BANGKOK. Führende Vertreter der Immobilienbranche drängten die Regierung, eine ganzheitliche Sichtweise der Nachhaltigkeit zu entwickeln, die Umweltbelange mit sozialer Inklusion und wirtschaftlicher Tragfähigkeit in Einklang bringt.

Führende Immobilienunternehmen in Thailand fordern von der Regierung Maßnahmen zur nachhaltigen Stadtentwicklung

BANGKOK. Führende Vertreter der Immobilienbranche drängten die Regierung, eine ganzheitliche Sichtweise der Nachhaltigkeit zu entwickeln, die Umweltbelange mit sozialer Inklusion und wirtschaftlicher Tragfähigkeit in Einklang bringt.

Ein zentraler Handlungsbedarf besteht darin, dass die Regierung langfristige Hypotheken mit festem Zinssatz einführt, um Wohnraum für Käufer mit geringem Einkommen ohne direkte Subventionen erschwinglicher zu machen.

Die Diskussionsteilnehmer forderten eine faire und konsequente Durchsetzung bestehender Vorschriften, um sicherzustellen, dass Unternehmen, die nachhaltige Praktiken anwenden, keine finanziellen Nachteile erleiden.

Zu den weiteren Empfehlungen zählen die Schaffung von Anreizen für umweltbewusste Bauträger und die Einführung der lange verzögerten CO2-Steuer zur Bestrafung von Umweltverschmutzern.

Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema nachhaltige Stadtentwicklung, die am 30. September 2025 in Bangkok stattfand, wiesen führende Persönlichkeiten des thailändischen Immobiliensektors auf die entscheidenden Hindernisse hin, die das Land daran hindern, wirklich nachhaltige Städte zu schaffen – und forderten dringend ein Eingreifen der Regierung.

Das Forum „Green Living, Smart City“ , das Teil der Konferenz „Thailand’s Real Estate Outlook 2026“ in der Synergy Hall, EnCo C Building, war, brachte vier Branchenführer zusammen: Kessara Thanyalakpark , Geschäftsführerin von Sena Development; Narongwet Wajanapanich , Geschäftsführer von Quality Construction Products; Samatcha Promsiri , Stabschefin bei Sansiri, und Phatsareephak Srikanchananon , Leiterin der Immobilienverwaltung bei CBRE Thailand.

Mehr als nur Umweltbelange: Eine ganzheitliche Vision

Die Diskussionsteilnehmer betonten, dass nachhaltige Stadtentwicklung weit über Umweltaspekte hinausgeht.

Dr. Kessara betonte die Bedeutung der Inklusivität und verwies auf das Rent-to-Own-Programm von Sena Development, das in Zusammenarbeit mit der Government Housing Bank entwickelt wurde und Geringverdienern und Freiberuflern den Übergang vom Mieten zum Wohneigentum innerhalb von zwei Jahren ermöglicht.

„Bei einer nachhaltigen Stadt geht es nicht nur um Umwelt, Grünflächen oder Smart-City-Technologie – es geht um die Menschen“, erklärte Dr. Kessara. „Es geht darum, jedem die Möglichkeit zu einem nachhaltigen Leben zu geben.“

Samatcha schloss sich dieser Meinung an und skizzierte drei entscheidende Säulen für die städtische Nachhaltigkeit: Planet (Umweltbelange), Menschen (inklusiver Zugang) und Profit (wirtschaftliche Rentabilität).

Er nannte die Entsalzungsanlage Singapurs als beispielhaftes Modell, bei dem die Infrastruktur einem doppelten Zweck dient: der Bereitstellung grundlegender Dienste und der Schaffung öffentlicher Grünflächen, die die Lebensqualität verbessern.

Das Erschwinglichkeitsparadoxon

Ein zentrales Thema war die Spannung zwischen Nachhaltigkeit und Erschwinglichkeit. Dr. Kessara äußerte sich unverblümt zur wirtschaftlichen Realität: „Wenn wir langfristig umweltfreundlich sein wollen, müssen wir profitabel sein. Umweltfreundlichkeit darf kein Premiumpreis sein, der Produkte unerschwinglich macht.“

Sie erläuterte ausführlich, wie Sena Development, das sich auf das erschwingliche Segment (Immobilien im Preisbereich von 1 bis 2 Millionen Baht) konzentriert, diese Herausforderung meistert.

„Wir messen ständig alles. Wir müssen sorgfältig darüber nachdenken, wie wir umweltfreundlich sein können, ohne es zu teuer zu machen, und vor allem, wie wir diesen Umweltstandard kostengünstig aufrechterhalten können, wenn die Leute erst einmal eingezogen sind.“

Die Diskussion brachte wichtige Erkenntnisse zur Erschwinglichkeit von Wohnraum in Thailand.

