Zwei 19jährige Engländer aus Bournemouth, Joe und Richard, haben drei Wochen unbeschwerten Urlaub auf der Insel Ko Samui verbracht. In Bangkok fühlen sie sich aber unwohl. “Hier in der Khao San scheint ja alles okay zu sein. Aber trotzdem sind wir ein wenig nervös”, gibt Richard zu. Joe sagt, sie hätten in den Medien die Entwicklung des Protests der Rothemden verfolgt und vor ihrer Rückkehr nach Bangkok auch ihre Botschaft kontaktiert. “Wir bleiben zum Glück nur zwei Nächte. Dann fliegen wir heim.”
Am Ende der Khao San warten Tuk-Tuk-Fahrer auf Kunden. Ihr übliches Angebot – tagsüber Besichtigungsrundfahrten zu überteuerten Preisen zu Tempeln und Palästen, nachts zu “jungen Frauen” für “Bumm-Bumm” – haben sie um Fahrten zu den Demonstranten erweitert. Neu im Programm ist Politsightseeing. “You want see Red Shirts?”, fragt Tuk-Tuk-Fahrer Chatuporn. Aber die Nachfrage nach Revolutionstouren ist gering. “Die Touristen haben zu viel Angst”, sagt Chatuporn. Er findet das schade, er selbst ist begeisterter Anhänger der Rothemden. “Die kämpfen für das Volk”, davon ist Chatuporn überzeugt.
Die Berlinerin Rahel und ihre beiden Freunde buchen eine Tour mit Chatuporn. Sie sind entweder furchtlos oder nicht wirklich über den Ernst der Lage in Thailand vertraut. Immerhin sprechen internationale Sicherheitsexperten inzwischen offen über die Möglichkeit eines Bürgerkriegs in Thailand. Vielleicht sind Rahel und ihre Freunde auch einfach naive Revolutionsromantiker. Am frühen Morgen des vergangenen Samstags sind sie in Thailand angekommen. Vor der Weiterreise haben sie ein paar Stunden Zeit.
Statt goldener Tempel steht das rote Viertel auf dem Besichtigungsprogramm der Mittzwanziger. Martialische Polizisten, finster dreinblickende Soldaten mit Gewehren im Anschlag auf der einen Seite der Barrikaden, tapfere Kämpfer gegen “das System” auf der anderen sind Balsam für die heimwehkranken Seelen, wenn man schon am 1. Mai wegen des Urlaubs nicht in Kreuzberg sein konnte. Spon