Mitchell Blake, der Drogendealer aus Australien, ist angespannt. Der 43jährige spielte mit seiner Nationalauswahl bei der WM das deutsche Team. Deutschland, eine Truppe aus Mördern, Vergewaltigern und Dieben, ging als Titelverteidiger in das Turnier.
Seit 10. Juni wird beim „World Cup 2010 Behind Bars“ im berüchtigten Bangkoker Gefängnis Klong Prem (Bangkok Hilton) um den Titel gekickt – zum dritten Mal wurde das Turnier parallel zur FIFA-WM veranstaltet. Die Premiere 2002 gewann Nigeria.
Die Auslosung ist identisch mit der in Südafrika, zeitlich ist man in Thailand einen Tag voraus. So endete das Eröffnungsspiel zwischen Südafrika und Mexiko am 10. Juni 1:1; die Partie Frankreich – Uruguay mußte wegen heftiger Unwetter verschoben werden.
Privileg
Wochenlang bereiten sich die Teams auf den Wettkampf vor. Betreut wurde die siebenköpfige Auswahl von Fußballklubs aus Bangkok. „Wenn ich außerhalb der Zelle bin, bin ich glücklich“, sagt Obi Titus, Torschütze des 1:0 für Mexiko.
Probleme gab es bei den Turnieren 2002 und 2006 kaum, zu kostbar ist das Privileg, dabei zu sein. Dennoch wurde das Sicherheitspersonal während des Fußball-Turniers um 100 Personen aufgestockt. „Ich glaube, der Sport kann auch diese Menschen vereinen“, meint Preeda Nilsiri, der Direktor des Thonburi-Gefängnisses.
Das Interesse im Land ist groß. Der thailändische Fußball-Verband unterstützt die Veranstaltung mit 31.000 US-Dollar, die nationale Fernsehanstalt Thai PBS war beim Eröffnungsspiel live dabei und wird auch die Abschlußzeremonie am 10. Juli übertragen.
Rund 10.000 Ausländer aus 90 Nationen sind aktuell in thailändischen Gefängnissen inhaftiert. Viele sitzen eine langjährige Haftstrafe ab. Wie Mitchell Blake. Der Australier wurde zu 17 Jahren Haft verurteilt, nachdem er mit vier Kilogramm Heroin auf dem Flughafen in Bangkok erwischt worden war.
Stimmung
Kann eine Auswahl nicht sieben Spieler stellen, wird das Team mit thailändischen Insassen aufgefüllt. Die Südafrikaner waren auf keine fremde Hilfe angewiesen – als Dank gab es „Bafana-Bafana“-Rufe aus der Menge nach dem Ausgleich.
„Es ist wundervoll, ein Tag voller Spaß“, sagte Mitchell, nachdem er das Eröffnungsspiel als einer von mehr als 200 Zusehern verfolgt hatte. Selbst Thailands Justizminister war unter den Gästen. Von den Gefangenen dürfen nur jene zusehen, die sich in den letzten Wochen zu benehmen wußten.
Für Stimmung sorgt eine Cheerleading-Truppe, bestehend aus inhaftierten Transvestiten. Etwas mehr als sonst ist dieser Tage erlaubt im Klong-Prem-Gefängnis. Strikt verboten ist jedoch eines: Wetten auf die Spiele. Kurier