Dr. Kessara erklärte, dass Käufer nicht den vollen Hauspreis im Voraus bezahlen, sondern monatliche Raten zahlen, die sich aus einer Kombination aus Hauspreis und Zinssatz ergeben.

Derzeit sind für ein Haus im Wert von 1 Million Baht monatliche Zahlungen von etwa 6.000 Baht erforderlich, sodass für die Bankgenehmigung ein Einkommen von etwa 18.000 Baht erforderlich ist.

„Das liegt daran, dass sich die Banken gegen 30-jährige Zinsunsicherheit absichern“, bemerkte sie. „Wenn wir feste Zinssätze festlegen könnten – sagen wir 3 % für 20 Jahre, ähnlich wie in Japan –, würde dasselbe 1-Million-Baht-Haus nur 3.000 Baht monatlich kosten und wäre für jemanden mit einem Einkommen von 9.000 Baht statt 18.000 Baht erschwinglich.“

Das Material ist wichtig: Qualität versus Kosten

Narongwet veranschaulichte die Herausforderung der Nachhaltigkeit aus der Sicht eines Herstellers auf anschauliche Weise und bat die Teilnehmer, sich zwei Fabriken vorzustellen: eine, in der die Sicherheit der Arbeiter, Umweltstandards und Produktqualität im Vordergrund stehen, und eine andere, in der Abstriche gemacht werden, um niedrigere Preise anbieten zu können.

„Wenn die verantwortungsbewusste Fabrik mehr verlangt, werden Sie dann bei ihr kaufen?“, fragte er. „Das ist das Problem. Öko muss profitabel sein, sonst wird es unhaltbar.“

Er legte überzeugende Daten vor: Häuser, die aus Leichtbetonblöcken gebaut werden, können die Stromkosten um etwa 20 % senken – eine Ersparnis von 600 Baht monatlich oder 72.000 Baht über 10 Jahre.

„Die Verbraucher müssen dieses Wertversprechen verstehen. Es ist nicht teuer. Es ist zwar teurer, bietet aber aufgrund der langfristigen Einsparungen einen besseren Wert.“

Er merkte jedoch an, dass manche Bauträger den anfänglichen Baukosten immer noch Vorrang vor dem Lebenszykluswert einräumen und manche sogar verkürzte Garantiezeiten fordern, um die Materialkosten zu senken – Praktiken, die die langfristige Nachhaltigkeit untergraben.

Grünes Bauen: Von der Nische zur Notwendigkeit

Phatsareephak skizzierte die Entwicklung der Standards für umweltfreundliches Bauen in Thailand und stellte fest, dass die Zertifizierungsanforderungen über Umweltbelange (LED, Wassermanagement) hinaus erweitert wurden und nun auch Gesundheit und Sicherheit (insbesondere nach COVID) sowie Konnektivität (intelligente Gebäudefunktionen) umfassen.

Sie gab bekannt, dass 100 % der Gebäude der Kategorie A Plus im zentralen Geschäftsviertel von Bangkok mittlerweile über mindestens ein Zertifikat für umweltfreundliches Bauen verfügen.

„Es ist zu einer Wettbewerbsnotwendigkeit geworden, kein Mehrwert mehr“, erklärte sie. „Auf dem heutigen überversorgten Büromarkt – in diesem Jahr wird mit fast 500.000 Quadratmetern das höchste Angebot aller Zeiten erreicht – verlieren Gebäude ohne Umweltzertifizierung Mieter an zertifizierte Konkurrenten.“

Untersuchungen von CBRE zeigen, dass grüne Gebäude zwar höhere Anfangsinvestitionen erfordern, die Betriebskosten – die 40 % der gesamten Gebäudekosten ausmachen – im Laufe der Zeit jedoch um 10 bis 20 % sinken können, sodass sie langfristig wirtschaftlich rentabel sind.

Systemische Hindernisse für den Fortschritt

Trotz der Bereitschaft der Industrie stellten die Diskussionsteilnehmer erhebliche strukturelle Hindernisse fest.

Dr. Kessara beschrieb die Komplexität der Umsetzung scheinbar einfacher Maßnahmen wie autofreier Zonen in Bangkok, wo für einen einzigen Häuserblock 30 verschiedene Regierungsbehörden mit überlappenden Zuständigkeiten zuständig sein können.

