Bangkok กรุงเทพมหานคร: Teurer „Airport-Link“ wird zum organisatorischen und finanziellen Fiasko

Anmerkung: Über dieses Thema gibt es eine Diskussion im Forum mit zahlreichen Bildern und Informationen sowie Expertenberichten zur Bau- und Korruptionsgeschichte dieses Werks: http://forum.thailandtip.de/topic=324

la/steer. (Eig. Ber.) Bangkok. Passagiere beschweren sich über schlechten Service und nehmen wegen der zu hohen Preise andere Verkehrsmittel. Der Fahrschein für die sogenannte Expreß-Linie kostet 150 Baht und endet bereits vor der Innenstadt, wo man dann doch wieder ein Taxi nehmen muß, um weiterzukommen.

Die Betreiber sind offenbar mit Beschwerden geradezu bombardiert worden. Unter anderem seien die Stationen schlecht ausgeschildert und schwer zu finden. Es gebe keine Fahrstühle, um zu der Bahn zu gelangen, und auch keine Gepäckwagen für die Passagiere, ebenso gebe es zu wenige Parkplätze. Bahnen und Passagierabteile würden bereits „alt“ aussehen, die Sitzplätze seien unbequem. Insassen wunderten sich, „mit welcher Gewalt“ die Türen automatisch geschlossen würden. Außerdem würden Züge verspätet abfahren, Fluggäste hätten ihre Maschinen verpaßt.

Supot Saplom, Generalsekretär im Transportministerium, gestand gegenüber der Bangkoker Presse Probleme beim Betrieb ein und gab zu, daß der Airport-Link auch wegen Baumängel nur eingeschränkt funktionstüchtig sei. Es fiel das Wort „minderwertig“.

Die 28 Kilometer lange Strecke zwischen Makkasan und Suwannaphum ist erst knapp ein Jahr im Betrieb, doch ständig gibt es Probleme.

Wegen Ersatzteilmangels mußte kürzlich der Fahrplan der normalen Stadtverbindung ("City Line"), die an jeder Station hält und über Makkasan hinaus bis nach Phayathai fährt, zeitweise ausgedünnt werden. Der Betrieb der Express-Linie wurde sogar völlig eingestellt. Es fehlte an "Kohlebürsten" (nötig zum Betrieb von Elektromotoren), die offensichtlich erst über die Firma Siemens aus Deutschland beschafft werden müßten. Die Kohlebürsten versagten Informationen zufolge nach nur drei Tagen Einsatz ihren Dienst.

Diese Kohlebürsten kosteten pro Stück 100.000 Baht, teilte der Manager der Betreiberin des Airport-Links, SRT Electric Train Co., mit. Und als keine mehr da waren, mußte eben der Betrieb eingestellt werden. Ferner sei die Beschaffung von Ersatzteilen eine Budgetfrage, es müßte erst Geld bereitgestellt werden, um diese zu kaufen.

Weiterhin wurde berichtet, daß die Scheibenbremsen der Züge Risse aufweisen und schneller verschleißen, als ursprünglich angenommen. Siemens sei kontaktiert worden, damit nachgebessert wird. In diesem Punkt dürfte Streit vorprogrammiert sein, denn die Züge wurden bereits für den ursprünglich geplanten Start der Linie im Jahr 2005 geliefert, wie die Gewährleistungsverträge aussehen, war bis Redaktionsschluß nicht in Erfahrung zu bringen.

Der Airport-Link nahm am 1. Juni 2010 seinen Betrieb mit Versuchsfahrten auf, seit dem 23. August 2010 verkehrt die Linie regelmäßig. Zunächst wurden Sonderpreise von 15 Baht pro Fahrt angeboten, zu dieser Zeit waren die Züge brechend voll. Seit dem 1. Januar 2011 kostet eine Fahrkarte für die City-Linie 45 Baht, für die Express-Linie 150 Baht; seitdem sind sie außerhalb der Stoßzeiten oft gähnend leer.

Vor allem der Express-Linie bleiben die Passagiere aus, sie wird nur von rund 700 Personen pro Tag genutzt. Geschätzt hatte man die Zahl bei Eröffnung aber auf 2200 Passagiere täglich. Die "City-Line" wird täglich immerhin noch von 36.000 bis 40.000 Fahrgästen, meist Werktätigen in der Hauptverkehrszeit, genutzt.

Die SRT-Ablegerin nimmt als Betreiberin 35 Mio. Baht pro Monat ein, muß aber gleichzeitig monatliche Kosten in Höhe von 77 Mio. Baht bezahlen, so daß jeden Monat ein Verlust in Höhe von 42 Mio. Baht eingefahren wird.

Die einzige Möglichkeit sei, mehr Passagiere in die Bahn zu bekommen. Wer herumirrt, weil er die Station nicht finden kann, und dann trotz schweren Gepäcks keine Aufzüge vorfindet, wird lieber mit dem Taxi fahren. Hier soll mit einem Budget von 646 Mio. Baht nachgebessert werden, wie der Gouverneur der SRT bekannt gab.

Ferner beschloß das Kabinett am 12. April, der Betreiberin einen Kredit von 1,86 Milliarden Baht zu gewähren, um die Verluste des Airport-Links abzudecken.

Interessant ist, daß diese Probleme von TIP Autoren seit Jahren vorhergesagt wurden, ohne daß sich irgendjemand darum kümmerte. Die Strecke ist mit den vier bereits in Bangkok bestehenden Schienenverkehrsmitteln (normale Staatsbahn, zwei Hochbahn- und eine U-Bahnstrecke) nicht kompatibel. Zudem ist der Bahnhof des "Airport-Links" in Makkasan zu abgelegen, um wirklich attraktiv zu sein. Logisch wäre ein weiterbau zum Innenstadt-Hauptbahnhof in Hua Lamphong gewesen, wo auch die U-Bahn Linie beginnt bzw. endet.

Auch lernte man nichts aus den Fehlern in Hongkong, wo ebenfalls ein überteuerter "Airport"-Link neben der auf den gleichen Schienen laufenden normalen Stadtlinie von den Reisenden nicht akzeptiert wurde und wird. Da halfen auch alle Nachbesserungen und Preisnachlässe nichts: Kundige nehmen in Hongkong ebenso die normale und viel billigere Stadtlinie wie jetzt auch in Bangkok. Hier kommt noch dazu, daß die Stadtverbindung für weniger Geld noch eine Station weitergeht und dort Verbindung zur Hochbahnlinie zwischen Mochit und Onnut hat, über die man die meisten Touristengebiete erreicht.