Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit

Wir wissen immer noch nicht, weshalb die beiden jungen Touristinnen auf Koh Phi Phi unter mysteriösen Umständen gestorben sind, aber wir hoffen, wir werden bald eine Antwort bekommen.

Ein wichtiger Aspekt der Tragödie ist, daß man die Leute so schnell wie möglich genau informieren muß, was geschehen ist. In einigen Bereichen der Tourismusindustrie ist die erste Reaktion womöglich, der Öffentlichkeit die Wahrheit vorzuenthalten.

Phuketwan wurde schon öfter gesagt, daß es besser sei, den einen oder anderen Artikel nicht zu schreiben, denn wenn er veröffentlicht wird, würde das der Tourismusindustrie schaden.

Aber so ist es nicht. Es schadet viel mehr, wenn den Leuten nicht die Wahrheit gesagt wird, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Die beste Philosophie die Behörden heutzutage an den Tag legen können, ist, so schnell wie möglich Antworten zu finden und sicherzustellen, daß sich Ähnliches nicht wiederholen kann.

Es muß aber nach unserer Erfahrung festgestellt werden, daß viele Behörden die „Sage ihnen nichts”-Theorie bevorzugen. Das mag oft in kleinen Gemeinden, wie Phi Phi eine ist, der Fall sein, gilt aber auch für die ganze Tourismusindustrie.

Phuketwan erhält ständig E-Mails, in denen der Zeitung vorgeworfen wird, sie würde mit dem Teufel paktieren und die Tourismusindustrie zerstören wollen.

Das wollen wir nicht. Wir wollen daß der Tourismus in Phuket und den Andamanen gedeiht, das kann er aber nur, wenn internationale Qualitätsmaßstäbe in Punkto Sicherheit für Touristen und Einwohner gelten.

Aus diesem Grunde haben wir ausführlich über die Entdeckung der tödlichen Würfelquallen in der Region berichtet. Die Behörden reagierten in diesem Fall auch anders als angenommen. Anstatt das Problem zu verschweigen und zu hoffen, daß es sich von alleine lösen würde, wandten sich die Meeresbiologen an die Öffentlichkeit. Die Würfelquallen werden nun mit Hilfe von Experten aus Australien eingehend untersucht.

Andere Vorfälle warten noch auf eine Erklärung wie der Tod der beiden Touristinnen auf Koh Phi Phi. Merkwürdig ist, daß ein Epidemiologe aus Bangkok anreiste, das Guesthouse untersuchte, in dem die Frauen gewohnt hatten, und meinte, er habe nichts finden können. Später sagte er gegenüber Phuketwan, er könne sich zu dem Thema nicht mehr äußern, das sei Aufgabe seines Vorgesetzten. Aber der war für die Zeitungsredakteure nicht erreichbar…

Vor zwei Monaten sank ein Tauchsafari-Boot vor Phuket, dabei starben sechs Touristen und der Schiffskoch. Sofort stellten sich Fragen nach der Sicherheit, aber diese blieben bislang unbeantwortet. Weshalb gab es keine Unwetterwarnung? Warum sank das Schiff, ohne einen Notruf abzusetzen? Warum dauerte es so lange, bis die Überlebenden gerettet wurden? War das brandneue Boot überhaupt seetüchtig?

Nach acht Wochen hat die Tauchfirma von der Versicherung das Geld für das verlorene Boot erhalten, und ein einziger Polizist wurde beauftragt, den oben gestellten Fragen nachzugehen. In anderen Ländern wäre eine Sonderkommission gebildet worden, und alle Fragen würden beantwortet sein. Das ist der Unterschied.

Nur eine endgültige Aufklärung dieses Falles könnte Tauchtouristen die zumindest unterschwellige Angst nehmen, ein solches Unglück könne sich wiederholen.

Zuletzt zu dem Absturz der Maschine von One-Two-Go auf dem Flughafen von Phuket am 16. September 2007. 90 Menschen starben, 40 überlebten.

Es ist kaum zu glauben, daß noch immer kein Abschlußbericht vorliegt, der seit Monaten von den Behörden in Bangkok bearbeitet (oder unter Verschluß gehalten) wird. Immer wenn wir nachfragen, dann heißt es, man würde noch an der Wortwahl arbeiten.

Das Flugzeug stürzte auf einen Flughafen und nicht in ein unwegsames Dschungelgebiet. Alle Teile waren da, zusammen mit der Black Box. Eigentlich sollte dieser Fall schnell aufgeklärt werden können, aber nach letzten Meldungen sei mit einer Veröffentlichung des Berichts nicht vor August zu rechnen.

Die Überlebenden und Angehörigen der Opfer dürfen derweil rätseln, was zu dem Absturz führte, auch wenn generell vermutet wird, daß es sich um einen Pilotenfehler in Zusammenhang mit schlechtem Wetter handelte. pw