Mehrere tausend Lehrer und Demonstranten sind an diesem Wochenende in Hongkong auf den Straßen

Mehrere tausend Lehrer und Demonstranten sind an diesem Wochenende in Hongkong auf den Straßen

Hongkong. Auch an diesem Wochenende sind trotz strömenden Regen und Gewittern schon wieder tausende Demonstranten und Unterstützer auf den Straßen von Hongkong unterwegs, um mit ihren Protesten gegen die Regierung fortzufahren. Allerdings haben sich an diesem Wochenende – Dank Schulfrei – mehrere Hundert Lehrer laut den Angaben der internationalen Presse den Demonstranten und den Protesten angeschlossen.

Trotz der Befürchtungen, die Polizei könnte härtere Taktiken anwenden, um die Aktivisten von den Straßen zu vertreiben, trotzen mehrere tausend Demonstranten der Regierung bzw. den Behörden in Hongkong.

Nach der Eskalation der Gewalt in den letzten Tagen bieten die Demonstrationen an diesem Wochenende einen Test, ob die Protestbewegung die breite Unterstützung der Bevölkerung behalten kann, die sie bisher offensichtlich genießt.

Laut ihren eigenen Angaben bekämpfen die Demonstranten nach der Auflösung des Abkommens „Ein Land, zwei Systeme“, das Hongkong eine gewisse Autonomie sicherte, seit es 1997 von Großbritannien zurückerobert wurde.

In der vergangenen Woche haben sie ihre Frustrationen zunehmend an die Polizei gerichtet, die mit größter Entschlossenheit reagiert hat, um die Menschen wieder von den Straßen zu räumen.

Beide Seiten sind sich darüber bewusst und im Klaren, dass mittlerweile auch Festlandoffiziere und Ausrüstung als letztes Mittel über die Grenze in Shenzhen verteilt wurden.

Frau Yu, eine über 40 Jahre alte Musiklehrerin an einer örtlichen weiterführenden Schule erklärte gegenüber der Presse, sie sei fest dazu entschlossen, ihre protestierenden Schüler zu unterstützen, obwohl sie persönlich nicht allen Aktionen ihrer Schüler zustimmte.

„Ich schätze ihren Mut und ihre Fürsorge für Hongkong. Sie sind definitiv mutiger als unsere Regierung“, sagte sie.

Die Lehrer Kundgebung, an der nach Schätzungen der Organisatoren 22.000 Menschen teilnahmen, während die Polizei 8.300 sagte, war zuvor von der Polizei genehmigt worden.

Nachdem sich die Demonstranten zunächst friedlich im Hauptgeschäftsviertel von Hongkong versammelt hatten, marschierten sie anschließend in die Residenz des Regierungsgebäudes von Hongkongs umkämpfter Führerin Carrie Lam.

„Wenn Carrie sich von Anfang an die Mühe machen würde, auf unsere Forderungen zu reagieren, würde niemand verletzt“, sagte Lee, ein bereits pensionierter Grundschullehrer.

Es wurde auch erwartet, dass regierungsfeindliche Demonstranten durch die Bezirke von Kowloon marschierten, die vor allem bei den Händlern und auch den Touristen aus Festlandchina bisher immer sehr beliebt waren.

Die demokratiefreundliche Bürgerfront für Menschenrechte, die im Juni friedliche, millionenschwere Märsche organisierte, hat für Sonntag (18. August) einen weiteren Protest angesetzt.

„Wir alle spüren, dass die Spannungen zunehmen und auch der Stress weiter ansteigt“, sagte ein Frontprotestierender, der 22-jährige Pun, zu Beginn der Woche bei einem Sit-In auf dem internationalen Flughafen gegenüber der Nachrichten Agentur Reuters.

„Ich weiß natürlich, dass Gewalt nicht gegen Gewalt kämpfen kann, aber manchmal sind Aggressionen erforderlich, um die Aufmerksamkeit der Regierung und anderer auf sich zu ziehen“, sagte er. „Ich habe mit Steinen geworfen. Ich wurde auch von der Polizei mit Schlagstöcken geschlagen. Wir alle gewöhnen uns langsam daran “, fügte er weiter hinzu.

Tausende überwiegend junge Demonstranten mussten am Montag ihre Flüge auf dem internationalen Flughafen Chek Lap Kok einstellen, wodurch die Flüge bis zum späten Dienstag unterbrochen wurden.

Die zunehmend gewaltsamen Auseinandersetzungen haben eine der Finanzmetropolen Asiens in die schwerste Krise seit Jahrzehnten gestürzt. Die Unruhen stellen auch eine der größten Herausforderungen für den chinesischen Präsidenten Xi Jinping dar, seitdem er 2012 an die Macht kam.

Westliche Regierungen, einschließlich der Vereinigten Staaten, haben nach hässlichen und chaotischen Szenen am Flughafen verstärkt zur Zurückhaltung aufgerufen.

Am Freitag kündigte sogar der Geschäftsführer von Cathay Pacific Airways, nachdem Chinas Luftfahrtbehörde von der Hongkonger Fluggesellschaft verlangt hatte, Mitarbeiter, die an den Protesten beteiligt sind oder diese unterstützen, auszusetzen.