„Es liegt nicht daran, dass es den Thailändern an Fähigkeiten mangelt“, betonte sie. „Wir haben Unterstützung von der Weltbank und der Asiatischen Entwicklungsbank erhalten. Aber die interne bürokratische Komplexität erschwert die Umsetzung außerordentlich.“

Sie betonte auch die Spannung zwischen langfristigen Nachhaltigkeitszielen und unmittelbarem wirtschaftlichen Druck: „Wenn Politik und Lebensgrundlagen kollidieren – wenn ein Straßenhändler sagt: ‚Mein Kind kommt morgen in die Schule‘ –, welche Prioritäten setzt man dann?“

Forderungen nach Maßnahmen der Regierung

 

BANGKOK. Führende Vertreter der Immobilienbranche drängten die Regierung, eine ganzheitliche Sichtweise der Nachhaltigkeit zu entwickeln, die Umweltbelange mit sozialer Inklusion und wirtschaftlicher Tragfähigkeit in Einklang bringt.

BANGKOK. Führende Vertreter der Immobilienbranche drängten die Regierung, eine ganzheitliche Sichtweise der Nachhaltigkeit zu entwickeln, die Umweltbelange mit sozialer Inklusion und wirtschaftlicher Tragfähigkeit in Einklang bringt.

 

Die Diskussionsteilnehmer gaben konkrete Empfehlungen für die nächste Regierung Thailands ab:

Dr. Kessara drängte auf die Prüfung von Sozialwohnungspolitiken ähnlich denen in Singapur und Japan, insbesondere von langfristigen Hypotheken mit festem Zinssatz, um die Erschwinglichkeit ohne staatliche Subventionen zu verbessern.

Sie merkte an, dass die derzeitigen Steueranreize für bezahlbaren Wohnraum (Immobilien unter 1,5 Millionen Baht) nur begrenzte Auswirkungen hätten, da die Bauträger die Preise ohnehin nicht gewinnbringend erhöhen könnten, da die Käufer keine Bankfinanzierung erhalten könnten.

Samatcha forderte eine vorausschauende Stadtplanung, die soziale Veränderungen berücksichtigt, und verwies auf Arbeitnehmer in der „Gig Economy“ , die zunehmend von verschiedenen Städten aus arbeiten und daher flexible Wohnlösungen benötigen.

„Wir brauchen eine visionäre Politik, die den gesellschaftlichen Wandel versteht und die Infrastruktur entsprechend gestaltet. Private Entwickler können sich schnell anpassen, aber wir brauchen die richtige Grundlage.“

Narongwet äußerte eine einfachere, aber gezielte Forderung: „Setzen Sie bestehende Vorschriften einfach fair durch. Stellen Sie sicher, dass es nicht teurer ist, Dinge richtig zu machen, als sie falsch zu machen – das würde bedeuten, diejenigen zu bestrafen, die sich an die Regeln halten. Schaffen Sie keine neuen Richtlinien, sondern überwachen Sie nur die bestehenden.“

Phatsareephak plädierte für Anreize zur Belohnung umweltbewusster Bauträger und Gebäudeeigentümer und forderte gleichzeitig die Durchsetzung der lange verzögerten Kohlenstoffsteuer.

„Wenn wir denen nicht helfen können, die in Nachhaltigkeit investieren, sollten wir wenigstens diejenigen besteuern, die die Umwelt verschmutzen. Diese Politik wurde letztes Jahr angekündigt, aber nie umgesetzt.“

Der lange Weg vor uns

Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass nachhaltige Stadtentwicklung nicht über Nacht erreicht werden kann. Dr. Kessara schloss: „Nachhaltige Städte entstehen nicht an einem Tag. Alles, was wir diskutieren, erfordert Investitionen heute, die sich in 5, 10 oder 20 Jahren auszahlen. Aber wenn wir nicht heute anfangen, wird es nie passieren.“

Narongwet charakterisierte die Herausforderung anhand von drei Dimensionen: Sie ist „schwierig“ (erfordert ein grundlegendes Umdenken von kurzfristigen zu langfristigen Perspektiven), „kompliziert“ (zahlreiche Interessengruppen von der Regierung über Auftragnehmer bis hin zu Endnutzern sind daran beteiligt) und „anspruchsvoll“ (erfordert höhere Investitionen und anhaltende Zusammenarbeit).

„Das ist ein langer Weg“, räumte er ein. „Aber wir tun dies, um der nächsten Generation bessere Städte und eine bessere Gesellschaft zu bieten – damit sie uns nicht für verschwenderischen Ressourcenverbrauch kritisieren.“

 

  • Quelle: The Nation Thailand