50 Jahre evangelische Gemeinde deutscher Sprache

Hinweis: Im Forum gibt es ein Thema „Kirche in Bangkok“: http://forum.thailandtip.info/index.php?topic=527 mit weiteren Informationen.

hmh. Bangkok. So einen Auflauf wie am gestrigen Sonntag hatte es in der ruhigen Soi 9 der Th. Pridi Phanomyong wohl bisher selten gegeben. Über 200 Menschen feierten in Bangkok das Jubiläum des 50jährigen Bestehens der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Thailand. Der Auslandsbischof der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, überbrachte die Grüße der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann, und hielt nach der Schriftlesung durch Oberkirchenrat Paul Oppenheim die Predigt zum Festtag.

Dabei ging Schindehütte auf die Stellung der evangelischen Gemeinde in Thailand ein, in der sich Christen mit unterschiedlichen Wurzeln zusammenfinden und die sich als Gemeinschaft von Brückenbauern versteht, was insbesondere eine Herzensangelegenheit von Pfarrer Burkhard Bartel ist: „In Bangkok ist ‚Gemeinde‘ gar nicht anders möglich denn als eine gastfreundliche Gemeinde“, sagte Schindehütte.

Von erfahrenen und künftigen Brückenbauern

Ohne den missionarischen Anspruch zu verleugnen, wies Schindehütte auf das Bereichernde anderer Kulturen hin: Christen dürften keinen, der einer anderen Religion angehöre, „für gering erachten oder bedrohen“.

Womit man wieder beim Thema „Brückenbauen“ war, dem sich an diesem Tage vor allem die jungen Gemeindemitglieder mit großer Hingabe widmeten. Nachdem im Gottesdienst nicht von ungefähr von noch bestehenden Mauern in aller Welt die Rede war (unter anderem in Korea und Palästina) rissen sie eine symbolische Mauer ein und bauten aus dem gleichen Material sogleich eine Brücke.

Grüße und gute Wünsche für die Bangkoker Gemeinde

Grußworte zum Fest sprachen der deutsche Botschafter Hanns H. Schumacher; die Schweizer Botschafterin Christine Schraner Burgener; der Generalsekretär der Church of Christ in Thailand, สยาม ม่วงศักดิ์ sà¿ ja:m? mùang sàg Sayam Muangsak; Bischof วิษณุกร อุปมา wíd sà¿ nú¿ gO:n ?ù¿ bpà¿ ma: Witsanukon Upama („Visanukorn Upama“, Evangelisch-Lutherische Kirche in Thailand); Pfarrer Ernst Michael Kryschak von der Katholischen Gemeinde in Bangkok; Kirchenvorstandsvorsitzende Anandi Bessai; Luisa Möller von der schwedischen Evangelischen Gemeinde und Oberkirchenrätin Dine Fecht (EKD).

Nachlese

Die Gemeinde hat sich den anschaulichen Namen „Die Brücke“ gegeben. Die wiederum symbolisierte das Schiff, das als Geschenk für den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an Bischof Martin Schindehütte übergeben wurde. Insofern war es kein Zufall, daß sowohl in der Lesung als auch in der Predigt des Festgottesdienstes viel vom seefahrenden Paulus die Rede war.

Pfarrer Burkhard Bartel gab einen Einblick in die Struktur der Gemeinde: Mit Ausnahme der Kosten für die Pfarrerstelle, die von der EKD getragen werden, bestreitet man alle Kosten selbst. Die Mitglieder, die sich in Bangkok bei der Gemeinde anmelden, haben daran einen besonderen Anteil, denn ihre Kirchensteuer geht nach Bangkok. Nicht wenige ehemalige Gemeindemitglieder halten Bangkok auch nach ihrer Rückkehr in die Heimat die Treue. Bei diesen Freunden, von denen einige zum Jubiläum angereist waren, bedankte sich Bartel ausdrücklich, denn ihr zusätzlicher Beitrag stelle manche Aktivität in Thailand und den Nachbarländern erst sicher.

Burkhard Bartel ist für Thailand und für einige Nachbarländer zuständig, wo er ebenfalls Gottesdienste hält und zum Beispiel auch deutsche Gefangene besucht. Außerdem bestreitet er den evangelischen Religionsunterricht an der Deutschsprachigen Schule Bangkok der Ruamruedi Internationalen Schule in Minburi.

Bibelfest zeigte sich der deutsche Botschafter Hans H. Schumacher, der das Thema des Tages aufgriff und zitierte, was der Seefahrer Paulus schon den Korinthern ins Stammbuch geschrieben hatte: „An jedem ersten Tag der Woche lege ein jeder von euch bei sich etwas zurück und sammle an, damit die Sammlung nicht erst dann geschieht, wenn ich komme…“ (1. Kor. XVI, 2)

Nachtrag: Das Gemeindezentrum hat nur eine Toilette im Erdgeschoß. Also dachte man über Toilettenhäuschen nach. Die waren aber nicht aufzutreiben. Schließlich half die baustellenerfahrene Deutsche Botschaft, die eine Mobile Toilette in Form eines umgebauten Busses organisierte. Das aber rief die Stadtverwaltung auf den Plan, die dreimal Beamte vorbeischickte, die genau herausfinden sollten, was für eine, so die Vermutung, „Demonstration“ hier geplant sei.

Noch nervöser wurden sie wohl, als der Geistliche etwas flapsig, aber vollkommen ernst meinte, bei seinen Veranstaltungen sei jedermann jederzeit eingeladen, mitzudemonstrieren… – „Fast wäre das geplante Aufstellen von ein paar Dixi-Toilettenhäuschen eine Staatsaffäre geworden“, schmunzelte Burkhard Bartel.