Thailand im Stillstand: Die wirtschaftlichen Folgen

Finanzminister Suchart Thadathamrongvej schätzt den Schaden durch die Schließung des Flughafen im IV. Quartal 2008 auf 100 Milliarden Baht. Thailands Wirtschaft, die langsam aber sicher von der Weltwirtschaftskrise erfaßt wird, sei nun am Boden: „Die Demonstrationen schädigen Vertrauen, Investitionen und Tourismus.“

Die Schätzung des Finanzministers ist im unteren Bereich anzusiedeln, die thailändische Handelskammer schätzt den Schaden auf zwischen 134 und 215 Milliarden Baht, sofern die politische Krise bis Dezember andauert.

Thailands Aktienindex fiel seit Beginn der Demonstrationen am 25. Mai um 55%. Auch der Baht geriet nach Schließung des Flughafens ins Rutschen und notiert den tiefsten Stand gegenüber dem US-Dollar seit 21 Monaten.

Industrie

Die mageren Aussichten für 2009 müssen weiter nach unten korrigiert werden. Ein Wirtschaftswachstum von 3% wird kaum noch erreicht werden können. Mit jedem Prozentpunkt weniger Wachstum werden laut Analysten aber Hunderttausende ihre Jobs verlieren.

Zuerst werden Kleinbetriebe und Mittelstandsunternehmen Konkurs anmelden müssen. Die Arbeitslosenquote wird in die Höhe schnellen und damit die Kriminalität. Allein der in den letzten Tagen auf dem Flughafen entstandene Schaden wird von dem Verband der thailändischen Industrie (FTI) auf über 10 Milliarden Baht geschätzt.

Frachtflugzeuge können keine in Thailand hergestellten Produkte transportieren. Etwa zehn Hersteller in der Elektroindustrie geraten in Schwierigkeiten, weil sie ihre Produkte nicht exportieren können. Allein in der Elektronikbranche werden dadurch pro Tag 2 Milliarden Baht Verluste eingefahren.

Elektronikteile wie Festplatten werden normalerweise per Flugzeug geliefert, der Transport dauert drei Tage, mit dem Schiff würde das bis zu einem Monat dauern. Daher ist ein kurzfristiger Umstieg auf Frachtschiffe nicht möglich, die Firmen befürchten, daß von Geschäftspartnern in aller Welt wegen Vertragsbruchs die Verträge gekündigt werden.

Der Präsident der FTI forderte die Parteien zu Gesprächen auf, damit das Land nicht auch noch im wirtschaftlichen Chaos versinkt.

Tourismus

Ungefähr 80% aller Touristen in Thailand kommen am Flughafen Suwannaphum an. Im I. Quartal 2009 wird mit Massenentlassungen in der Tourismusbranche gerechnet.

Ferner sind Geschäftsleute und Konferenzteilnehmer betroffen. Sechs in Bangkok geplante Konferenzen mußten bereits abgesagt werden, die entgangenen Einnahmen belaufen sich auf 11 Milliarden Baht. 68% weniger Konferenzteilnehmer (MICE) werden im IV. Quartal nach Bangkok reisen – in dieser Höhe belaufen sich die Schätzungen – und die MICE sind die zahlungskräftigsten Gäste in Thailand, die das meiste Geld ausgeben, mehr noch als „Qualitätstouristen“.

Das Ausbleiben von Touristen, Geschäftsleuten und Konferenzteilnehmern wird eine Kettenreaktion auslösen, was Entlassungen betrifft. Die „Bangkok Post“ berichtet, daß 4000 Reiseunternehmen mit 200.000 Mitarbeitern zur Zeit so gut wie nichts zu tun hätten. Hier wird es Entlassungen geben, ebenso in den Hotels und Restaurants und allen Betrieben und Firmen, die direkt oder indirekt vom Tourismus leben.

Insbesondere Hoteliers sind nun in großer Sorge. Zwar sind die Zimmer in der sogenannten „Peak Season“ zwischen Weihnachten und Neujahr alle ausgebucht, es steht jedoch zu befürchten, daß die Reservierungen rückgängig gemacht werden. Während der alleinreisende Herr, der schon unzählige Male in Thailand war, sich möglicherweise nicht abschrecken lassen wird, werden es sich Familien mit Kindern sehr wohl überlegen, ob sie den Jahreswechsel in einem Land verbringen wollen, in dem gelinde gesagt politische Unsicherheit herrscht.

Immobilien

Die Immobilienbranche kommt ins Schwitzen. Bauträger und Projektentwickler, die mit immer tollkühneren und teureren Objekten warben, sehen sich am Abgrund stehen. Immobilienfirmen wie die Buathong Property Group zogen die Notbremse, weil vermutet wird, daß 20% weniger Verkäufe getätigt werden als ursprünglich angenommen. Risiken sollen daher nicht mehr eingegangen werden, neue Projekte werden vorerst auf Eis gelegt. Bloomberg, bp, la