen getätigt.
Aber nach der aktuellen Wirtschaftskrise haben viele Entwickler ihre Projekte gestoppt oder ganz auf Eis gelegt, berichtet der Immobilen-Führer.
Die Personen mit einem gehobenen Einkommen kommen nach wie vor nach Pattaya, heißt es dort. Betroffen sind die Personen, die über ein niedriges Einkommen verfügen Davon sind auch die Entwickler betroffen.
In dem Immobilienführer wird von einem der führenden Stadtentwickler gesprochen, der in der Stadt ein großes Eigentumsobjekt abgebrochen hat. Obwohl bereits die Mehrheit der Einheiten verkauft wurden, kämpfen die russischen Eigentümer nun darum, diese Wohnungen zu bezahlen.
In Pattaya gibt es mehr als 7.500 Eigentumswohnung Projekte. Davon sind alleine mehr als 30.000 Einheiten in Jomtien. Rund 60 % dieser Wohnanlagen befinden sich noch im Bau, obwohl die Mehrzahl der Wohnungen bereits verkauft wurden.
„Ich denke, dass der Immobilienmarkt in Pattaya ein wenig überhitzt ist. Es gibt so viele Projekte, die alle wie Pilze aus dem Boden schießen. Der Wiederverkaufswert der Projekte ist schon jetzt geringer, da immer wieder neue und bessere Projekte aus dem Boden gestampft werden“, fügt der stellvertretende Honorarkonsul Herr Kriventsov hinzu.
Mark Bowling, der Verkaufsdirektor bei Colliers International sagte: „Einer unserer Kunden, den ich persönlich kenne hat vor kurzem ein großes Projekt abgebrochen. Er konnte nur 40 Prozent der Gebäudes verkaufen. Davon waren 90 Prozent russische Käufer“.
„Der Entwickler hat das Projekt abgebrochen, da in den letzten drei Monaten die Ratenzahlungen der Käufer ausgeblieben waren“, erzählt er. „Der Entwickler sagte mir, dass er das Projekt gestoppt und das Geld an die Käufer zurück gegeben habe. Lieber würde er jetzt 2 Millionen US-Dollar verlieren als später 200 Millionen.
„Was jetzt passiert ist, dass viele Russen ihr bereits gekauftes Eigentum wieder verkaufen müssen. Dabei verlieren sie weiteres Geld, da sie die Objekte weitaus billiger als zum Kaufpreis veräußern müssen. Durch den Wechselkurs verdoppeln sie jetzt ihr Geld und bringen es wieder zurück nach Russland“.
„Es gibt eine Menge Einheiten zum Verkauf auf dem Markt“, sagt er weiter. „Dabei sind die Preise oft tiefer, als sie von den Entwicklern geplant waren. In gewisser Weise ist es jetzt eine gute Gelegenheit für Investoren“.