Abschied von Pattaya

Leserbrief: Abschied von Pattaya

Pattaya/Korat. Fast 8 Jahre habe ich in Pattaya gelebt. Wir, meine in Thailand verstorbene deutsche Frau und ich hatten uns ein schönes Condo in einem Condominium in Pattaya-Jomtien gekauft. Wenn wir morgens aufwachten, konnten wir vom Bett aus auf das Meer sehen.

Es war alles genau so, wie wir es uns immer zum Lebensabend ausgemalt hatten.

Pattaya-Jomtien war ein bißchen ruhiger und nicht so quirlig wie Pattaya-Stadt, weshalb wir dort lieber wohnten als im Getümmel. Trotzdem sind wir jede Woche mehrmals nach Pattaya gefahren, entweder zum Einkaufen bei Carrefour (heute BigC Extra) oder in eines der vielen Restaurants, die europäische Küche anboten.

In unserem Condominium wohnten außer uns noch viele Deutsche, die entweder so wie wir immer dort wohnten oder zum Überwintern für mehrere Monate in’s Haus kamen. So war immer ein Kommen und Gehen und es gab viel Gesprächsstoff und gemütliche Abende.

Im Laufe der Zeit lernten wir auch Menschen näher kennen und es wurden auch gute Bekanntschaften daraus bzw. auch eine Freundschaft.

Mit europäischen Augen betrachtet, gibt es wahrscheinlich an jeder Ecke in Pattaya etwas, was man bemängeln könnte. Wahrscheinlich liegt es aber auch daran, dass es so richtige Pattayaner gar nicht gibt. Es lebt ein bunter Mix an Völkern in Pattaya zusammen mit Thais, die auch nicht dort geboren und zuhause sind. So entsteht ein unglaublich schnelles Zusammenleben und das in jeder Beziehung.

Man möchte eine Lady haben? Bitte sehr, ein paar Bahtscheine später ist ein neues Paar zusammen. Man möchte seine Bar erweitern? Bitte sehr, baue einfach aus und Du hast mehr Platz. Man möchte seinen Müll und Schutt loswerden? Bitte sehr, wirf es in die Pampa, in 3 Wochen ist es überwuchert und keiner sieht es mehr.

Ja, Pattaya ist unbeschreiblich. Es ist offen, schmutzig, frei und trotzdem unglaublich anziehend. Uns hatte es ja auch angezogen.

Jetzt war aber die Zeit reif, das ich Pattaya verlassen wollte. Die vielen Schutt- und Schmutzberge an allen Ecken, der nicht endende Verkehr, der Gestank, die vielen kaputten Straßen und Gehsteige, ich hatte einfach genug davon.

In der Provinz Nakhon Ratchasima (Korat) hatte ich mit meiner neuen Frau, einer Thailänderin, ein schönes Haus gebaut. Im Haus wohnen außer uns noch ihr Sohn und ihre Mutter.

Auf einmal hatte ich jeden Tag frische Luft, keinen Autoverkehr und Lärm vor der Türe und keinen Müll, da es hier keine Geschäfte und Bars gibt, die so etwas produzieren. Stattdessen schaue ich auf endlose Reisfelder und üppige Vegetation. Ich schlafe besser und länger, habe einen ausgefüllten und langen Tag und esse regelmäßig und ausgewogen. Alles bekommt mir sehr gut.

Mit der Familie meiner Frau habe ich viel über Reis gelernt und bei der Reisernte geholfen. Ich habe überhaupt erst einmal viel über Thais und Thailand gelernt, was man in Pattaya nicht kann.

Zugegeben, es ist ein komplettes anderes Leben aber ich bin glücklich auf dem Land. Es erinnert mich an meine Kindheit, da ich auch ländlich aufgewachsen bin.

Kaum zu glauben aber ich habe wirklich viel zu tun. Ich kümmere mich liebevoll um meine Frau, achte ihre Mutter sehr und versuche meinem Stiefsohn ein guter Vater zu sein. In meiner knappen Freizeit schreibe ich an einem Buch, bringe den Kindern der Familie die englische Sprache bei und baue gerade noch eine Hühnerfarm auf. Alles Dinge, die ich in dieser Form in Pattaya nicht leben könnte.

Jetzt mit Abstand von Pattaya ist aber auch erkennbar, dass es einige Dinge gibt, die auf dem Land nicht vorhanden sind. Zwar habe ich sie nie gebraucht und war nie dort, aber hier gibt es keine Lady-Bars. Außerdem auch keine Farang-Restaurants, die ich doch immer wieder einmal gebraucht habe. Stimmt ein paar Abstriche muß man machen.

Wichtig ist, das so glaube ich trifft auf einen jeden zu, das man ein glückliches Leben führt in dem man den Traum lebt, den man hat. Ich für meinen Teil lebe jetzt meinen Traum und träume jetzt mit offenen Augen.

 

Name und Anschrift sind der Redaktion bekannt.

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