pp Phuket. Ende Januar sorgte das Video einer innerhalb von Minuten sinkenden Touristenfähre in der Andaman See für Aufsehen. Die Passagiere hatten Glück im Unglück und verdanken ihr Leben einem weiterem Boot, das sich zufällig in der Nähe befand und die Schiffbrüchigen aus dem Wasser angelte.
Ein Urlauber hatte die letzten Minuten des Untergangs gefilmt und die erschreckenden Bilder ins Netz gestellt.
Zusammen mit einem Sicherheitsexperten hat sich ein Fernsehteam von RTL auf den Weg nach Phuket gemacht. In einer Reportage von RTL Explosiv am Wochenende berichtet der Sender über weitere gravierende und lebensgefährliche Sicherheitsmängel der beliebten Urlaubsfähren.
Der Sicherheitsexperte Michael Zerreck begleitete das Fernsehteam nach Phuket. Herr Zerreck prüft weltweit für große Redereien die Sicherheit auf Schiffen. Zusammen mit dem Fernsehteam untersuchte der Experte als erstes eine Fähre zu einer der beliebtesten Ziele, der Insel Phi Phi.
Bereits nach nur wenigen Minuten an Bord der Fähre findet der Experte gleich mehrere gravierende Sicherheitsmängel. Auf dem oberen Deck fehlt bereits gut die Hälfte der Planken. Viele der noch vorhanden Planken sind ebenfalls lose und können jederzeit zu einer falle für die Touristen werden.
Zu allem Überfluss reicht die Reling auf dem stark schwankenden Boot gerade einmal bis Kniehöhe. Bei starkem Seegang bietet sie wohl keinen Schutz und die Passagiere könnten hier schnell über Bord gehen.
Unter Deck sieht es nicht viel besser aus. Dort erwartet den Experten der blanke Rost. Der Notausgang der Fähre ist mit Draht gesichert und lässt sich im Ernstfall nicht öffnen. Auch andere Türen sind verschlossen und lassen sich aufgrund verrosteter Hebel und Scharniere ebenfalls nicht mehr öffnen.
Bereits nach wenigen Minuten ist dem Experten klar, dass er sich hier laut seinen eigenen Worten auf einer tickenden Zeitbombe befindet. Bei einer Überprüfung der Schwimmwesten staunt der Experte nicht schlecht, als gerade einmal zehn Schwimmwesten vorfindet.
Ganze Sitzbankreihen sind lebensgefährlich, da sie sich bereits aus der Verankerung losgerostet haben und hin und her bewegt werden können. Bei starkem Seegang werden sie zu fliegenden Geschossen.
Nachdem das Boot den sicheren Hafen verlassen hat, gibt der Kapitän Vollgas. Jetzt scheint es selbst dem Experten etwas mulmig zu werden. Sein knapper Kommentar: „Im Ernstfall sind wir hier nur auf uns alleine angewiesen“.
Selbst als er den Kapitän des Bootes auf die Sicherheitsmängel hinweist, drosselt der nicht die Geschwindigkeit. „Ich bin mir nicht mehr sicher“, sagt der Experte, „ob der Kapitän überhaupt weiß, was er hier tut. Aber noch Leben wir“, kommentiert Herr Zerreck weiter.
Die nächste Fähre ist eine weitere Steigerung. Hier dient ein umgebauter Schiffskutter als Transportmittel für die Urlaubsgäste. Sofort stellt der Experte fest, dass sich bereits vor der Abfahrt in der Bilge (unterster Raum eines Schiffes) Wasser befindet.
Beim genaueren Hinsehen entdeckt der Experte sogar ein Leck im Rumpf. Allerdings sucht er vergeblich nach einer Pumpe, die normalerweise auf jedem Boot vorhanden sein sollte.
Ein weiterer Test fällt nicht viel besser aus. Jetzt will das Kamerateam und der Experte mit einem Boot von Krabi zurück nach Phuket. Bereits von weitem erinnert die hoffnungslos überladene Fähre eher an ein Flüchtlingsboot. Die Menschen stehen dicht gedrängt auf dem Oberdeck.
Der Sicherheitsmann spricht von einer gnadenlosen und gefährlichen Überladung. „Ich weiß nicht“, kommentiert er, „ob es für uns eine gute Idee ist, hier noch an Bord zu gehen. Hier fühle selbst ich mich nicht mehr so richtig sicher.“
Zurück im Hafen will das Kamerateam die Verantwortlichen zur Rede stellen. Laut der Meinung des Experten müssten alle drei Boote sofort aus dem Verkehr gezogen werden.
„Ja, das Boot ist sicher“, lautet die Antwort eines Verantwortlichen. „Bei starkem Seegang kann es natürlich schon mal vorkommen, dass etwas bricht oder kaputt geht“, lenkt der Mann ein.
Die Video Reportage über die Fähren auf Phuket beginnt ab der 17.ten Minute.