Pattaya erfindet sich neu

Noch in den 70er Jahren wirkte Pattaya wie ein Fischerdorf, auch wenn es viele Bars gab, die von US-Soldaten besucht wurden, die Urlaub vom Vietnamkrieg hatten. Als der Massentourismus in den 80er Jahren Thailand für sich entdeckte, wuchs Pattaya.

Die Straßen wurden breiter, sie wurden asphaltiert und plötzlich entstanden Hochhäuser und Eigentumswohnungen sowie Hotels in Strandnähe. Es gibt internationale Schulen, erstklassige Krankenhäuser, Supermärkte, die alles anbieten, was das Farang-Herz begehrt, Kaufhäuser und in der Umgebung zehn Golfplätze. Und dennoch scheint es Pattaya nicht möglich zu sein, die Anzahl der Bars zu reduzieren. Aber vielleicht will man das auch gar nicht.

Chinesische Urlauber und andere Gänsemarschtouristen aus Asien sehen die abendlichen Versuchungen als exotische Zugabe an. Andere Besucher sind nicht begeistert und meinen, Änderungen in Pattaya seien möglich.

Den letzten Anstoß hierzu gab wohl Bügermeister Itthipol Khunpluem, der versprach, Pattaya in einen Küstenort der Weltklasse zu verwandeln. Während seines Wahlkampfs schwieg Itthipol zumeist über die Zukunft der Bars aus. Es ist bekannt, daß Itthipols Familie an den Umsätzen im Rotlichtmilieu beteiligt ist, daher kam der Vorstoß des Bürgermeisters, gegen Bars vorzugehen, für viele Besitzer von Unterhaltungsetablissements überraschend. Sie fühlen sich verraten, weil Itthipol anscheinend ausschließlich auf „Qualitätstouristen” setzt, denen nachgesagt wird, nichts mit Pattayas Nachtleben anfangen zu können.

Sextouristen können Pattaya nicht retten

Tatsache ist jedoch, daß Pattaya nicht mehr ausschließlich von sogenannten Sextouristen leben kann, die das Wachstum der Stadt ursprünglich ermöglichten. Es wurde inzwischen zu viel Geld in Infrastruktur, Hotels, Immobilien und sogar in Unterhaltungskomplexe gesteckt. Die Preise steigen, Knauser haben hier nichts mehr verloren, weil man mit ihnen kein Geld verdienen kann. Auf Dauer wird die Szene schrumpfen.

Es sind Gerüchte im Umlauf, daß die Walking Street irgendwann „massentourismusfreundlich” ausgebaut werden soll, die Barszene wird abgedrängt werden, in die Soi Buakhao, vielleicht in die Third Road.

Anfang kommenden Jahres soll in der Second Road ein neuer Kaufhaukomplex eröffnet werden, der Central Department Store. Gleich nebenan befindet sich eine ganze Reihe von Kioskbars. Jeder kann sich denken, welches Schicksal diesen Bars bevorsteht.

Früher wohnten Auswanderer in Ein-Zimmer-Absteigen in der Soi Buakhao, jetzt in luxuriösen Eigentumswohnungen am Strand. Ob die Sextouristen es wahr haben wollen oder nicht, Pattaya verändert sich. Sie sprechen von den alten Zeiten, wollen aber nicht auf komfortables Wohnen, gute Restaurants und Einkaufszentren verzichten. Doch das hat seinen Preis.

Nigel Cornick, Geschäftsführer der Luxusimmobilienfirma Raimon Land, sieht für Pattaya die ganz große Zukunft: „Wenn man Pattaya erwähnt, rollen die Leute mit den Augen. Aber in den nächsten 20 Jahren wird es zwischen dem Flughafen und Pattaya keine Freiflächen mehr geben. Es könnte aussehen wie Los Angeles – urbane Ausbreitung von Bangkok bis zum Strand.”

Anmerkung: Betonwüsten müssen der Traum eines jeden Immobilienmaklers sein…

Die Grundstückspreise steigen, es lohnt sich allein aus finanziellen Gründen nicht mehr, eine Bar zu betreiben.