Wäre der Buddha heute ein Umweltaktivist? Unser Kolumnist Hans Michael Hensel bezweifelt das.

Wäre der Buddha heute Umwelt-Aktivist? – „Nach den überlieferten Schriften wohl nicht!“

steer. Bangkok. In einem Vortrag vor Mönchen, Novizen und Laien in der Siam Society räumte Prof. Dr. Frank J. Hoffman von der buddhistischen Universität Maha Chulalongkon Ratchawitthayalai im Wat Mahathat vorige Woche mit der vor allem in manchen westlichen Kreisen verbreiteten Ansicht auf, daß der Buddha heute ein Umweltschützer wäre und etwa „menschengemachte Klimakatastrophen“ bekämpfen würde. TIP Kolumnist Hans Michael Hensel war in diesem Vortrag, und nahm ihn zum Anlaß für eine umfangreiche Betrachtung zum Thema „Buddhismus und Umweltaktivismus“.

Berichte über diesen Vortrag stehen hier:

Die Offenbarung des Buddha.
Bilder des Vortrags in der Siam Society
Ankündigung des Vortrags auf der Homepage der Siam Society

In dem Vortrag ging es um Sutta 62, „Die Rede von der Allvergänglichkeit“  im „Siebenerbuch“, VII. Teil („Das große Kapitel“), in der „Sammlung der Angliederungen“ (Aṅguttara Nikāya), in der der Buddha die Lehre eines Predigers namens Sunetto kritisiert, der nicht die Überwindung der Unzufriedenheit über die Unzulänglichkeit des Daseins (Dukkha), sondern das Erreichen einer glücklichen Wiedergeburt als Ziel lehrte.

Hensel, der am Rande dieses Vortrags auch Gelegenheit hatte, sowohl mit Prof. Hoffman, als auch mit Mönchen und Laien aus dem Publikum zu sprechen, kommentiert das wie folgt:

Dies [= eine glückliche Wiedergeburt] ist genau das, was sich die überwältigende Mehrheit unserer Thai-buddhistischen Bekannten zu wünschen scheint. … Das endgültige Verlöschen zur Überwindung alles Irdischen ist für die meisten Thais nach meiner Beobachtung deutlich unattraktiver als die Sehnsucht danach, im nächsten Leben als Lotteriegewinner oder gefeierte Schauspielerin wiedergeboren zu werden. […] Wer unbedingt wiedergeboren werden will  der sorgt sich auch darum, wie die Erde nach seiner Wiedergeburt aussehen soll […] und neigt deshalb dazu, dies durch Handlungen beeinflussen zu wollen.

Das ist aber das genaue Gegenteil des höchsten Zieles im Buddhismus, diesem Kreislauf zu entkommen, indem kein Karma mehr erzeugt wird, es also auch keine Handlungen mehr gibt, die Spuren auf der Erde hinterlassen würden.

 Könnte man Thai-Buddhisten in ihrer Mehrheit also mit einigem Recht, wenn auch zugespitzt, als moderne Anhänger von Sunetto bezeichnen, dessen Predigten der Buddha als Irrlehre festgestellt hat?

Im Gegensatz zu ihm lehrte der Buddha jedenfalls immer nur „Die Vier Wahrheiten des geistig Edlen“:

1. was Dukkha ist,
2. wie Dukkha entsteht,
3. die Beendigung von Dukkha und
4. den Weg, der zur Beendigung von Dukkha führt.

Und nichts sonst.

Erstaunlich findet Hensel, daß der bis zu 2500 Jahre alte Blick in die Zukunft der Welt durch den Buddha ziemlich genau mit dem überein stimmt, was heute tatsächlich die Wissenschaftler über das zu erwartende wahrscheinliche Ende der Welt vorhersagen.

In seinem Vortrag stellte Hoffman die Meinung von „Umweltaktivisten“, die sich gerne in die Tradition des Buddha stellen würden, dem gegenüber, was der Erwachte nach den Schriften seinen Anhängern tatsächlich gepredigt haben soll. Heutige „Aktivisten“, kommentierte Hensel den Vortrag, meinten ernsthaft, daß „wir“ eine globale Erwärmung möglicherweise rückgängig machen könnten, indem „wir“ weniger Umweltverschmutzung verursachen und bessere Walter der natürlichen Rohstoffe würden.

Ein solcher Aktivismus sei allerdings das genaue Gegenteil von dem, was der Erwachte tatsächlich gepredigt habe, wie Hoffmans Vortrag vor zahlreichen Bangkoker Mönchen, Novizen und Laien deutlich gezeigt habe.

In Wirklichkeit würden sich die Suttas des Buddha nämlich alles andere als optimistisch lesen, was die Rettung des Planeten durch Menschenhand betrifft. Sie seien, so eine der Kernaussagen des Vortrags, lediglich „optimistisch darin, daß durch die Abwendung vom Weltlichen das Nibbāna erreicht werden könne, was das endgültige Verlöschen aller Bedürfnisse einschließt, einschließlich desjenigen, die Welt durch Eingriffe des Menschen zu verändern“.

Hans Michael Hensels ausführlicher Bericht über den Vortrag von Prof. Frank J. Hoffman steht hier:

http://www.phakinee.com/offenbarung-des-buddha/