Thailand blickt in einen Abgrund voller Gewalt. Der Machtkampf zwischen Oppositionellen und Regierung in Bangkok eskaliert mehr und mehr zu einem Bürgerkrieg. Die Armee erklärte das Areal um das von Regierungsgegnern besetzte Geschäftsviertel zu einer Zone, in der „scharf geschossen wird“.
Trotz der blutigen Kämpfe hat Premierminister Abhisit seine Entschlossenheit bekräftigt, die Demo-Meile der Opposition in der Hauptstadt Bangkok aufzulösen. „Es ist entscheidend, daß wir nicht umkehren und denen, die das Gesetz verletzen und bewaffnete Kämpfer aufstellen, erlauben, die Regierung einzuschüchtern“, sagte Abhisit am 15. Mai in einer Fernsehansprache. Trotz der Trauer über eine „große Anzahl“ von Todesfällen bei der Konfrontation würden die Sicherheitskräfte ihren Einsatz fortsetzen. Dieser sei „höchst angemessen“ und darauf gerichtet, „den Frieden im Land wiederherzustellen“.
Unterdessen steigt die Zahl der Toten immer weiter. Bei Straßenkämpfen zwischen oppositionellen Demonstranten und der Armee waren am 15.Mai nach Angaben von Rettungskräften mindestens acht Menschen getötet und knapp 50 weitere verletzt worden. Unter den Opfer soll auch ein Sanitäter sein, der verwundeten Zivilisten helfen wollte, und ein erst zehn Jahre alter Junge.
Abhisit sagte in seiner Rede, unter die Demonstranten hätten sich bewaffnete „Terroristen“ gemischt. Solange die oppositionellen Rothemden ihre Versammlungen fortsetzten, wären „die Terroristen weiter da, um die staatlichen Behörden und die Demonstranten anzugreifen“. Sie dürften aber nicht die „Bangkoker als Geiseln“ nehmen.
Tausende Soldaten haben inzwischen einen Ring von Straßensperren um das Geschäftsviertel errichtet, um zu verhindern, daß Sympathisanten die Reihen der eingeschlossenen Demonstranten verstärken. Auch Zivilisten und Journalisten dürfen das besetzte Viertel nicht mehr betreten, so daß es keine angemessene Berichterstattung mehr über die Kämpfe gibt.
Hinter den Absperrungen waren immer wieder Gewehrsalven zu hören. Von weitem war Rauch zu sehen, einzelne Barrikaden standen in Flammen. „Wir haben Pläne für eine Razzia, wenn die Proteste nicht aufgelöst werden“, warnte der Einsatzleiter im Krisenzentrum, Sansern Kaewkamnerd. Er hat Strom und Wasser in dem Viertel abstellen lassen und läßt keine Lastwagen mit Nahrungsmitteln und Getränken mehr passieren.
Die Rothemden forderten „einen Waffenstillstand“. „Wir wollen nur Demokratie“, rief einer der Anführer.
Mehrere tausend Rothemden haben sich hinter Barrikaden aus Autoreifen und Zäunen mit scharfen Bambusstangen verbarrikadiert. Die Zahlen über ihre Stärke gehen auseinander: Sicherheitskräfte schätzten sie am Samstag auf bis zu 8000, das Oppositionsbündnis UDD selbst sprach von 15.000. Die UDD will nicht aufgeben. Auch die Regierung hat eine Kapitulation ausgeschlossen.
Die Regierung betonte unterdessen, daß die Soldaten nur schießen, um ihr eigenes oder das Leben anderer zu retten. Nach Angaben der Sicherheitskräfte sind unter den Demonstranten aber militante Aktivisten, die gezielt auf Polizisten und Soldaten feuern und ein Blutbad provozieren wollten.
CNN zeigte allerdings Aufnahmen von einem Scharfschützen der Armee. Wohin oder auf wen er schoß, war der Reportage nicht zu entnehmen.
Die bis auf weiteres geschlossene amerikanische Botschaft verlautbarte, ihre Mitarbeiter in Sicherheit bringen zu wollen, d. h. sie sollen nicht in Bangkok bleiben.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat von Reisen in die thailändische Hauptstadt dringend abgeraten. Die Bangkoker Flughäfen waren am 15. Mai nach Angaben des Auswärtigen Amts aber nicht von den Unruhen betroffen, ebenso wenig wie die touristischen Reiseziele im Süden Thailands.
Die Funktionsfähigkeit der deutschen Botschaft in Bangkok sei bis auf weiteres gewährleistet, sagte Westerwelle. Auch die Reisehinweise des Auswärtigen Amts würden laufend aktualisiert. Ohnehin haben die Reiseveranstalter Thomas Cook und TUI Reisen nach Bangkok bis Ende Mai abgesagt, alle anderen Thailand-Urlaube fänden allerdings uneingeschränkt statt.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief Regierung und Demonstranten zur Ruhe auf. Sie sollten zum Dialog zurückzukehren, um die Probleme friedlich zu lösen, sagte er Angaben einer Sprecherin zufolge. Die Regierung hat allerdings neue Verhandlungen mit den Demonstranten vorerst ausgeschlossen. sz, bbc, cnn
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