BANGKOK. Die ehemalige thailändische Premierministerin Yingluck Shinawatra, die derzeit im Exil lebt, muss mit einer Gefängnisstrafe rechnen, sollte sie nach Thailand zurückkehren. Justizminister Tawee Sodsong stellte am Dienstag klar, dass Yingluck die Kriterien für eine neue Initiative für alternative Haftanstalten, die die traditionelle Gefängnisnutzung reduzieren soll, nicht erfülle.
Die 57-jährige Yingluck wurde im August 2017 vom Obersten Gerichtshof Thailands in Abwesenheit zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Das Urteil stand im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Fahrlässigkeit, durch den Korruption im Reispfandprogramm ihrer Regierung ermöglicht wurde, was zu Staatsverlusten von etwa 500 Milliarden Baht (rund 13,6 Milliarden US-Dollar) führte.
Im Rahmen des bald startenden alternativen Haftprogramms der Strafvollzugsbehörde kommen nur Personen infrage, die eine Gefängnisstrafe von bis zu vier Jahren verbüßt haben. Yingluck kommt also nicht infrage. Dies wurde sowohl von Justizminister Tawee als auch von Sahakarn Phetnarin, dem Generaldirektor der Strafvollzugsbehörde, bekräftigt.

Tawee Sodsong betonte, dass die neue Haftoption darauf abziele, Thailand an internationale Standards im Strafvollzug anzupassen. Er wies darauf hin, dass die Mehrheit der thailändischen Gefängnisse fast ein Jahrhundert alt sei und sich etwa 50 davon in einem besonders schlechten Zustand befänden. Aufgrund von Budgetbeschränkungen könne jedes Jahr nur ein neues Gefängnis gebaut werden, was zu chronischer Überbelegung beitrage.
Ein interessanter Aspekt dieses neuen Programms ist sein Fokus auf die Senkung der Rückfallquote. Untersuchungen haben ergeben, dass Häftlinge, denen alternative Haftbedingungen gewährt werden, statistisch gesehen weniger wahrscheinlich weitere Straftaten begehen als Häftlinge, die herkömmliche Haftstrafen verbüßen.
Trotz Gerüchten, dass das neue Programm Yinglucks Rückkehr ermöglichen könnte, wies der Minister diese Behauptungen entschieden zurück und betonte, dass das Programm unparteiisch sei. „Die neue Option ist nicht auf eine bestimmte Person zugeschnitten, sondern auf alle, die Anspruch darauf haben“, verkündete er und wies Gerüchte über eine Vorzugsbehandlung zurück.
Obwohl das Konzept der alternativen Haft in der öffentlichen Diskussion an Bedeutung gewonnen hat und allgemein begrüßt wird, sind einige Verfahrensfragen noch ungeklärt. Diese müssen laut Tawee geklärt werden, bevor die Initiative vollständig umgesetzt werden kann.
Yinglucks Fall erregt weiterhin Aufmerksamkeit, da er Gerichtsverfahren mit politischen Dynamiken in Thailands sich ständig weiterentwickelnder politischer Landschaft verknüpft. Die mögliche Rückkehr der ehemaligen Premierministerin wirft weitere Fragen über das Justizsystem des Landes und seine umfassenderen Auswirkungen auf die politische Versöhnung auf, berichtete die Bangkok Post.
- Quelle: Bangkok Post