Bangkok. Das Finanzministerium hat am Mittwoch (4. September) erste Maßnahmen ergriffen, um die Besorgnis der Öffentlichkeit über die hohe Verschuldung der privaten Haushalte im ersten Quartal des Jahres zu lindern.
Laut Lavaron Sangsnit, Generaldirektor des Amtes für Finanzpolitik und Sprecher des Ministeriums, lag die Verschuldung der privaten Haushalte in den ersten drei Monaten immer noch unter dem Höchststand von 2015, als sie 81,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachte.
Erst im April hatten thailändische Finanzexperten darüber berichtet, dass in diesem Jahr die Kreditanfragen der privaten Haushalte weiter ansteigen werden, da auch die Schuldenlast der Haushalte weiter ansteigt. Es wird erwartet, dass die Kreditanfragen beim „ National Credit Bureau „ (NCB) in diesem Jahr ein weiteres Rekordhoch erreichen werden. Zusammen mit den steigenden Kreditanfragen steigen allerdings auch die Sorgen um die steigende Staatsverschuldung, die ebenfalls immer weiter zunimmt.
Die Zahl der Kreditanfragen für bestehende Kreditnehmer wird in diesem Jahr (2019) auf rund 60 Millionen geschätzt, nachdem in den ersten drei Monaten schon 12,6 Millionen Kreditanfragen eingegangen sind, sagte der Chef der NCB, Herr Surapol Opasatien.
Im vergangenen Jahr wurde bei Rekordanfragen ein Rekordergebnis von 54 Millionen Transaktionen erzielt. In den letzten Jahren ist die Zahl der Kreditanträge immer weiter in die Höhe geschossen. Hier ein Vergleich der letzten sieben Jahre:
- 2012 6,58 Millionen Anträge,
- 2013 16 Millionen Anträge,
- 2014 28,1 Millionen Anträge,
- 2015 32,7 Millionen Anträge,
- 2016 42,2 Millionen Anträge,
- 2017 43,9 Millionen Anträge,
- 2018 54 Millionen Kreditanträge.
Zahl der Kreditanträge von 2012 bis März 2019
Erst Anfang des Monats hatte sich auch der stellvertretender Gouverneur der Bank von Thailand, der für die Geldpolitik zuständig ist, zu Wort gemeldet und gesagt, dass die thailändische Zentralbank über die landesweite Verschuldung der privaten Haushalte und die weiter steigenden Haushaltsschulden besorgt ist.
Sein Kommentar kam, nachdem der Nationale Rat für Wirtschaft und soziale Entwicklung (NESDC) auf einer Pressekonferenz am selben Tag einen Alarm über die steigenden Haushaltsschulden und über die zunehmende Arbeitslosigkeit aufgrund des Rückgangs der Exporte und einer Verlangsamung des Tourismus auslöste.
Laut dem am Montag (2. September) veröffentlichtem Bericht „Thailands soziale Lage und Ausblick im zweiten Quartal 2019“ geht hervor, dass im zweiten Quartal dieses Jahres rund 37,8 Millionen Menschen einer Beschäftigung nachgingen. Das bedeutet gleichzeitig ein Rückgang von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Das Finanzministerium ruderte nun dagegen und sagte, es sei bisher noch nicht zu einem dringenden Problem geworden, da die meisten Anleihen durch Sicherheiten abgesichert seien und als Teil des Aufbaus des eigenen Vermögens oder als Investition zur Erzielung von zusätzlichem Einkommen zu betrachten seien.
Die gesamte Verschuldung der privaten Haushalte belief sich zum Ende des ersten Quartals 2019 auf 12,97 Billionen Baht oder 78,7 Prozent des BIP, wovon 42,8 Prozent Kredite von Geschäftsbanken waren. Die Darlehen wurden größtenteils mit Vermögenswerten der Kreditnehmer unterlegt, um Vermögenswerte wie Grundstücke und Fahrzeuge zu erwerben oder als Betriebsausgaben für ihre Geschäfte zu verwenden, rechnet das Ministerium für Finanzen.
Ohne die Kredite der Unternehmer wäre die Gesamtverschuldung der privaten Haushalte im ersten Quartal auf 10,84 Billionen Baht oder auf 65,8 Prozent des BIP gesunken, sagte Herr Lavan.
Gleichzeitig blieb der Anteil der Kredite für den persönlichen Verbrauch oder das persönliche Darlehen mit 6,3 Prozent an der Gesamtverschuldung niedrig, während die notleidenden Kredite der privaten Haushalte im Quartal dagegen nur 3,3 Prozent ausmachten.
Sein Büro werde die Lage allerdings weiterhin überwachen und genau im Auge behalten, fügte er weiter hinzu.
Anfang dieser Woche äußerten sowohl der Nationale Rat für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (NESDC) als auch die Bank von Thailand Besorgnis über die hohe Verschuldung der privaten Haushalte.
Nach Angaben des NESDC belief sich die gesamtstaatliche Verschuldung der privaten Haushalte im ersten Quartal auf 13 Billionen Baht. Dies entspricht einem Anstieg von 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und einem Anteil von 78,7 Prozent am BIP – dem höchsten Stand seit dem ersten Quartal 2017.
Der Nationale Rat für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (NESDC) warnte davor, dass die Verschuldung der privaten Haushalte seit Mitte 2017 kontinuierlich gestiegen sei, und fügte noch weiter hinzu, dass die Verschuldung im zweiten Quartal wahrscheinlich höher sein werde, da die Privatkredite von Geschäftsbanken im Berichtszeitraum ebenfalls um 9,2 Prozent gestiegen seien.
Der stellvertretende Gouverneur der Bank von Thailand, Herr Titanun sagte weiter: „Wir beobachten die Verschuldung der privaten Haushalte sehr genau, da die thailändischen Familien während des wirtschaftlichen Abschwungs einem Einkommensschock ausgesetzt sind“.
Bezüglich der niedrigen Inflationsrate von 0,52 Prozent im August, die Bedenken hinsichtlich des Risikos einer wirtschaftlichen Deflation aufwirft, sagte er, dass die Inflation in den letzten Monaten unter dem Ziel von 1 Prozent für das gesamte Jahr lag.
Er wies auch darauf hin, dass der geldpolitische Ausschuss der Zentralbank in seiner letzten Sitzung seine Besorgnis über die niedrige Inflation und das langsamere Wirtschaftswachstum zum Ausdruck gebracht habe und deswegen beschlossen habe, den Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,5 Prozent zu senken.
Er sagte weiter, dass der Schritt der Zentralbank dazu beitragen werde, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, und dass die Inflationsrate auf das Ziel von 1 Prozent zurückkehren könne.
- Quelle: The Nation Thailand