Chinesische Beamte haben einige Aktionen von Demonstranten mit „Terrorismus“ verglichen, und chinesische staatliche Medien haben die Polizei in Hongkong zu härteren Reaktionen aufgefordert.

In der vergangenen Woche haben sich die Zusammenstöße zusehends verschärft. Demonstranten haben mit Schleudern Murmeln auf die Polizei geschossen, Laser auf sie gerichtet und gelegentlich sogar schon Steine und Feuerbomben auf die Beamten geworfen.

Nachdem die Polizei bereits schon Tränengas abgefeuert hat, um die Demonstranten auf den Straßen und an einem Punkt in einer U-Bahn-Station zu zerstreuen, warnt sie jetzt davor, dass sie auch noch härter werden und schärfer gegen die Demonstranten vorgehen könnte.

Obwohl ihre Stationen während der Krise schon viele Male ins Visier genommen wurden, hat die Polizei bisher davon abgesehen, Panzerwagen einzusetzen, die Barrikaden durchschlagen könnten. Sie haben bisher auch noch keinen Wasserwerfer benutzt – zwei wurden 2014 gekauft – oder die Hundegruppe der Truppe auf die Demonstranten losgelassen.

„Wir haben eine flexiblere Strategie“, sagte ein Polizist. „Wir sind in einer weitaus besseren Position, um effizienter und schneller reagieren zu können“.

Auf der anderen Seite der Grenze, in der Festlandstadt Shenzhen, haben Chinas bewaffnete Volkspolizei-Einheiten in den letzten Tagen umfangreiche Übungen durchgeführt, aber die Polizei in Hongkong gibt bisher noch an, dass sie mit der Situation noch alleine fertig werden.

Da die Demonstranten eine Flash-Mob Strategie verfolgten und sich nach dem Vorrücken der Polizei zurückzogen, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen, setzte die Polizei auch verdeckte Beamte ein, die sich als Demonstranten verkleidet hatten, um Informationen zu sammeln und Verhaftungen vorzunehmen.

Die Polizei hat seit Beginn der Unruhen im Juni rund 750 Personen festgenommen und einige Demonstranten wegen Unruhen angeklagt, die eine 10-jährige Haftstrafe zur Bestrafung nach sich ziehen können.

In einigen Fällen gingen die Festnahmen mit umfangreichen Durchsuchungen von Eigentum und der Beschlagnahme von Telefonen und Computern einher, heißt es aus Polizeiquellen.

„Sie machen diese Hits und Runs in letzter Zeit“, sagte ein hochrangiger Polizeibeamter zu Beginn dieser Woche gegenüber den Medien. „Festnahmen sollten eine natürliche Folge sein. Wenn wir immer mehr verhaften können, weil sie illegale Handlungen begehen, dann sei es so“, fügte er hinzu.

Die Proteste begannen Anfang Juni gegen eine Gesetzesvorlage zur Erleichterung der Auslieferungen an das Festland und haben sich seitdem zu einer breiteren Haltung gegen die Herrschaft Chinas über die Sonderverwaltungsregion entwickelt.

Es gibt bisher noch keine Anzeichen für ein Nachlassen der Demonstrationen: China setzt sich weiterhin für die Führung von Carrie Lam ein, und die Demonstranten halten weiterhin an ihren Forderungen fest, zu denen auch ihr Rücktritt gehört.

Der Hauptprotest am Sonntag wird ein Test für die Fähigkeit der Bewegung sein, sich zu behaupten, insbesondere nachdem Demonstranten zwei Bürger des Festlandes am Flughafen festgenommen und geschlagen hatten – ein Schritt, der ihre Unterstützung in der breiten Öffentlichkeit gefährden könnte.

Das thailändische Generalkonsulat in Hongkong hat alle Thailänder, die nach Hongkong reisen, gebeten, sich auf ihrer Website (www.consular.go.th/main/th/register oder www.thai-consulate.org.hk) zu registrieren oder direkt anzurufen unter (+852) 6821-1545 oder (+66) 2-572-8442.

Am Freitag veranstalteten College-Studenten eine Kundgebung im zentral gelegenen Chater Garden in Hongkong, wo sich bis in die Nacht hinein friedliche Zusammenkünfte von Beamten und Finanzfachleuten abgehalten hatten.

Die örtlichen Lehrer planen heute einen Morgenmarsch vom Chater Garden zum Government House, der offiziellen Residenz von Frau Lam. Separate Proteste in den Stadtteilen Hung Hom und To Kwa Wan von Kowloon sind ebenfalls geplant, obwohl die Polizei die Erlaubnis verweigerte.

Am Sonntag (18. August) kehren die von der Civil Human Rights Front organisierten Massenproteste zurück, bei denen es zu historischen Märschen kam, die Hunderttausende Menschen auf die Straße brachten. Sie werden sich im Victoria Park nahe dem Finanzzentrum der Stadt versammeln.

Während die Menschen in Hongkong protestieren, werden ihnen Demonstrationen der weltweiten Unterstützung von San Franciscos Embarcadero Plaza über den Londoner Trafalgar Square bis hin zu Städten in Kanada, Australien, Deutschland und Taiwan zur Seite stehen.

 

  • Quelle: Bangkok Post, internationale Presse