Ändert Thailand seine Staatsreligion?

von Hans Joachim Riemenschneider 

Bangkok. Bereits im vergangenen Jahr hat einer der der landesweit am meisten verehrten Mönche, Phra Paisan Visalo, gesagt, "Konsum ist nun die neue Thai Religion. "In der Vergangenheit gingen die Menschen an jedem heiligen Tag in den Tempel. Heute gehen sie stattdessen in die Einkaufszentren“.

Gerade in der jetzigen Zeit, in der immer mehr Geschichten, Skandale und korrupte Mönche bekannt werden, scheinen die Worte von Phra besonders relevant zu sein, schreibt die Coconut Bangkok.

Da muss man sich fragen, ob man beim Surfen in Facebook auf seinem „Smartphone“ ebenfalls zur Erleuchtung kommt. Bei zumindest einigen Mönchen scheint das bereits schon der Fall zu sein, mutmaßt die thailändische Presse. Wir sind zwar keine Experten, aber es dürfte wohl eher als störend empfunden werden, schreibt man dort.

Selbst in der amerikanischen Presse wird darüber spekuliert, dass der „Konsumismus“ in der Tat die neue Thai Religion und vielleicht sogar die bessere sein könnte. Die Publikation „Quartz“ hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt und recherchiert, das alleine mit der Bereitstellung von Produkten für die Mönche jährlich rund 10 Milliarden Baht umgesetzt werden.

„Die Mönche sind nicht nur heilig, sondern auch noch ein lukratives Geschäft dazu“, wird berichtet. Ein Zeichen dafür, das der Markt um die Mönche unaufhörlich weiter wächst ist ein Mega-Vorratsspeicher am Stadtrand von Bangkok. Hang Sangkapan oder "Monk Supply" sucht Investoren und Franchise Nehmer, die nach dem Vorbild von Carrefour ihr Geschäft weiter ausbauen.

Von religiöser Kleidung, über Kerzen, Räucherstäbchen, Buddha Statuen, Bildern und Altar-Tabellen findet man hier alles, was das Herz eines Buddhisten höher schlagen lässt.

Von religiöser Kleidung, über Kerzen, Räucherstäbchen, Buddha Statuen, Bildern und Altar-Tabellen findet man hier alles, was das Herz eines Buddhisten höher schlagen lässt.

Sakol Sangmalee gründete den Hang-Sangkapan eine Art Mönch-Megastore vor sechs Jahren. Er hatte damals einen frustrierenden Tag in Bangkoks verstopften Straßen auf der Suche nach Zubehör für 99 arme Novize, die er beschenken wollte, erlebt.

Das bedeutete, 99 Sätze von Roben, Schüsseln und Spesen. Er bahnte sich damals mit seinen Ellbogen seinen Weg von einem kleinen traditionellen Geschäft zum anderen, sagt er. Aber er war nicht in der Lage, die gewünschten Einzelteile an einem Ort oder in einem einzigen Lager aufzutreiben.

Während seines „weniger-als-erhebenden“ Ausflugs, fand Herr Sakol, dass zu allem Übel auch noch sein Auto abgeschleppt worden war. Er verbrachte den Rest des Tages auf der Polizeiwache und musste ein Bußgeld bezahlen damit sein beschlagnahmtes Fahrzeug wieder freigegeben wurde.

„An diesem Tag kam mir die Idee“, sagte er, das „Mega-Mönch-Geschäft“ zu gründen. In Thailand leben rund 65,9 Millionen Menschen. Davon sind 61,5 Millionen Buddhisten. Und zumindest jeder Mann braucht einmal in seinem Leben eine Robe, sagt er weiter.

Unter den mehr als eine Million Artikel zum Verkauf gibt es zahlreiche obligatorische Safranroben. Sie beginnen bei 1000 Baht mit synthetischen Fäden für die Mönche die nur über ein kleines Budget verfügen. Für die im wahrsten Sinne des Wortes gutbetuchten Mönche kommen da für kostspielige Baumwollroben schnell ein paar tausend Baht zusammen.

Laut Auskunft des thailändischen Buddhismus Büro gab es in Thailand am Ende des Jahres 300.000 Mönche und mehr als 60.000 Novizen. Auch die müssen sich irgendwo einkleiden, berichtet Herr Sakol dem Wall Street Journal.

„Ich habe dann mit 50 Millionen Baht die ich zur Hälfte gespart und zur anderen Hälfte von einer Bank als Kredit aufgenommen habe Hang Sangkapan im Jahr 2007 eröffnet“, berichtet er stolz. „Mein Geschäft liegt auf mehr als eine viertel Million Quadratmeter Land, und ist der modernste Handelsplatz und das größte buddhistische Zubehör-Geschäft im ganzen Land. In unserem großen Lager haben wir alle Dinge, die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Und natürlich haben wir einen großen Parkplatz“, setzt er schmunzelnd hinzu.

„Ich habe dann mit 50 Millionen Baht die ich zur Hälfte gespart und zur anderen Hälfte von einer Bank als Kredit aufgenommen habe Hang Sangkapan im Jahr 2007 eröffnet“, berichtet Herr Sakol stolz.

Gerade zum Beginn der Fastenzeit, dem Khao Phansa geht es bei uns zu wie zu Weihnachten.

"Das Konsumverhalten hat sich viel verändert", sagt der 52-jährige Herr Sakol, der verheiratet ist und zwei Kinder hat. "Die Menschen sind nicht mehr loyal zu jedem traditionellen Mönch Zubehör Geschäft", sagt er. "Sie gehen heute dahin, wo es eine Klimaanlage gibt und sie alles was sie brauchen, auf einmal kaufen können.“.

"Hang Sangkapan wurde für uns gebaut,“ sagt Pra Somwang Gunkogkrued, ein 62-jähriger Mönch, der jeden Samstag eine Stunde die Artikel für seinen Tempel kauft. Ich kann viele Dinge wie Dharma Bücher, Räucherstäbchen, Kerzen, Roben und Ordination kaufen und bekomme die Sachen auch noch geliefert", sagt er." Es ist bequem und komfortabel.“

Eine Studie des Kasikorn Research Center, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde belegt, dass in der Mönch-Versorgung Branche pro Jahr rund ca. 10 Milliarden Baht umgesetzt werden.

Das nächste Ziel von Herrn Sakol soll das Franchising seines Geschäfts werden. Er denkt, er könnte das Land mit Hunderten von Geschäften überziehen und sucht dazu noch Investoren und Franchiseunternehmer.

Er ist überzeugt, dass sein Geschäft jeden Konjunkturzyklus schlägt. "Selbst wenn die Wirtschaft nach unten geht oder durch politische Krisen in die Enge getrieben wird, die Menschen wollen immer noch gute Werke tun und glücklich sein. Deswegen wird mein Geschäft immer laufen“, beendet er das Interview.