Bangkok. Seitdem in dieser Woche in den sozialen Medien und in der nationalen Presse die Debatte über die Gerechtigkeit für reiche Leute in Thailand erneut entfacht wurde, ist vor allem von der 16-jährigen jungen Frau die Rede, die seit einem rücksichtslosen Verkehrsunfall in Bangkok im Jahr 2010 neun Menschenleben auf dem Gewissen hat. Immer wieder tauchen in den thailändischen Medien Berichte auf, in denen sich reiche Leute mit ihrem Geld einen Freispruch oder eine im Vergleich zu ihrem Vergehen geringe Strafe kaufen können. Die betroffenen Unfallopfer geraten dabei sehr schnell ins Vergessen.
Wie schon mehrfach berichtet, erregte der Fall der damals 16 Jahre jungen Autofahrerin und ihr katastrophaler Verkehrsunfall im Dezember 2010 große Aufmerksamkeit in den Medien. Die junge Frau – mit offensichtlich besten Verbindungen zu höheren Stellen – hatte ohne Führerschein einen Kleinbus gerammt und war für den Tod von neun Menschen verantwortlich.
Nach dem Unfall kümmerte sich das „Töchterlein“ aus gutem Hause allerdings nicht um die Verletzten sondern beschäftigte sich schon kurz nach dem Unfall eifrig mit ihrem Handy. Die Bilder machten damals in den sozialen Netzwerken die Runde und brachten viele Bürger auf die Palme.
Nachdem Ihr Fahrzeug mit einem Minibus kollidierte, der gegen die Leitplanke der Stadtautobahn stieß, wurden alle Fahrgäste aus dem Mini Van herausgeschleudert und stürzten rund 20 Meter tief auf die Vibhavadi Rangsit Straße in Bangkok. Alle Unfallopfer waren Dozenten oder Studenten der Thammasat Universität, die auf dem Weg von Rangsit nach Bangkok waren.
Die gutbetuchte junge Frau wurde nach nur einem Tag im Gefängnis bereits schon wieder entlassen. Erst zwei Jahre später, im Jahr 2012 wurde sie von einem Gericht zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Außerdem wurde ihr bis zu ihrem 25. Lebensjahr das Führen eines Fahrzeugs verboten. Später erhielt sie die Auflage, eine gemeinnützige Arbeit auszuführen.
Die Mutter des Kleinbusfahrers erklärte damals unter Tränen gegenüber den Reportern: „ Wir wollen, dass der Fall endlich zu einem Ende kommt. Wir haben bis heute nichts von der Angeklagten gehört. Sie hat nie mit uns gesprochen oder angerufen. Ich wäre froh zu hören dass es ihr Leid tut oder dass sie traurig über den Unfall ist. Aber sie hat diese Worte nie zu uns gesagt “.
Wie Daily News diese Woche erneut meldet, ist es mittlerweile fast neun Jahre nach einem tödlichen Absturz, bei dem neun Menschen in einem Van der Thammasat-Universität getötet wurden, der von der damals 16-jährigen Orachorn „Praewa“ Thephasadin Na Ayudhya getroffen wurde.
Sie hat bis heute keine Zeit im Gefängnis verbracht und musste nur ein paar Stunden Zivildienst leisten, berichtet Daily News weiter. Seit rund neun Jahren warten die Familien und Angehörigen der Unfallopfer noch immer auf eine Entschädigung.
In dieser Woche meldete sich nun zum ersten Mal die Mutter der jungen Frau, die öffentlich für ihr rücksichtsloses Fahren verurteilt wurde und sagte, dass jedes einzelne Mitglied ihrer Familie seit dem Unfall eine traumatische Tortur erlitten habe.
Frau Laddawan Devahastin Na Ayudhya sagte, dass jeder in ihrer Familie nachts nur noch mit Schlaftabletten einschlafen könne. Außerdem müsse sie seit dem Unfall sehr genau auf ihre Tochter Praewa achten, die seit dem immer depressiv ist und möglicherweise Selbstmord begehen könnte.
Die Mutter entschuldigte sich am Donnerstag in einem Telefoninterview im Fernsehen für das Verbrechen ihrer Tochter – dem Unfall in der Nacht vom 27. Dezember vor neun Jahren.
Sie forderte dabei auch gleichzeitig das Justizministerium dazu auf, die von ihr geschuldete staatliche Entschädigung für die neun toten und die drei verletzten Opfer unverzüglich zu zahlen. Sie fügte in ihrem Interview hinzu, dass sie die Entschädigung für die Opfer an das Ministerium zurückzahlen werde, sobald sie das Geld dafür aufgebracht habe.
Praewas Vater, Oberst Ratthachai, der in der Fernsehsendung ebenfalls anwesend war, zeigte die Eigentumsurkunden der Familieneigentümer vor und erklärte, sie seien bereits zum Verkauf angeboten worden, damit die Familien aller 12 Opfer entschädigt werden können.
Auf die Frage, warum sich die Zahlungen seit neun Jahren verzögern, wich Frau Laddawan der Frage aus und sagte nur, dass es sich für die Familie so anfühlt, als hätte der Vorfall erst gestern stattgefunden, und dass sie und ihre Familie durch die Tragödie und die soziale Verurteilung durchweg traumatisiert wurden.
Sie fügte weiter hinzu, dass ihre Tochter, die mehrmals versucht hat, ihren Namen zu ändern, nach ihrer Scheidung in das Haus der Familie zurückgekehrt ist. “ Sie ist jedes Mal depressiv und paranoid wenn sie ausgeht oder mit ihrem ursprünglichen Nachnamen unterschreiben muss „, sagte sie im Fernsehen.
Die Mutter fügte hinzu, dass sie, ihr Ehemann und ihre Tochter alle für den Vorfall verantwortlich sind. Sie forderte daher die Menschen auf, die Familie Devahastin Na Ayudhya in ihren Beiträgen in den sozialen Netzwerken nicht mehr zu verurteilen.
- Quelle: The Nation Thailand