Phuket. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht über den Tod eines Ausländers in den Medien berichtet wird. Dabei stehen Pattaya und Phuket weit oben auf der Liste. Offenbar reisen viele ausländische Touristen nur in das Königreich, um sich hier das Leben zu nehmen.
Vor allem auf Phuket hat die Zahl der angeblichen Selbstmörder in den letzten Jahren stark zugenommen. Entweder stürzen oder springen hier die Personen in angeblich betrunkenem Zustand aus großer Höhe von ihrem Hotelzimmer Balkon in die Tiefe, oder werden einfach tot in ihrem Hotel- oder Apartmentzimmer aufgefunden.
Der jüngste Tod des Amerikaners Nathan D House ist nur einer von vielen Vorfällen, der durch die Presse ging. Am 7. März berichteten wir über den scheinbaren Selbstmord des 26-jährigen Amerikaners Nathan House in einem Hotelzimmer in Patong.
In dem Hotelzimmer wurde neben einem Stapel Geldscheinen auch ein Abschiedsbrief gefunden. Darin erklärte der Amerikaner nur, wie nach seinem Tod das Geld verwendet werden soll. Über sein Motiv wurde nichts bekannt.
Obwohl es auf den ersten Blick wie ein klarer Selbstmord aussah, hat die lokale Presse Bedenken angemeldet. Zwei Ungereimtheiten beschäftigen dabei die aufmerksamen Journalisten :
Der Abschiedsbrief wurde mit der gleichen Unterschrift wie im Pass unterzeichnet. Seltsamerweise wurde dabei das Datum des Abschiedsbriefs in europäischer Schreibweise (Tag, Monat, Jahr) und nicht wie bei Amerikanern üblich als Monat, Tag, Jahr geschrieben.
Als nächstes fällt auf, das der Amerikaner anstatt US-Dollar einen größeren Betrag in Euro (615 €)in seinem Zimmer aufbewahrte. Bisher ist unklar, warum ein Amerikaner in Thailand mit so vielen Euros unterwegs ist.
Für die Behörden scheint der Fall jedoch klar zu sein. Sie gehen von einem Selbstmord aus.
Aber nicht nur Ausländer nehmen sich auf Phuket das Leben. Am 16. Februar versuchte sich eine thailändische Frau mit einem Sprung von der „Liebesbrücke“ Sarasin Brücke das Leben zu nehmen. Sie hatte Glück und konnte von dem Kapitän eines Schnellbootes gerettet werden.
Am 26.Januar sprang ein Brite in der Nacht unvermittelt vor einen Reisebus der gerade den berüchtigten Hügel in Patong hinunterfuhr. Allerdings tappt die Polizei über den tatsächlichen Hergang des Unfalls weiterhin im Dunkeln. „Wir haben die Sicherheitskameras in dem Bereich des Unfalls untersucht. Leider waren sie außer Funktion sodass wir keine Bilder über den eigentlichen Unfallhergang haben”, sagte Major Pattapee Srichai von der Polizeistation Patong.
Im Dezember nahm sich ein gehörloser Thai im Bett neben seiner Ehefrau mit einer Pistole das Leben. „Laut seiner Ehefrau Boonruay hatte sich ihr Mann bereits seit mehreren Tage nicht wohl gefühlt. Den genauen Grund konnte sie allerdings nicht erfahren“.
Ebenfalls im Dezember sorgte ein weiterer grausamer Selbstmord eines 58-jährigen Schweden für Schlagzeilen. Der Schwede hatte sich in seinem Haus offenbar selber die Kehle durchgeschnitten. Um ein Blutbad in dem Haus zu vermeiden, hatte er bei seinem Selbstmord seinen Kopf über einen Eimer gehalten und sich dann vermutlich selber die Kehle durchgeschnitten.
Die Liste könnten wir noch seitenlang fortführen. Dabei bleibt in vielen Fällen das Motiv für den angeblichen Selbstmord im Hintergrund und wird nicht bei jedem Todesfall klar.
Einige der Selbstmörder leiden an einer unheilbaren Krankheit und wollen ihren Schmerzen endlich ein Ende bereiten. Einige haben sich hier im Land des Lächelns einfach verschätzt und ihr gesamtes Erspartes auf den Kopf gehauen. Andere haben ihre über alles geliebte Freundin finanziell unterstützt und merkten erst viel zu spät, dass mit dem Ende ihrer Überweisungen an die geliebte Frau auch die Liebe von einem auf den anderen Tag zu Ende war.
Wieder andere scheinen einfach nur physisch krank gewesen zu sein und bereiteten deshalb ihrem Leben auf der Insel ein Ende. Wie viele dieser „Selbstmorde“ wirklich echt waren und wie viele der angeblichen Selbstmorde nur vorgetäuscht wurden um eine Straftat zu vertuschen wird wohl für immer im Dunkeln bleiben.
Natürlich ist es für die Behörden einfacher, den Fall eines Toten als Selbstmord schnell zu den Akten zu legen. Allerdings sind das alles Spekulationen, die erst einmal bewiesen werden müssen.
Dabei ist der Selbstmord eines Familienangehörigen für seine Verwandten schon schwer genug. Ein Selbstmord im Ausland ist dabei für die Familie weitaus komplizierter und fast unerträglich. Die Familie muss sich nun mit den Behörden im Ausland, mit der Botschaft und mit vielen Behördengängen und Papierkram auseinandersetzen.
Die fremde Sprache, andere Sitten und andere Rechtsfragen erschweren dabei die unangenehme Situation. Von den finanziellen Problemen bei der Rückführung eines Leichnams können so manche trauernde Familienmitglieder ebenfalls ein Klagelied anstimmen.
Leider sieht man es den wenigsten Leuten an, dass sie mit dem Gedanken spielen sich das Leben zu nehmen. Oftmals sind die Angehörigen der Opfer aber auch einfach nur überfordert und wissen nicht, wie sie ihren depressiven Familienmitgliedern helfen können. So scheint dann der Tod für diese Personen der einzige Ausweg aus ihrem Dilemma zu sein.
- Quelle: PhuketGazette