Die sengende Hitze im April in Thailand ist noch immer nicht vergleichbar mit der steigenden politischen Temperatur innerhalb der Regierung, die sich aufgrund einer Vielzahl von Problemen nun dem „Siedepunkt“ nähert.

Thaksin ändert seine Strategie und plant eine Kabinettsumbildung – Wird ein Banker neuer Finanzchef?

BANGKOK. Die sengende Hitze im April in Thailand ist noch immer nicht vergleichbar mit der steigenden politischen Temperatur innerhalb der Regierung, die sich aufgrund einer Vielzahl von Problemen nun dem „Siedepunkt“ nähert.

Dies wird deutlich an dem anhaltenden politischen Überlistenspiel zwischen den beiden großen Koalitionsparteien, die sich hemmungslos gegenseitig die Schläge versetzen. Dies wirft die Frage auf, welches Ausmaß an politischen Veränderungen sich am Horizont abzeichnen könnte.

Viele Beobachter sagen voraus, dass wir nach dem Songkran-Fest eine Veränderung in der politischen Landschaft erleben könnten – vielleicht einen Wechsel der Szene oder sogar der Akteure selbst.

Dies geschah trotz früherer Prognosen verschiedener Meinungsforscher – und wiederholter Versicherungen von Premierministerin Paetongtarn Shinawatra selbst, als Vorsitzende der Pheu-Thai-Partei –, dass die Koalitionsparteien während der gesamten Amtszeit zusammenhalten und Hand in Hand regieren würden.

Allerdings steht die Regierung nun sowohl aufgrund interner als auch externer Herausforderungen unter Druck, und es kommt zu zunehmenden Rückschlägen – insbesondere im Bereich der Wirtschaftspolitik, wo wichtige Initiativen hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind.

Das „Digital Wallet“-Programm beispielsweise steht seit langem in der Kritik, weil es nicht das ist, was ursprünglich versprochen wurde. Bisher ist es erst in Phase 2 angekommen.

In jüngster Zeit stieß der Gesetzentwurf für den „Unterhaltungskomplex“, den die Pheu-Thai-Partei als Vorzeigeprojekt zur Konjunkturförderung präsentiert hatte, um die Staatseinnahmen zu steigern – und möglicherweise die Popularität der Partei bei den nächsten Wahlen zu steigern –, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Parlaments auf erheblichen Widerstand. Die Opposition bereitete dem Premierminister so große Sorgen, dass die ursprünglich für den 9. April geplante Beratung um drei Monate verschoben wurde.

Thaksin ändert seine Strategie und plant eine Kabinettsumbildung – Wird ein Banker neuer Finanzchef?

Erschwerend kommt hinzu, dass sich nun auch innerhalb der Koalition Widerstand regt. Chaichanok Chidchob – Abgeordneter für Buriram, Generalsekretär der Bhumjaithai-Partei und Sohn von Newin Chidchob – erklärte im Parlament in einem dramatischen Schritt, er werde „Casinos niemals zustimmen“.

Obwohl der stellvertretende Premierminister und Innenminister Anutin Charnvirakul als Vorsitzender der Bhumjaithai-Partei schnell klarstellte, dass die Bemerkung „nicht im Drehbuch stand“ und nicht die offizielle Haltung der Partei widerspiegele, war der Schaden bereits angerichtet.

Die Tatsache, dass der „Sohn des Parteipatriarchen“ es wagte, im Parlament eine so kühne Erklärung abzugeben, unterstrich nur das anhaltende politische Austricksungsspiel der Koalitionspartner und beschleunigte die Eskalation bis zum Siedepunkt noch weiter.

Dabei sind andere brisante politische Themen wie Verfassungsänderungen, gegen die die Pheu-Thai-Partei weiterhin auf Widerstand stößt, noch gar nicht berücksichtigt. Hinzu kommt die bevorstehende Debatte über ein Amnestiegesetz, das in der nächsten Parlamentssitzung behandelt werden soll und mit ziemlicher Sicherheit heftige politische Auseinandersetzungen auslösen wird.

Angesichts der vielen aufkeimenden Spannungen ist klar, dass der Premierminister und die Pheu-Thai-Partei als Koalitionsführer an Boden verloren haben. Und angesichts des Erbes des Parteipatriarchen Thaksin Shinawatra ist es höchst unwahrscheinlich, dass er einen solchen politischen Rückschlag unbeantwortet hinnehmen wird.

