BANGKOK. Thailands ehemaliger Premierminister Thaksin Shinawatra (links) und seine Tochter, die neu gewählte Premierministerin Paetongtarn Shinawatra kommen vor der königlichen Bestätigungszeremonie in der Parteizentrale der Pheu Thai in Bangkok, Thailand an, bei der Paetongtarn zum neuen Premierminister Thailands ernannt wird.
Nach Wochen der Ungewissheit ist Paetongtarn Shinawatra zur Premierministerin Thailands aufgestiegen und hat damit das Amt ihres abgesetzten Vorgängers Srettha Thavisin übernommen. Mit 37 Jahren stellt sie das neueste Kapitel in der politischen Saga von Shinawatra dar, doch die Frage nach der Dauer ihrer Amtszeit steht im Raum.
Am Sonntag wurde Paetongtarn offiziell als Thailands 31. Premierministerin vereidigt, nachdem ein Gericht den Immobilienmagnaten Srettha aufgrund einer Untersuchung zu ethischen Fragen von seinem Amt ausgeschlossen hatte. Ihre parlamentarische Bestätigung erfolgte trotz ihrer geringen politischen Erfahrung und ohne vorherigen Wahlsieg. In einem Gespräch mit der Presse versicherte sie der Öffentlichkeit, dass sie ihren eigenen Weg gehen wolle.
Paetongtarn ist die Tochter von Thaksin Shinawatra, Thailands umstrittenem ehemaligen Premierminister, der seit seinem ersten Erdrutschsieg bei den Wahlen im Jahr 2001 eine Figur der Spaltung ist. Thaksin, heute 75 und ein prominenter Milliardär, erlebte zwei Amtsenthebungen und ein 15-jähriges Exil. Letztes Jahr kehrte er unter mysteriösen Umständen nach Thailand zurück, die auf eine Machtteilungsvereinbarung mit den royalistischen Fraktionen hindeuteten, berichtete VOA News.
Experten wie Verapat Pariyawong, die an der SOAS in London thailändisches Recht und Politik lehrt, stellen fest, dass Thaksins Einfluss noch immer spürbar ist. „Thaksin ist hinter den Kulissen sehr involviert“, sagt Pariyawong und betont damit, mit welchen Schwierigkeiten Paetongtarn konfrontiert sein wird, wenn sie das bleibende Erbe und politische Gewicht ihres Vaters verwalten will.
Als Thaksins Pheu Thai Partei bei den Wahlen 2023 gegen die prodemokratische Move Forward Partei (MFP) verlor, war das nicht nur eine Wahlniederlage, sondern auch ein Wandel in Thailands politischer Landschaft. Move Forward wurde inzwischen aufgelöst und mit Blick auf die Wahlen 2027 in People’s Partei umbenannt, sodass Pheu Thai nun um die politische Vorherrschaft kämpft.

In ihrer Antrittsrede betonte Paetongtarn ihr Engagement, Thailand in ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu verwandeln. Doch die Herausforderungen scheinen gewaltig. Die Wirtschaft des Landes schwächelt, die Verschuldung der privaten Haushalte ist so hoch wie nie zuvor und ein umstrittenes Konjunkturpaket in Form von digitalem Bargeld in Höhe von 14 Milliarden Dollar steht auf dem Spiel.
Kritiker argumentieren, dass die Marke Shinawatra ihren Reiz verloren habe, da die populistische Politik keinen langfristigen Wohlstand gebracht habe. Aat Pisanwanich, ein unabhängiger Wirtschaftsexperte, behauptet, dass „populistische Politik die Menschen arm und verschuldet gehalten hat“. Paetongtarns Verständnis für wirtschaftliche Fragen wird weiterhin kritisch untersucht, und interne politische Dynamiken könnten weitere Risiken bergen.
Trotz dieser Herausforderungen kann die politische Widerstandsfähigkeit der Shinawatra-Familie nicht unterschätzt werden. Analyst Sirote Klampaiboon meint, dass der Einfluss der Dynastie noch lange nicht vorbei sei, selbst wenn Paetongtarn mit politischen Turbulenzen konfrontiert sei. „Die Shinawatras werden weiterhin eine gewaltige Kraft in der thailändischen Politik sein“, schlussfolgert er.
In diesem Klima politischer Unbeständigkeit stellt Paetongtarns Amtszeit als Premierminister sowohl eine Fortsetzung als auch eine Bewährungsprobe für das Erbe Shinawatras in Thailand dar.
- Quelle: ASEAN NOW