Taschendiebstähle in Baht-Bussen: Eine Augenzeugin berichtet

Eines Abends waren meine Freundin und ich auf dem Second-Hand-Markt in der Soi Buakhao in Süd-Pattaya unterwegs. Als wir mit dem Shoppen fertig waren, mußten wir ziemlich weit eine Soi entlang laufen, um einen Baht-Bus vor dem Markt zu finden. Ursprünglich wollten wir bis South Pattaya Road fahren, dort umsteigen, und dann mit einem anderen Baht-Bus nach Jomtien fahren.

Wir warteten etwa zehn Minuten auf einen Baht-Bus. Zum Glück gab es für uns noch Platz, aber meine Freundin mußte sich mir gegenüber hinsetzen. Ein Katoey saß neben mir, neben ihm eine Freundin. Sie war etwas älter, so um die 40. Auf der Bank gegenüber saß meine Freundin neben zwei Farangs.

Der Katoey neben mir hatte eine große leere Tasche über seine Schulter geschwungen. Er war damit beschäftigt, ständig im Bus einen anderen Sitzplatz einzunehmen. Immer dann, wenn jemand ausstieg, setzte sich der Katoey auf den nun leeren Platz. Ich fragte mich bald, warum er das machte.

Als der Katoey sich das erste Mal umsetzte, saß ich neben seiner Freundin. Die Lady begann sich mit dem Farang ihr gegenüber zu unterhalten. Sie sprach unaufhörlich, und schließlich saß der Katoey neben dem Farang.

Wir mußten nicht umsteigen, denn der Baht-Bus fuhr direkt nach Jomtien. Ich wurde immer neugieriger, was der Katoey vorhatte. Der jüngere Farang stieg aus, danach blieb nur der ältere Farang im Bus, der einzige Ausländer. Die Lady sprach immer noch mit dem Farang, und der Katoey, der neben ihm saß, verbarg seine Hand unter der großen Tasche und versuchte, seine Hand in die Hosentasche des Farangs zu stecken.

Da sich nicht allzu viele Leute in dem Baht-Bus befanden, bemerkte der Katoey,daß ich ihn anstarrte. Er setzte sich dann neben seine Freundin, die neben mir saß, und fragte mich, ob ich die Frau von dem Farang sei. Ich verneinte. Der Katoey sagte dann, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern, ansonsten würde er mich im Baht-Bus zu Brei schlagen. Dann setzte er sich wieder neben den Farang und versuchte weiter, dessen Brieftasche zu stehlen!

Meine Freundin, die alles mit angehört hatte, drängte darauf, auszusteigen. Sie griff nach meiner Hand. Wir stiegen aus, und während meine Freundin den Fahrer bezahlte, beobachtete ich den Farang, der lächelte und sich über die Unterhaltung mit der Frau freute. Er tat mir leid.

Zwei Wochen später befand ich mich wieder in einem Baht-Bus auf dem Weg nach Jomtien. Dieses Mal war ich allein. Es dauerte eine Weile bis der Bus losfuhr, weil der Fahrer darauf wartete, daß er voll wurde. In dem Bus war ein Farang-Pärchen, so um die 30. Sie saßen mir gegenüber.

Plötzlich setzte sich eine Frau neben den Farang. Sie hatte eine riesige Handtasche dabei, und ich war schockiert, als ich in ihr den Katoey wiedererkannte, der mir zwei Wochen zuvor aufgefallen war. Erst befürchtete ich, daß er mich wiedererkennen würde, aber das war offensichtlich nicht der Fall. Dieses Mal arbeitete er allein.

Ich beobachtete die große Handtasche, weil ich ahnte, was als nächstes passieren würde. Doch dieses Mal wollte ich eingreifen.

Es dauerte nicht lange, bis sich die Finger des Katoeys der Hosentasche des Farangs näherten – verborgen unter der großen Tasche. Dieses Mal würde es nicht so lange dauern, glaubte ich, weil die Hosentasche des Mannes offenbar größer war als die des Opfers zuvor.

Ich mußte etwas tun! Ich lächelte die Ehefrau des Farangs an. Sie lächelte zurück. Ich öffnete dann meine Handtasche, holte mein Portemonnaie, nahm Geld heraus und steckte es wieder zurück. Dann nahm ich es wieder heraus. Ich signalisierte der Frau, sie solle ihren Mann ansehen. Schließlich verstand sie die Nachricht und flüsterte ihrem Mann etwas zu. Der Mann sah mich an und nickte. Plötzlich machte er eine ruckartige Bewegung und hielt den Katoey davon ab, in seiner Hosentasche herumzuwühlen.

Der Katoey schrie: Was machst du?”

Der Farang schrie: „Du stiehlst mein Geld! Ich werde die Polizei rufen.”

Der Katoey drückte daraufhin den Halteknopf und stieg aus. Ich fragte die Frau, die neben mir saß, ob sie alles beobachtet habe.

„Ja”, antwortete sie. „Aber warum soll ich mich da einmischen? Das geht mich nichts an.”

Ich war froh, den Farang helfen zu können. Sie dankten mir, und wir unterhielten uns eine Weile.

Als ich ausstieg, bezahlte ich den Fahrer. Ich fragte: „Wissen Sie eigentlich, daß in Ihrem Bus ein Farang um ein Haar von einem Katoey ausgeraubt worden wäre? Sie sollten ein Schild anbringen und die Passagiere warnen.”

Er schnappte nach dem Geld und sagte: „Warnen? Warum? Wenn sie nicht auf ihre Sachen aufpassen können, sind sie selbst schuld. Lebst du auf dem Mond? Weißt du nicht, was hier vor sich geht…?

Er schüttelte den Kopf und sah mich an, als ob ich dumm sei. Vielleicht bin ich es auch… pdn