Armee übernimmt das Kommando

In einer Ansprache an die Nation verkündete Premierminister Abhisit am Abend des 16. April (nachdem er drei Tage lang untergetaucht war), er habe Armeechef Anupong Paochinda die Leitung des „Notstandskomitees“ (CRES) übertragen und ihn angewiesen, mit oberster Priorität die “Terroristen” zu verfolgen, die angeblich die Reihen der demonstrierenden Rothemden infiltriert haben.

Damit ersetzt General Anupong Vize-Premierminister Suthep Thaugsuban im Zuge einer Umstrukturierung des CRES. Nach der gescheiterten Festnahme von Rothemden-Führer Arisman Pongruangrong scheint Suthep nicht mehr tragbar zu sein, was das Notstandskomitee betrifft.

Anupong hatte bislang gesagt, er wolle gegen die Demonstranten keine Gewalt anwenden, daher gehen einige Beobachter davon aus, daß sich der Riß zwischen Regierung und Armee ausweiten könnte. Auch, weil die Regierung Anupong mit seiner Beförderung zum Sicherheitschef offensichtlich dazu zwingen will, die Demonstrationen der Rothemden zu beenden – auf welche Weise auch immer.

Arismans Flucht

Vize-Premier Suthep ließ verlauten, daß Kommandoeinheiten ein Hotel umstellt hätten und Verhaftete zum 11. Regiment gebracht werden sollten. Kurz darauf wurde gemeldet, daß Rothemdenführer verhaftet und zum 11. Regiment gebracht wurden. Eine Pressekonferenz wurde anberaumt.

Die geplante Pressekonferenz wurde verschoben, als sich herausstellte, daß die Polizei völlig versagt hatte. Rothemden-Führer Arisman war gewarnt worden und seilte sich in James-Bond-Manier von einem Balkon des Hotels ab. Mehrere Polizisten wurden von den Rothemden in Gewahrsam genommen.

Rückhalt in der Armee schwindet

Unterdessen wachsen die Zweifel an der Loyalität der Sicherheitskräfte zur Regierung. Bei der Armee seien die meisten einfachen Soldaten sogenannte Wassermelonensoldaten, die auf der Seite der Demonstranten stehen – außen grün, innen rot, sagte ein Generalmajor der Armee, der sich offen zu den Rothemden bekennt: „Die Soldaten sind alle rot, bis auf die Führungsoffiziere vielleicht. Die Armee kann jeden Moment auseinanderfallen. Nur die Kommandostruktur und die Militär-Disziplin halten sie noch zusammen. Aber wenn die Soldaten ihre Eltern unter den Demonstranten sehen, dann wird ihre Loyalität zur Armee schnell in Frage gestellt.“

Verrätern droht Strafe

Der Sprecher der thailändischen Streitkräfte, Sansern Kaewkwamnerd, sagte, jeder Soldat, der gegen seine Dienstpflicht verstoße, werde bestraft: „Soldaten haben natürlich ihre eigene politische Meinung, aber wenn sie im Dienst sind, sind sie zur Loyalität verpflichtet und müssen die Befehle ausführen. Wir versuchen heraus zu finden, ob Soldaten geheime Informationen an die Demonstranten weiter gegeben haben. Jeder Soldat weiß eigentlich was seine Pflicht ist, aber wenn wir jemanden erwischen, wird er bestraft.“

Verlustmeldung

Die „Bangkok Post“ listete auf, welche Waffen den Soldaten während der blutigen Zusammenstöße am 10. April abhanden gekommen sind: Neun Gewehre M16, 25 Tavor-Gewehre (hochmodernes Sturmgewehr aus Israel), sechs Flugabwehrgeschütze, 116 Schilde, 105 Schlagstöcke und 80 Körperschutzanzüge. Sechs Mannschaftstransporter und drei geländegängige Mehrzweck-Fahrzeuge sowie 580 Schuß Gummimunition, 600 Schuß Flugabwehrmunition (!) und 8182 Schuß M16-Gewehrmunition. bp, tn, tagesschau