Ähnlich wie bei wirtschaftlichen Fragen – die letztlich darüber entscheiden könnten, ob der Premierminister die Regierung eine volle Amtszeit lang führen kann – ist der Druck enorm. Man darf nicht vergessen, dass die Pheu-Thai-Partei, die das Erbe der Thai Rak Thai antritt, für ihre populistische Politik bekannt ist und daher Leistungskennzahlen erwartet, die denen der Regierung der „Thaksin-Ära“ unter der Führung des Vaters des Premierministers in nichts nachstehen.

Es heißt, Thaksin bereite nun eine Neuausrichtung der politischen Strategie der Pheu-Thai-Regierung vor, um nach der enttäuschenden Leistung mehrerer wichtiger Initiativen das Vertrauen wiederherzustellen. Diese Bemühungen trugen auch dazu bei, die Popularität der Partei wiederherzustellen – ein klassischer „Game-Changer“-Schachzug, für den Thaksin bekannt ist.

Jüngsten Berichten zufolge gründet Thaksin ein neues Wirtschaftsteam, das Maßnahmen zur Bekämpfung der privaten Verschuldung erarbeiten soll. Diese Initiative dürfte das neue Flaggschiff der Partei und das Herzstück ihres bevorstehenden Wahlkampfs werden und steht im Einklang mit Ideen, die er bereits in verschiedenen öffentlichen Foren geäußert hat.

Eine solche Gelegenheit bot sich während eines Treffens mit Anhängern der Roten Hemden in der Provinz Phitsanulok am 18. März, bei dem Thaksin erklärte:

Wir werden eine neue Wirtschaftspolitik ankündigen. Ich habe mit Paetongtarn daran gearbeitet. Unsere Frage ist: Wie können wir die Schulden der Thailänder abbauen? Die Verschuldung der privaten Haushalte ist erdrückend geworden. Deshalb denken wir darüber nach, alle Schulden aufzukaufen und sie aus dem Bankensystem zu entfernen. Dann könnten die Menschen ihre Schulden schrittweise zurückzahlen. Wir würden ihre Schufa-Einträge bereinigen und ihnen einen Neuanfang ermöglichen. Sie könnten wieder ihren Lebensunterhalt verdienen. Und das Wichtigste: Es würde den Staat keinen einzigen Baht kosten.“

Es ist klar, dass der Schuldenerlass eine der obersten Prioritäten der Pheu Thai ist, da er die Zustimmungswerte der Partei im Vorfeld der nächsten Wahlen direkt beeinflussen könnte.

Berichten zufolge werden zu Thaksins sogenanntem „Schuldenerlassteam“ namhafte Banker, Ökonomen und Rechtsexperten gehören, die bei der Ausarbeitung strategischer Pläne und politischer Rahmenbedingungen für diese Initiative mitwirken sollen.

Dies steht im Einklang mit Thaksins jüngsten Aktivitäten hinter den Kulissen, zu denen auch eine Reihe privater Treffen mit dem Beraterteam des Premierministers gehörten.

 

Die sengende Hitze im April in Thailand ist noch immer nicht vergleichbar mit der steigenden politischen Temperatur innerhalb der Regierung, die sich aufgrund einer Vielzahl von Problemen nun dem „Siedepunkt“ nähert.
Die sengende Hitze im April in Thailand ist noch immer nicht vergleichbar mit der steigenden politischen Temperatur innerhalb der Regierung, die sich aufgrund einer Vielzahl von Problemen nun dem „Siedepunkt“ nähert.

 

Inzwischen sind im Zuge der allgemein erwarteten Kabinettsumbildung nach Songkran bereits mehrere Namen aufgetaucht – insbesondere die der „zwei Pichais“: Pichai Chunhavajira, stellvertretender Premierminister und Finanzminister, und Pichai Naripthaphan, Handelsminister, der zuvor bei einer internen Parteisitzung von Abgeordneten seiner eigenen Partei in die Mangel genommen worden war.

Aktuelle Anzeichen deuten darauf hin, dass sich beide Minister in der „Hochrisikozone“ befinden.

Es bleibt auch abzuwarten, ob ein prominenter Banker in die Regierung aufgenommen wird – möglicherweise als nächster Finanzminister. Thaksin soll sich in der Vergangenheit mehrfach an diese Person gewandt haben, doch der Mann lehnte stets ab und blieb stattdessen als Berater im Hintergrund.

Nach dem Songkran-Fest sind nun alle Augen auf uns gerichtet. Wir könnten Zeugen eines politischen Umbruchs werden – mit neuen Akteuren, einer neuen Strategie und vielleicht sogar einer Machtverschiebung innerhalb der Pheu Thai-Partei und ihrer Koalitionspartner, während sich die täglichen politischen Auseinandersetzungen weiter verschärfen.

 

  • Quelle: The Nation Thailand