Facebook setzt Tausende von Apps aus

Facebook setzt Tausende von Apps aus

Bangkok. Facebook hat nach dem Skandal von Cambridge Analytica „Zehntausende“ von Apps, die von rund 400 Entwicklern erstellt wurden, untersucht. Die Nachricht darüber erfolgte noch am selben Tag, als in nicht versiegelten juristischen Dokumenten bekannt gegeben wurde, dass Facebook bereits rund 69.000 Apps abgeschaltet bzw. ausgesetzt hat.

In den allermeisten Fällen kam die Sperrung jedoch nicht nach einer ernsthaften Untersuchung zustande, sondern weil die rund 400 App-Entwickler nicht auf per E-Mail gesendete Informationsanfragen von Facebook geantwortet hatten.

Seit März 2018 untersucht Facebook die Apps, die Zugriff auf die Daten seiner Nutzer haben. Die Untersuchung ergab, dass das Data-Mining Unternehmen Cambridge Analytica über eine App unerforschte Daten von Millionen von Facebook Nutzern verwendet hatte, um dann zu versuchen, die US-Wahlen zu beeinflussen.

Dies führte zu einer massiven Gegenreaktion gegen Facebook, zu der auch der CEO Mark Zuckerberg gehörte, der vor dem Kongress zu einer Befragung aufgerufen wurde. Das Unternehmen versucht noch immer, seinen Ruf wieder herzustellen bzw. zu reparieren.

Facebook gab am Freitag (20. September) bekannt, dass die App-Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist und bereits Millionen von Apps untersucht wurden.

Das Unternehmen gab in einer Stellungnahme an, dass einige Apps vollständig gesperrt und Klagen gegen einige andere Apps eingereicht wurden. Darunter befindet sich auch eine Klage im Mai dieses Jahres gegen ein südkoreanisches Datenanalyseunternehmen namens Rankwave.

Im April wurden auch schon LionMobi in Hongkong und JediMobi in Singapur verklagt. Laut den Angaben des Unternehmens wurden die Apps dazu entwickelt, um die Telefone der Benutzer mit einer Malware zu infizieren.

Facebook hat in diesem Sommer mit der Federal Trade Commission einen Rekordbetrag von 5 Milliarden US-Dollar wegen Datenschutzverletzungen aufgrund des Skandals von Cambridge Analytica vereinbart. Das Unternehmen weiter gab bekannt, dass die FTC-Vereinbarung „eigene Anforderungen für die Beaufsichtigung von App-Entwicklern mit sich bringen wird. Entwickler müssen die Einhaltung unserer Richtlinien jährlich zertifizieren“. Entwickler, die dies nicht tun, werden „zur Rechenschaft gezogen“, sagte ein Sprecher von Facebook.

Ebenfalls am Freitag hat ein Richter eine Vorladung des Generalstaatsanwalts von Massachusetts aufgehoben und verlangt, dass das soziale Netzwerk die Namen von Apps und Entwicklern bekannt gibt, die ohne deren Zustimmung Daten von seinen Nutzern erhalten haben. Es wurde auch nach der gesamten internen Kommunikation von Facebook zu diesen Apps gefragt.

Der Staat begann Facebook zu untersuchen, als der Cambridge Analytica Skandal ausbrach. Aber das Unternehmen lehnte es ab, Apps oder Entwickler zu identifizieren, und die Vorladung wäre nach dem Gesetz von Massachusetts vertraulich geblieben, wenn Facebook nicht darauf bestanden hätte, sie und die dazugehörigen Exponate geheim zu halten.

Die Verbraucherschutzabteilung von Maura Healey, Generalstaatsanwalt von Massachusetts, hatte bereits vor 2014 nach Daten für Apps gesucht, als Facebook Änderungen an der Plattform ankündigte, um den Zugriff auf die Benutzerdaten einzuschränken.

Facebook versuchte, die Vorladung in Verhandlungen vor dem Urteil des staatlichen Richters Brian A. Davis am Freitag zu bereinigen. Aber das Büro von Healey kämpfte dafür, um die redigierten Abschnitte zu begrenzen.

Facebook gab bekannt, dass es mehr als 10.000 Apps identifiziert hatte, die „Merkmale aufweisen, die mit einem höheren Risiko des Datenmissbrauchs verbunden sind“, identifizierte jedoch keine von ihnen.

Der Generalstaatsanwalt stellte fest, dass Facebook den Entwicklern die Integration von mindestens 9 Millionen Apps in die Plattform ab 2014 ermöglicht und Entwicklern über viele Jahre den Zugriff auf Benutzerdaten wie Fotos, Arbeitserfahrungen, Geburtsdaten und „Likes“ ermöglicht hatte. Dies galt nicht nur für Leute, die die Apps installiert haben, sondern auch für ihre Facebook Freunde, die dies nicht taten.

Der nicht versiegelten Vorladung zufolge teilte Facebook der Generalstaatsanwaltschaft von Massachusetts mit, dass etwa 2 Millionen Apps identifiziert wurden, „die eine genauere Prüfung auf potenziellen Missbrauch von Facebook Benutzerdaten rechtfertigen“.

Dies lässt darauf schließen, dass vor fünf Jahren möglicherweise mehr als eine von vier Apps ohne deren Wissen oder Zustimmung auf die Daten von Facebook Nutzern zugegriffen hat.

 

  • Quelle: Bangkok Post