BANGKOK. Thailands Wirtschaft ist an einem Scheideweg: Die Privatwirtschaft warnt trotz neuer Chancen vor schwierigen Zeiten im Jahr 2026.
Thailands Privatwirtschaft, angeführt vom Verband der thailändischen Industrie (FTI), warnt vor einem schwierigen Jahr 2026 und verweist auf ein sich verlangsamendes BIP-Wachstum, hohe Verschuldung und erhebliche strukturelle Schwächen.
Trotz der Warnungen bieten sich wichtige Chancen, darunter starke Investitionen in Zukunftsbranchen wie Elektrofahrzeuge und digitale Technologien sowie das Potenzial für ein erneutes Vertrauen der Investoren nach den Wahlen 2026.
Um diesen wirtschaftlichen „Scheideweg“ zu meistern, hat die FTI eine „4GO“-Strategie vorgeschlagen, die auf digitale Transformation, Innovation, globale Expansion und grüne Industrie setzt, um die Wirtschaft zu reformieren.
Der FTI identifiziert strukturelle Schwächen, geopolitische Risiken und eine hohe Verschuldung als Hauptbedrohungen; fordert eine mutige „4GO“-Strategie zur Förderung der digitalen und grünen Industriereform.
Thailand geht mit einer zunehmend komplexen wirtschaftlichen Lage in das Jahr 2026. Führende Persönlichkeiten aus dem Privatsektor warnen davor, dass das kommende Jahr herausfordernd sein wird, auch wenn sich neue Chancen ergeben.
Kriengkrai Thiennukul , Präsident des Verbandes der thailändischen Industrie (FTI), bezeichnete die Wirtschaft als „festgefahren“.
Er merkte an, dass sich das BIP-Wachstum im Vergleich zum Vorquartal deutlich verlangsamt habe, von 3,2 % im ersten Quartal auf lediglich 0,3 % im vierten Quartal 2025, was ein umfangreiches Konjunkturpaket erfordere, um wieder an Dynamik zu gewinnen.
Die Dringlichkeit von Reformen wird durch Daten des IWF unterstrichen, der warnt, dass Thailand ohne ernsthafte Strukturreformen bis 2030 Gefahr läuft, vom zweiten auf den fünften Platz unter den ASEAN-Volkswirtschaften abzurutschen – ein klares Signal dafür, dass das Land „die Spielregeln ändern muss“, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
Der FTI hob anhaltende strukturelle Probleme und externe Schocks hervor, die die Wirtschaft belasten.
Zu den internen Schwächen zählen die rasante Alterung der Gesellschaft (21,6 % der Bevölkerung), die hohe Korruption und eine veraltete Bürokratie sowie die anhaltende Falle des mittleren Einkommens bei niedrigem BIP pro Kopf.
Hinzu kommen eine verzerrte Haushaltsstruktur mit hohen Fixausgaben und geringen Investitionen sowie eine fragile politische Stabilität.
Zu den externen Bedrohungen zählen die Auswirkungen der US-Steuermaßnahmen und Handelskriege, globale geopolitische Risiken, insbesondere der Grenzkonflikt mit Kambodscha, die hohe Verschuldung von Haushalten und Unternehmen sowie steigende Kosten für Exporteure aufgrund strenger Umweltauflagen wie CBAM und EUDR.

Gemischte Aussichten für 2026
Während der FTI anhaltende Abwärtsrisiken sieht, darunter eine Verlangsamung des Exportwachstums (das zwar voraussichtlich hoch ausfallen wird, aber hauptsächlich auf Güter mit geringer Wertschöpfung und Gold zurückzuführen ist) und eine hohe Arbeitslosigkeit (2,1 %, ein Zweijahreshoch), zeichnen sich auch klare Chancen ab:
Das Investitionswachstum ist in Zukunftsbranchen wie Elektrofahrzeugen, digitaler Technologie und verarbeiteten Lebensmitteln stark.
Die bevorstehende Wahl 2026 wird als Chance gesehen, die politische Stabilität und das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen.
Die „Quick Big Win“-Politik der Regierung soll die Wirtschaft durch die Ankurbelung des Tourismus und die Bereitstellung von Liquidität für KMU unterstützen und dazu beitragen, das BIP in Richtung 2,5 % zu steigern.
Der Gemeinsame Ständige Ausschuss für Handel, Industrie und Bankwesen (JSCCIB) schätzt, dass sich das BIP-Wachstum im Jahr 2025 zwischen 1,8 und 2,2 % einpendeln wird.
Die „4GO“-Industrierevolution
Um Thailand von der traditionellen Fertigung hin zu den Industrien der nächsten Generation zu führen, schlägt die FTI ihre Kernstrategie „4GO“ vor:
- GO Digital & AI: Förderung der Technologie- und KI-Nutzung in allen Industriesektoren.
- GO Innovation: Förderung einer neuen Generation innovativer und hochkompetitiver Unternehmer.
- GO Global: Vorbereitung thailändischer Produkte auf eine aggressive globale Expansion, unterstützt durch beschleunigte Freihandelsabkommen.
- GO Green: Engagement für eine ernsthafte Reduzierung der Kohlenstoffemissionen, wodurch Thailands Netto-Null-Ziel um 15 Jahre auf 2050 vorgezogen wird.
Die FTI forderte die Regierung auf, diese Strategie umzusetzen, zusammen mit wichtigen Reformen wie einer umfassenden Regulierungsreform zur Bekämpfung veralteter Gesetze und Korruption sowie einem massiven Sprung bei der Entwicklung der Fähigkeiten der Arbeitskräfte.
Experten sind sich einig, dass 2026 ein entscheidendes Jahr ist. Thailand muss den Wandel von einem bloßen Aufholprozess zu einer aktiven Führungsrolle im Wandel vollziehen, um eine robuste und nachhaltige industrielle Basis für das nächste Jahrzehnt aufzubauen.
- Quelle: The Nation Thailand