Eine Öffnung Thailands ist wohl erst ab dem Herbst ein Thema

Eine Öffnung Thailands ist wohl erst ab dem Herbst ein Thema

BANGKOK. Thailands Tourismussektor ist zuversichtlich, dass die Covid-19 Impfungen einen Wendepunkt der Krise darstellen und die Wiedereröffnung des Landes sowie den Wegfall der Quarantäneanforderungen ermöglichen sollten. Deshalb wurde eine gross angelegte Petition lanciert, welche eine Öffnung der Grenzen bereits per 1. Juli fordert. Ob dieser Zeitpunkt realistisch ist, darf allerdings angezweifelt werden, berichtet Travel News.

Die Einreise nach Thailand ist für Touristen theoretisch schon seit dem letzten Herbst möglich. Jedoch müssen Reisende ein langes und mühsames Einreiseprozedere durchfahren und sich vor Ort dann noch in eine 16-tägige Quarantäne in einem vom Staat vorgegeben, selber zu bezahlendes Hotel begeben (aktuell stehen dafür rund 160 Hotels in allen Kategorien zur Auswahl).

Dass diese Strategie nur wenige Touristen nach Thailand lockt, liegt auf der Hand. Konnten im Dezember teils immerhin rund 2000 Touristen Einreisen pro Tag gemeldet werden, hört man seit Wochen nichts mehr. Wie wir von Thailand-Spezialisten hören, läuft derzeit auch nicht mehr viel, weder aus der Schweiz noch generell. Auf einem Swiss-Flug zwischen Zürich und Bangkok letzte Woche befanden sich in beiden Richtungen weniger als 50 Passagiere an Bord – zumeist Geschäftsleute, Thais sowie Schweizer Rentner mit Wohnsitz in Thailand.

Dass die Tourismusindustrie in Thailand, in welcher zu Spitzenzeiten rund 9 Millionen Menschen beschäftigt waren, massiv leidet, liegt ebenfalls auf der Hand. Stephan Roemer, Inhaber des Asien-Spezialisten Tourasia und gleichzeitig Managing Director der Diethelm Travel Group, der ältesten Destination Management Company mit Sitz in Thailand, richtete sich deswegen schon mehrmals an die thailändische Regierung.

Auf Anfrage von Travelnews erklärt er: «Bereits im April 2020 sprachen wir vor, damals ging es noch um Hygienemassnahmen, welches es umzusetzen galt. Zudem ging es auch um Anstellungsfragen. Laut thailändischem Arbeitsgesetz, welches aus den 60er Jahren stammt, müsste im Prinzip der Arbeitgeber in so einem unvorhersehbaren Fall für 75 % des Salärs der Angestellten aufkommen, was in dieser Situation aber finanziell nicht tragbar war. Wir konnten mit erlaubten individuellen Absprachen eine Lösung finden.

Im August mussten wir nochmals vorsprechen, weil sich keine Öffnung abzeichnete und wir unser Personal vor Ort in unbezahlten Urlaub schicken mussten. Seit November arbeiten wir nur noch mit einem Core-Team, welches zu 50 % Salär erhält und alternierend in zwei Gruppen arbeiten muss, während der Rest der Belegschaft das Minimumsalär sowie alle vorgeschriebenen Sozialleistungen erhält.

Diesen ist auch ein Zweitjob erlaubt, was nach Thai-Recht vom Arbeitgeber abgesegnet sein muss und wir natürlich längst unterzeichnet haben, damit sich unsere Mitarbeitenden über Wasser halten können. Dieses Modell haben inzwischen auch viele Mitbewerber übernommen.»

Natürlich forderte Roemer angesichts dieser dramatischen Lage auch eine weiter gehende Öffnung des Thai-Tourismus, stiess dabei jedoch sowohl beim Government als auch bei Mitbewerbern zunächst auf taube Ohren.

Am 2. März haben nun aber 15 internationale Tourismusunternehmen in Thailand die Kampagne «Open Thailand Safely» gestartet, mit dem Ziel, Thailands Grenzen per 1. Juli 2021 wieder zu öffnen. «In unserer Petition an die königlich thailändische Regierung bitten wir um eine Wiedereröffnung Thailands ab dem 1. Juli 2021 für geimpfte Reisende, ohne Quarantäneauflagen», ist der Petitionsseite zu entnehmen. Roemer hat sich der Petition inzwischen angeschlossen und unterstützt diese vollumfänglich.

Es braucht noch viele Unterschriften

Ob die Petition für jedermann offensteht, der die Wiedereröffnung des Landes wünscht, ist allerdings noch unklar. Wer unterzeichnen will, wird nach einem Firmenlogo gefragt und zudem ist die Unterschrift noch Gegenstand einer Verifizierung. Damit die Petition überhaupt eingereicht werden kann, braucht es 100’000 Unterschriften. Trotz breiter internationaler Medienpräsenz in den letzten 48 Stunden liegen bislang laut Petitions-Webseite erst 6.141 (Stand 3. März 2021, 11.00 Uhr) Unterschriften vor, es sind also noch fast 94’000 weitere nötig.

