Online Chat und soziale Netzwerke sind in Thailand nicht mehr sicher

Online Chat und soziale Netzwerke wie Facebook sind in Thailand nicht mehr sicher

Bangkok. So ziemlich alles, was im Internet geschrieben wird, kann von den Behörden (wenn sie es wollen), überwacht und zensiert werden. Dazu gehören nicht nur die Netzwerke wie Facebook oder YouTube.

Auch Textnachrichten oder Online-Unterhaltungen (Chat) können bei Bedarf angezapft und mit gelesen werden. Alleine letzte Woche wurden acht Personen verhaftet, die aus Spaß eine Seite über Premierminister Prayuth veröffentlicht hatten.

Mittlerweile warnen Experten über den Stand der Online Privatsphäre, die in Thailand offenbar nicht mehr vorhanden ist.

Neben Volksverhetzung und Computerkriminalität wurden zwei der acht Personen, Herr Harit Mahaton und Frau Natthika Worathaiyawich auch wegen Beleidigung der Monarchie in einem persönlichen Nachrichten Chat in Facebook angeklagt.

Das gleiche gilt auch für Burin Intin, ein Mitglied der Bürgerbewegung, der wegen den gleichen Gründen am Donnerstag vergangener Woche verhaftet wurde. Allen drei verhafteten Personen wurde eine Freilassung auf Kaution verweigert.

Eine der Erklärung für die schnelle Verhaftung und das sichten der Internet Aktivitäten ist sehr einfach. Die Behörden konnten nur deshalb in den Konten der Nutzer rumschnüffeln, weil alle drei Personen permanent mit ihrem Handy auf Facebook eingeloggt waren. Daher war es für die Behörden mehr als einfach, die Chat Protokolle der Personen zu lesen.

Allerdings stritten die Behörden das ab und erklärten dass dies nicht der Fall war.

Herr Narit erklärte dagegen in seinen Berichten, dass er Besuch von einem Freund hatte und dieser ihm sagte dass die Behörden im Bildschirmkopien von seinen Nachrichten als Beweis vorgelegt hätten.

Er sagte, dass die Behörden ihn nicht gezwungen hätten, ihnen sein Facebook-Passwort zu verraten. Auch sein Handy hätten die Behörden nicht angefasst, betonte er.

Herr Narit warnte alle Personen davor, dass es nicht mehr sicher ist, private Nachrichten über das Internet zu versenden.

„Offiziere zeigten mir die Bildschirmfotos meiner Chats und fragten mich, auf wen sich die Nachrichten beziehen würden“. sagte am Montag Herr Harit.

„Es spielt keine Rolle welche Nachricht sie über das Internet verbreiten, es reicht immer für eine Einladung zum Tee beim Miltär“, fügte Herr Harit hinzu. „Die Behörden können jederzeit zugreifen und deswegen wiederhole ich noch einmal: Ihre Nachrichten und ihre Chat-Protokolle auf Facebook sind nicht mehr Privat und nicht mehr sicher“.

Frau Natthika Worathaiyawich behauptete dagegen, dass sie nicht genau wisse, ob sie sich mit Herrn Habit unterhalten habe. Es könnte auch genauso gut sein, dass die angeblichen Beweise einfach nur im Nachhinein produziert wurden.

Eine andere Erklärung, wie die Behörden an die Nachrichten gekommen sind schließt die Möglichkeit nicht aus, dass die Facebook Konten einfach gehackt wurden und die Behörden so an die Daten gekommen sind.

Zwar gibt es keine eindeutigen Beweise für das Hacking, aber es ist auch kein Geheimnis, dass die Royal Thai Army im Jahr 2014 spezielle Software einer italienischen Spionagesoftware eingekauft hatte.

Die letzte, eher unwahrscheinlischere Theorie, wie die Behörden an die Daten gekommen sind: Facebook könnte seine eigenen Datenschutzrichtlinien gebrochen und die Daten selber weiter gegeben haben.

Seit dem Mai 2014 haben die thailändischen Behörden die Gespräche mit Facebook gesucht und sie mehrmals gebeten, bestimmte Seiten, die das Militär als anstößig bezeichnet, zu blockieren.

Nur sechs Tage nach dem Putsch im Mai 2014 war Facebook für 30 bis 60 Minuten nicht mehr zu erreichen. Daraufhin brach unter den Nutzern ein Sturm der Entrüstung über die Form der Beschränkung der sozialen Netzwerke aus.

Die Junta hatte damals behauptet, dass eine technische Panne der Grund für den Zusammenbruch war. Später erklärte dann eine Telecom-Firma dass sie von der Junta angewiesen wurde, den Zugang zu blockieren.

Seitdem arbeite Facebook wieder normal und ist uneingeschränkt zu erreichen. Selbst heute sind immer noch zahlreiche Seiten von Verdächtigen online und zugänglich.

Sicher ist allerdings, dass die Junta je nach Bedarf in den Netzwerken und in den privaten Chats mitlesen können.