Bangkok. Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) hat ihre Wachstumsprognose für die thailändische Wirtschaft im Jahr 2019 auf 3 Prozent gesenkt. Sie ist jedoch optimistisch, dass sich die Bedingungen im nächsten Jahr 2020 wieder verbessern werden.
Der Chefökonom der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) Herr Thiam Hee Ng sagte am Mittwoch (25. September) in Bangkok, dass die Herabstufung von 3,9 Prozent auf nur noch 3 % auf den globalen Wirtschaftsabschwung, den Handelsstreit zwischen den USA und China und den starken Baht zurückzuführen sei.
Er sagte, die Bank habe für das nächste Jahr 2020 eine etwas höhere Wachstumsrate von 3,2 Prozent prognostiziert, was hauptsächlich auf die Infrastrukturinvestitionen im Östlichen Wirtschaftskorridor (EEC) zurückzuführen sei. Gleichzeitig fügte er hinzu, dass er sich jedoch des Risikos von Verzögerungen bei den Investitionen bewusst sei.
Unter den positiven Indikatoren, die die Bank berücksichtigte, befand sich ein erhebliches Interesse der Ausländer an Investitionsanreizen und der Bericht der Investitionsbehörde über mehr ausländische Direktinvestitionen in der Pipeline.
Wie bereits berichtet, planen chinesische und japanische Hersteller, ihre Produktionsstätten nach Thailand und in andere südostasiatische Regionen zu verlegen, um zu vermeiden, dass chinesische Waren von der US-Regierung mit höheren Zollsätzen belegt werden.
Basierend auf den Nachfragetrends für die Industriegebiete der südostasiatischen Nation bevorzugen immer mehr chinesische Hersteller Thailand als Produktionsstandort, um so die steigenden US-Zölle zu vermeiden.
WHA Corp Plc, der führende thailändische Anbieter von Immobilien in Industriegebieten erwartet, dass chinesische Unternehmen sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr die Hälfte ihrer Verträge für Grundstückskäufe in Thailand abwickeln werden.
Im letzten Jahr 2018 waren es dagegen „nur“ rund 12 %. Das Unternehmen WHA Corp Plc entwickelt dabei nicht nur Industrieparks in Thailand sondern mittlerweile auch in Vietnam.
„Viele Unternehmen bewegen ihre Produktionsstätten in andere Länder“, sagte David Nardone, der Gruppenleiter der Abteilung für industrielle Entwicklung des Unternehmens, in einem Interview. „Für Thailand und Vietnam wird dies erhebliche Auswirkungen haben. Ein Wassertropfen für China kann aufgrund der unterschiedlichen Größe der Volkswirtschaften schon eine Flut für uns sein“.
Thailand hat bereits auf den Trend reagiert und mehrere Anreize für Investoren eingeführt. Dazu gehören auch schon spezielle Steuererleichterungen, um genau die Hersteller zu werben, die versuchen, die Zölle zu umgehen, die die Vereinigten Staaten und China gegeneinander auferlegt haben.
Die kombinierten chinesischen und Hongkonger Anträge auf Investitionen in Thailand haben mittlerweile schon einen Wert von rund 1 Milliarde US-Dollar erreicht. Dies ist der zweitgrößte Wert nach Japan, dessen Firmen schon seit langem die Gelegenheit nutzen und in Thailand produzieren.
Die WHA rechnet damit, ihre derzeitige Liste von zehn Gewerbegebieten in Thailand um sechs Gewerbegebiete zu erweitern, und hat schon damit begonnen, auf ihrem Grundstück in Vietnam entsprechende Flächen zu verkaufen.
Die Aktie der WHA stieg in diesem Jahr um rund 8 % und übertraf damit den Anstieg des thailändischen Benchmark SET-Aktienindex um 4,6 %. Zehn von elf Analysten empfehlen die Aktie zum Kauf wogegen nur einer der Analysten zum Verkauf der Aktie rät.
Laut den Angaben der thailändischen Behörden verlagern so wichtige und große Unternehmen wie Sony Corp., Sharp Corp. und Harley-Davidson Inc. ebenfalls einige ihrer Produktionsstätten in das Königreich.
Hee Ng warnte jedoch davor, dass die Handelsspannungen die Weltwirtschaft insgesamt weiterhin belasten und sich auf die thailändischen Exporte und den Tourismus auswirken würden. „Der superstarke Baht hat die Exporte zum Teil belastet und im ersten Halbjahr auch zu einem langsameren Wachstum der Touristenankünfte geführt“, stellte er fest.
Der Baht wurde nicht nur gegenüber dem US-Dollar, sondern auch gegenüber vielen anderen Währungen aufgewertet. Eine Zinssenkung durch die Zentralbank würde den Baht wahrscheinlich nur wenig schwächen, sagte er. Die Anleger betrachten die thailändische Wirtschaft aufgrund eines hohen Leistungsbilanzüberschusses und erheblicher Währungsreserven noch immer als sicheren Hafen.
Die ADB hat auch ihre Prognose für das Wachstum in Asien insgesamt auf 5,4 Prozent in diesem und 5,5 Prozent im nächsten Jahr nach unten korrigiert. Sie verwies auf ein langsameres Wachstum in China, Indien und anderen Volkswirtschaften der Region sowie auf die Unsicherheit, die sich aus den eskalierenden Handelsspannungen und dem Brexit ergibt.
- Quelle: Bangkok Post, Asiatische Entwicklungsbank