BANGKOK. Der thailändische Baht hat seit Jahresbeginn gegenüber dem US-Dollar um fast 8 % an Wert gewonnen. Damit ist er die stärkste Währung Asiens. Obwohl eine schnelle Währungsaufwertung als Zeichen wirtschaftlicher Stärke gewertet werden sollte, zeichnet die Realität eine weitaus komplexere und besorgniserregendere Situation.
Normalerweise steigt die Stärke einer Währung, wenn die inländischen Zinsen hoch sind, die Wirtschaft kräftig wächst oder die Inflation angemessen und stabil ist. In Thailand hingegen hat sich die wirtschaftliche Lage in die entgegengesetzte Richtung entwickelt. Die Zinsen bleiben zu niedrig, ebenso wie Wirtschaftswachstum und Inflation. Es gibt keine rationale Erklärung für die entgegengesetzte Entwicklung der thailändischen Währung.
Daher richtet sich die Aufmerksamkeit nun auf die Zahlungsbilanz. Ein anhaltender Leistungsbilanzüberschuss scheint dabei eine entscheidende Rolle zu spielen.
Der Ökonom Supavudh Saicheua, Vorsitzender des Nationalen Rates für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (NESDC), äußerte Bedenken hinsichtlich der Zuflüsse von durchschnittlich drei Milliarden US-Dollar pro Quartal in den vergangenen zwei bis drei Jahren, die sich in der sogenannten „Fehler- und Auslassungszeile“ der Zahlungsbilanz niederschlagen.
Er warnte, dass solche Geldströme die Währung verzerren könnten und forderte die Regulierungsbehörden auf, herauszufinden, warum diese Gelder in das System gelangen – und deutete damit auf mögliche illegale Aktivitäten hin.
Seitdem stehen „Fehler und Auslassungen“ im Mittelpunkt einer anhaltenden Debatte zwischen den beiden wichtigsten Wirtschaftsagenturen des Landes – der Bank of Thailand (BoT) und dem NESDC.
Die BoT reagierte schnell. Chayawadee Chai-anant, stellvertretender Gouverneur der Corporate Relations Group der BoT, sagte, die Zentralbank habe keine ungewöhnlichen Zuflüsse festgestellt und dass „Nettofehler und -unterlassungen“ keinen zusätzlichen Druck auf die Währung ausüben könnten.
Kapitalzuflüsse in thailändische Anleihen in Höhe von netto 1,2 Milliarden US-Dollar wurden in diesem Jahr durch Netto-Eigenkapitalabflüsse ausgeglichen. Für die BoT ist dies das normale Verhalten renditeorientierter Anleger und nicht Spekulation oder Geldwäsche, wie befürchtet.
In der Zwischenzeit erwägen das Finanzministerium und die BoT Berichten zufolge eine neue Steuer auf Online-Goldtransaktionen, die in Baht abgewickelt werden.
Der Schritt, der die Aufwertung der Währung bremsen soll, wirft weitere Fragen auf. Zwischen Januar und Juli stiegen die Goldexporte um 69 Prozent auf 254 Milliarden Baht (rund 8 Milliarden US-Dollar), wobei die Lieferungen nach Kambodscha besonders kritisch betrachtet wurden. Doch ist Gold wirklich der Grund für die Stärke des Baht? Und würde eine solche Maßnahme die zugrunde liegenden Fundamentaldaten angehen oder sie nur überdecken?

Was die Thailänder sehen, ist keine klare Erklärung, sondern die eklatante Trennung zwischen den Wirtschaftsorganisationen des Landes. Das NESDC warnt vor versteckten Zuflüssen, die BoT beharrt darauf, dass es keine gibt. Das Finanzministerium deutet auf Steuern hin, Investoren bleiben verunsichert. Dieses Stimmengewirr spiegelt ein tieferes Problem wider: einen Mangel an Koordination und Kohärenz in der Wirtschaftsführung.
Thailand hat eine neue Regierung, einen neuen Finanzminister, einen neuen Zentralbankgouverneur und einen neuen NESDC-Generalsekretär. Die Öffentlichkeit darf einen Neuanfang erwarten, doch die Aussagen sind widersprüchlich. Das verheißt nichts Gutes für die Wirtschaft des Landes, weder im Inland noch im Ausland.
Der rasante Anstieg des Baht ist ein Symptom. Die eigentliche Krankheit ist die mangelnde Kohärenz der politischen Entscheidungsträger an der Spitze. Es ist Zeit für sie, zusammenzuarbeiten und an einem Strang zu ziehen.
- Quelle: Bangkok Post