BANGKOK. Seit dem Einsturz des Gebäudes des State Audit Office infolge des Erdbebens Ende März gibt es Bedenken hinsichtlich der Qualität des Baustahls.
Der thailändische Industrieverband (FTI) hat vor einer ernsten Sicherheitsbedrohung gewarnt: IF-Stahl (Induktionsofenstahl) dominiert mittlerweile 55 % des thailändischen Bewehrungsstahlmarktes und produziert jährlich über 1,6 Millionen Tonnen. Der FTI warnt, dass die weitverbreitete Verwendung dieses minderwertigen Stahls die strukturelle Sicherheit öffentlicher und privater Gebäude gefährden könnte, und fordert die Regierung zu sofortigem und entschlossenem Handeln auf.
Bantoon Juicharern , Vorsitzender der Eisen- und Stahlindustriegruppe des FTI, erklärte gegenüber Krungthep Turakij, die jüngsten Entwicklungen in der thailändischen Stahlproduktion hätten große Besorgnis ausgelöst. Zu den wichtigsten Problemen zählen:
- Schockierende Enthüllungen nach dem Erdbeben: Seit dem Einsturz des Gebäudes des State Audit Office nach dem Erdbeben Ende März sind mehrere beunruhigende Fakten ans Licht gekommen. Missverständnisse und Fehlinformationen, insbesondere über Baustahl, haben sich verbreitet. Das FTI möchte diese Fragen, insbesondere zu Stahlqualität und -sicherheit, klären, um Verwirrung in der Öffentlichkeit zu vermeiden.
- EAF vs. IF-Öfen: Während der weltweite Standard für die Stahlherstellung Elektrolichtbogenöfen (EAF) sind, die Verunreinigungen effektiv entfernen und hochfesten Stahl produzieren, setzen viele thailändische Hersteller mittlerweile auf Induktionsöfen (IF). Die IF-Technologie ist nicht in der Lage, schädliche Elemente wie Bor, Phosphor und Schwefel effektiv zu entfernen und eignet sich daher eher für den Guss von Sonder- oder Nichteisenmetallen – nicht für Baustahl.
- Qualitätsmängel bei IF-Stahl: In letzter Zeit gab es mehrere Berichte über IF-Stahl, der den thailändischen Industriestandards (TIS) nicht genügte. In einem Fall wurden über 7.000 Tonnen aufgrund von Borüberschuss und geringer Zugfestigkeit beschlagnahmt. In einem anderen Fall wurde mit Elektroschrott verunreinigter Schrott gefunden. Und in Phuket brach IF-Stahl bei Biegeversuchen und verstieß damit gegen die Sicherheitsstandards.
- Chinas Verbot als Präzedenzfall: China hatte in der Vergangenheit mit ähnlichen Problemen zu kämpfen und verbot 2017 die Verwendung von IF für die Baustahlproduktion unter Berufung auf Umwelt- und Sicherheitsbedenken. Das Land aktualisierte seine nationalen Bewehrungsnormen und erlaubt nun nur noch Stahl, der in EAF- oder Sauerstoffblasöfen hergestellt wurde.
- Dringende Situation im Inland: Von den 2,8 Millionen Tonnen Bewehrungsstahl, die 2024 in Thailand produziert wurden, stammten etwa 1,6 Millionen Tonnen aus der IF-Technologie. Dies gibt Anlass zur Sorge hinsichtlich der Qualität des in Gebäuden im ganzen Land verbauten Stahls. Das FTI betont die Notwendigkeit dringender, ursachengerechter Lösungen durch das Industrieministerium, das unter Minister Akanat Promphan Engagement gezeigt hat.

Vikrom Watcharakup , ein FTI-Manager mit über 50 Jahren Erfahrung in der Stahlindustrie, unterstützt die Bemühungen des Ministeriums, IF-Öfen auslaufen zu lassen. Er weist darauf hin, dass IF zwar für hochpräzise Legierungen und Gussteile geeignet sei, jedoch nicht für Baustahl aus Schrott, da es Verunreinigungen nicht zuverlässig beseitigen könne, was bei Naturkatastrophen oder unvorhergesehenen Ereignissen zu Strukturschäden führen könne.
Thailands TIS sah bisher den Einsatz von EAF-Technologie für die Bewehrungsstahlproduktion vor. 2016 wurde der Standard jedoch überarbeitet, um die Verwendung von IF zu ermöglichen – zeitgleich mit Chinas harten Maßnahmen gegen IF-Anlagen. Infolgedessen verlagerten einige IF-Produzenten ihre Standorte in ASEAN-Länder, darunter auch Thailand.
Vikrom kommt zu dem Schluss, dass Thailand über ausreichende Produktionskapazitäten für Elektrolichtbogenöfen verfügt, um die Inlandsnachfrage zu decken, und dass die Beendigung der Nutzung von Elektrolichtbogenöfen nicht zu Stahlengpässen führen wird. Er betont, dass die öffentliche Sicherheit Vorrang vor Investitionskostenüberlegungen haben müsse.
- Quelle: The Nation Thailand