Opfer trifft Täter vor Gericht

Der Brite war vor dem Metropole Hotel in der Soi Diana Inn in einer VW-Bus-Bar gewesen. Thais unterhielten sich über Fußball, insbesondere über ihren Lieblingsverein, Liverpool. Der Brite hörte das und sagte, Liverpool sei kein gutes Team. Angeblich soll der Brite dann einen Schwamm genommen und einem der späteren Täter ins Gesicht gedrückt haben, um seine Argumente zu untermauern.

Als der Brite die Bar verließ, folgten im zwei Thais. Sie stopften einen Stein in eine Socke, lauerten dem Briten in der Soi Buakhao auf und schlugen zu.

Nach dem Mordversuch mußte der Brite zwei Wochen in einem Krankenhaus bleiben, die Ärzte sagten ihm, es sei ein Wunder, daß er noch am Leben sei.

Die beiden Angreifer waren am 19. Februar 2008 verhaftet und – wie es in Thailand üblich ist – gegen Hinterlegung einer Kaution entlassen worden.

 Am 5. Juni kam es zu einer ersten Anhörung bei Gericht. Der Brite sagte vorher gegenüber der Online-Zeitung „Pattaya Daily News”, er hoffe auf ein faires Verfahren und auf Bestrafung der Täter. Als Zeugen der Anklage sollten die Ärzte des Briten aussagen sowie ein Motorradtaxifahrer, der den Vorfall beobachtet hatte.

Nur einer der Angeklagten war zu der Anhörung erschienen. Der andere war wegen eines Mordvorwurfs in anderer Sache am Tag der Anhörung festgenommen worden.

Bevor die Anhörung begann, wurde der Brite darüber informiert, daß der anwesende Angeklagte schuldig plädiere, wieviel der Brite denn als Abfindung haben wolle.

„Ich kann das nicht fassen”, sagte der Kläger. „Ich komme zu einer Gerichtsverhandlung, von der ich annahm, daß zwei Kriminelle, die mich fast umgebracht haben, verurteilt werden, und jetzt geht es nur ums Geld. Die Staatsanwaltschaft informierte mich, daß die Anklage auf Körperverletzung lautet, sie basiert auf dem ersten Polizeibericht, der geschrieben wurde. Es ist schwer, die Anklage im Nachhinein noch zu ändern. Die Höchststrafe ist zwei bis drei Jahre. Wenn sich die Täter schuldig bekennen, kommen sie mit Bewährung davon, wenn sie mir eine Abfindung zahlen.”

In der sich anschließenden Anhörung war die Tat nicht mehr Gegenstand der Verhandlung. Es ging nur um die Höhe der Abfindung, der Brite hatte das Gefühl, sich auf einem Marktplatz zu befinden.

„Niemand fragte mich, wie ich mich fühle oder ob es noch Nebenwirkungen gibt. Ich sagte dann etwas, aber ich glaube, niemanden interessierte, was ich zu sagen hatte.”

Nachdem man sich über eine Summe geeinigt hatte, setzte der Richter den Termin zur Urteilsverkündung auf den 31. Juli an.

Der Brite sagte abschließend: „Versuchen Sie, sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten. Machen Sie einen Bogen um die thailändische Justiz. Stellen Sie sicher, daß es Leute gibt, denen Sie vertrauen können, die Ihnen helfen. Erwarten Sie von der thailändischen Justiz nicht das gleiche wie von der Gerichtsbarkeit daheim.” pdn