Ob also die Kampagne «Open Thailand Safely» tatsächlich «in den kommenden Tagen», wie es von den Petitions-Initianten heisst, an den thailändischen Premierminister General Prayuth Chan o-cha, den Minister für Tourismus und Sport, Phiphat Ratchakitprakarn, und den Gouverneur der Tourism Authority of Thailand, Yuthasak Supasorn, vorgelegt werden kann, wird sich noch zeigen müssen.

Nichtsdestotrotz findet etwa Ruth Landolt, die Geschäftsführerin von asia365, die Petition auf jeden Fall einen Schritt in die richtige Richtung: «Es ist eine sinnvolle Geschichte. Der Trade schliesst sich hier wieder einmal zusammen und versucht Einfluss zu nehmen. So werden auch wir bei allen Entscheidungen in Thailand berücksichtigt.» Folglich werde natürlich auch asia365 die Petition unterschreiben, verrät Landolt weiter.

Die Petitions-Initianten argumentieren, dass der 1. Juli aus fünf Gründen ein geeignetes Datum ist, die Grenzen für Reisende wieder zu öffnen:

  1. Die Mehrheit der Bürger in vielen Quellmärkten sollen bis dahin geimpft worden sein;
  2. es gebe den thailändischen Gesundheitsbehörden Zeit, sowohl das Personal im Gastgewerbe als auch gefährdete Bürger/innen im ganzen Land zu impfen;
  3. zudem gebe es internationalen Reisenden Zeit, ihre Reise jetzt zu planen und zu buchen;
  4. das Datum gebe aber auch Fluggesellschaften, Hotels und Reiseveranstaltern Zeit, mit dem Marketing und Verkauf zu beginnen und sich auf die Wiederaufnahme des Tourismusbetriebs vorzubereiten;
  5. und es werde mindestens ein Jahr dauern, bis Thailand wieder die Anzahl internationaler Besucher begrüßen kann, wie es vor Covid-19 der Fall war.

In diesem Zusammenhang ist aber festzuhalten, dass Fluggesellschaften ihre Thailand-Kapazitäten derzeit eher ab- als aufbauen. Zudem ist die vielfach verbreitete Headline im Zusammenhang mit dieser Petition, wonach Thailand per 1. Juli öffnen solle, schon dahingehend missverstanden worden, dass potenzielle Reisende sich vermehrt wieder über Thailand-Ferien informieren.

Das ist nicht grundsätzlich schlecht, aber angesichts dessen, dass es von den Thai-Behörden kein «Öffnungssignal» gibt (sprich, das Gesundheitsministerium immer noch viel mehr tonangebend ist als das Tourismusministerium) und die Petition noch nicht mal eingereicht ist, gibt es derzeit noch keinen Grund zu glauben, dass Thailand-Ferien ab Sommer wieder normal, also ohne 16 Tage Quarantäne, möglich sein müssten.

Roemer bemerkt in diesem Zusammenhang gar, dass Diethelm Travel anlässlich einer neulich erfolgten Unterredung mit den politischen Behörden vernommen habe, dass es wohl «keine Öffnung vor September» geben werde, also tendenziell – leider – nicht mit einer baldigen Lockerung der Einreisebestimmungen zu rechnen sei. Wobei man immer noch hoffen kann, dass sich die ohnehin volatile Lage doch rasch ändert.

Die Krux mit der Impfung

Doch nochmals zurück zur Petition: Damit die sichere Wiedereröffnung gewährleistet werden kann, könnte beispielsweise der Nachweis einer vollständigen Covid-19 Impfung, einer Krankenversicherung und eines negativen PCR-Tests, der innerhalb von 72 Stunden vor Abreise gemacht wurde, obligatorisch werden, wird darin argumentiert.

Das Impf-Argument ist nachvollziehbar, wirft jedoch auch ein paar Fragen auf bzw. geht von unsicheren Prämissen aus: Werden die meisten Quellmärkte bis zum 1. Juli durchgeimpft sein, wie die Petition behauptet? Allein schon beim Fall der Schweiz gibt es hierzu ein grosses Fragezeichen. Darüber hinaus tut sich Thailand schwer mit der offiziellen Zulassung von Impfstoffen, weil man diese am liebsten in Thailand selber produziert haben möchte, wofür es aktuell dem Vernehmen nach Verhandlungen gibt. Aber Stand jetzt ist also noch nicht mal definiert, welcher Impfstoff zur Einreise berechtigen würde.

Aktuell sollte man aber nie «nie» sagen… Werden die Grenzen Thailands tatsächlich zum 1. Juli geöffnet, wird zweifellos eine grosse Welle von Reisenden nach Thailand fliegen, ist sich Landolt sicher: «Ich zweifle keinen Moment daran, dass wenn die Grenzen am 1. Juli wirklich aufgehen sollten, viele Personen nach Thailand reisen werden. Allerdings muss dies zuerst auch noch geschehen.» Zudem komme es nicht nur auf die Öffnungs-Entscheidung Thailands an, sondern auch darauf, wie sich unsere Covid-19 Zahlen entwickeln. «Wenn wir die hohen Ansteckungszahlen nicht in den Griff bekommen, dann wird Thailand uns auch nicht berücksichtigen», so Landolt.

 

  • Quelle: Travel News