BANGKOK. Thailands Tourismussektor, traditionell eine starke Säule der Wirtschaft, befindet sich laut Yuthasak Supasorn, Vorsitzender der thailändischen Industrie- und Gewerbebehörde (IEAT) und ehemaliger Gouverneur der thailändischen Tourismusbehörde (TAT), an einem kritischen Punkt. Trotz ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber früheren Herausforderungen kämpft die Branche nun mit strukturellen Veränderungen und einem spürbaren Rückgang der Touristenzahlen.
„Der thailändische Tourismus war ein wichtiger Motor unserer Wirtschaft, steht aber nun an einem Wendepunkt“, kommentierte Supasorn und verwies auf die sich verändernde Landschaft der Branche.
Aktuelle Daten zeigen einen besorgniserregenden Trend:
In den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 begrüßte Thailand 14,3 Millionen ausländische Besucher, was einem Rückgang von 2,7 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Besonders beunruhigend ist der starke Rückgang des asiatischen Marktes, der fast 63 % aller Besucher ausmacht.
Ein erheblicher Teil dieses Rückgangs ist auf den starken Rückgang chinesischer Touristen zurückzuführen – Thailands historisch größte Gruppe ausländischer Besucher – deren Zahl um 32,7 % sank, von 2,91 Millionen im Jahr 2024 auf nur noch 1,95 Millionen in diesem Jahr. Dieser starke Rückgang führte dazu, dass sich die täglichen Ankunftszahlen halbierten – von 21.300 im Januar auf 10.000 im Mai.
Erstmals seit zwölf Jahren wird die Zahl der chinesischen Touristen voraussichtlich unter 5 Millionen sinken. Sollten sich die aktuellen Trends fortsetzen, könnten 2025 nur noch 4 bis 5 Millionen chinesische Besucher kommen – ein deutlicher Kontrast zum Höchststand von 11,1 Millionen vor der Pandemie.
Ein wesentlicher Faktor für diesen Rückgang ist die negative Wahrnehmung Thailands, die durch den Film „No More Bets“ noch verstärkt wurde. Der Film beleuchtet Themen wie Betrug, Menschenhandel und Sicherheitsbedenken. Eine Umfrage von Dragon Trail International berichtet von einer Verdoppelung der Zahl chinesischer Touristen, die aus Sicherheitsgründen Bedenken haben, Thailand zu besuchen.
Supasorn erkannte diese Herausforderung an und erklärte: „Die Wahrnehmung Thailands als unsicheres Reiseziel hat Auswirkungen.“ Als Reaktion darauf drängte er auf eine umfassende Neuausrichtung des thailändischen Tourismus, bei der der Schwerpunkt auf Qualität, Nachhaltigkeit und Diversifizierung verlagert werden sollte.
Er plädiert für die Rückkehr chinesischer Touristen und die Erschließung neuer Märkte, insbesondere Indien, das aufgrund der kürzlich eingeführten Visafreiheit voraussichtlich Russland als drittgrößte Touristenquelle überholen wird. Supasorn betonte außerdem, wie wichtig es sei, einkommensstarke Touristen anzuziehen und den Inlandstourismus als verlässliche Einnahmequelle zu stärken.
Auch Thailands globale Wettbewerbsfähigkeit im Tourismus hat nachgelassen, wie der Rückgang des Landes auf Platz 47 im Reise- und Tourismusentwicklungsindex 2024 zeigt. Um dem entgegenzuwirken, schlägt Supasorn vor, die Sicherheits- und Hygienestandards zu verbessern, neue Touristenrouten zu entwickeln und Thailand als Vorreiter im nachhaltigen Tourismus zu positionieren.

„Thailand muss sich anpassen, sonst riskiert es, abgehängt zu werden“, warnte er. „Jetzt ist die Zeit für Veränderungen.“
Mit diesen strategischen Empfehlungen möchte Thailand seinen Status als erstklassiges globales Reiseziel zurückgewinnen und gleichzeitig angesichts der sich entwickelnden globalen Herausforderungen nachhaltiges Wachstum und Widerstandsfähigkeit gewährleisten.
- Quelle: ASEAN Now, The Thaiger