pp Bangkok. Seit Oktober 2013 warten die Reisbauern in Thailand auf die Bezahlung ihrer an die Regierung abgelieferten Reisernte. Viele Farmer mussten sich bereits bei Kredithaien zu Wucherzinsen Geld leihen, um ihr tägliches Überleben zu sichern.
Am vergangenen Wochenende haben sich einige hundert Reisfarmer auf den Weg nach Bangkok gemacht und sich vor dem Handelsministerium zu einer Demonstration versammelt. Dabei werden sie von Rawee Rungruang, einem Vertreter der Landwirtschaft der westlichen Provinzen unterstützt.
Gestern Nachmittag kam es dann im Amt des Staatssekretärs für Verteidigung zu Gesprächen zwischen den mittlerweile wütenden Reisbauern und Vertretern der Übergangsregierung. Die Reisfarmer wurden dabei durch ihren Verhandlungsführer Khun Rawee vertreten.
Als Vertreter der Regierung waren neben Handelsminister Niwatthamrong Boonsongpaisarn, auch Vertreter des Landwirtschaftsministeriums und des Finanzministeriums zu dem Treffen im Amt des Staatssekretärs für Verteidigung erschienen.
Allerdings wurden die Gespräche bereits nach einer Stunde von den Vertretern der Reisfarmer für gescheitert erklärt. Die Bauern bekamen nicht zum ersten Mal zu hören, dass die Übergangsregierung aufgrund der aktuellen politischen Situation nicht in der Lage sei, ihre Schulden bei den Bauern zu begleichen.
Aufgrund der eingeschränkten Handlungsweise, erklärte Handelsminister Niwatthamrong, könne die Regierung keine weiteren Gelder bewilligen oder beschaffen.
Auf die Frage von Herrn Rawee, wann die Bauern denn mit einer Bezahlung rechnen könnten, hatte keiner der Anwesenden Herren eine Antwort. Die Gespräche drehten sich letzten Endes im Kreis, da es den Bauern einzig und allein auf die Bezahlung ihres Reis ankam.
Khun Rawee betonte dabei, dass er sich nicht in die Politik einmischen wolle. Die Farmer würden sofort nach Hause zurückkehren, sagte er, wenn sie ihr Geld erhalten hätten.
Bereits eine Stunde nach dem Treffen verließen die Bauern wütend und enttäuscht den Verhandlungsort und zogen sich wieder zu ihrem Hauptstandort vor dem Handelsministerium zurück.
Dort kündigten die Farmer über Lautsprecher an, dass sie die Bauern im ganzen Land mobilisieren wollen, um ihre Forderungen durchzusetzen. Ein Sprecher der Bauern erklärte, dass die Regierung die Reislager nicht mehr im Griff habe und dadurch ihre Legitimation zur Verwaltung verloren habe.
Der Sprecher erklärte weiter, dass die Bauern beabsichtigen, den noch vorhandenen gelagerten Reis in den Lagern selber zu nutzen und notfalls auf eigene Rechnung verkaufen wollen.
Handelsminister Niwatthamrong erklärte, dass bis zum Oktober 2013 rund 60 Milliarden Baht aus dem Reissubventionsprogramm an die Landwirte gezahlt wurde. Rund 63 Prozent der Landwirte für Reis hätten bis November 2013 ihr Geld erhalten.
Allerdings räumte er auch ein, dass seit Dezember 2013 keine weiteren Gelder mehr an die Farmer geflossen seien. Das habe aber mit den steigenden anti-Regierungs-Protesten zu tun, betonte er zum wiederholten Male.
Laut der BangkokPost schuldet die Übergangsregierung den Bauern für die Reisernte 2013/14 noch 110 Milliarden Baht. Herr Niwatthamrong sagte weiter, dass die Regierung natürlich die Erzeuger bezahlen will. Bisher sei es aber nicht gelungen, genügend Reis zu verkaufen.
Die Übergangsregierung habe zwar versucht, sich Geld von den Banken zu leihen, sagte er weiter, aber die Finanzinstitute berufen sich auf rechtliche Hinweise und sehen sich nicht in der Lage, weitere Gelder zu genehmigen.
Unterdessen wurden bereits mehrere Todesfälle durch Selbstmord unter den Bauern gemeldet. Eine 38-jährige Farmerin soll sich in Sukhothai am Montagmorgen erhängt haben. Sie hatte vergeblich auf die Bezahlung durch die Regierung gewartet.
Der zuständige Dorfvorsteher Khun Pichai erklärte, dass die Landwirte in seinem Bezirk extreme Not leiden und kein Geld für den täglichen Lebensunterhalt haben. Sie müssen auf Kredithaie zurückgreifen, um überhaupt noch über die Runden zu kommen, fügte er hinzu.
„Viele Farmer können es sich noch nicht einmal mehr leisten, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Einige Leute werden mit dem Stress nicht mehr fertig und hängen sich auf. Wir sind sehr traurig darüber“, sagte Herr Pichai.
Quelle: BangkokPost