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hmh. Bangkok. Schon im Jahre 2010 rief die Regierung in Bangkok ein "Jahrzehnt der Straßensicherheit" in Thailand aus. Dabei ging man allerdings landesüblich inkonsequent vor: Anstatt endlich eine allgemeine landesweite Helmpflicht ohne Ausnahmen einzuführen, plante man unter anderem, zunächst die Umgebung von Ämtern, Regierungsgebäuden und Polizeistationen landesweit zu "Helmpflicht-Gebieten" zu machen. Das sagte die stellvertretende Gesundheitsministerin พรรณสิริ กุลนาถศิริ pan sì¿ rí¿ gun lá¿ nâ:d sì¿ rí¿ Phansiri Kunlanatsiri seinerzeit auf einer Pressekonferenz zum Beginn der Kampagne, wie die Tageszeitung Thai Rath meldete.
Zudem verteilte das Ministerium 300 000 kostenlose Sturzhelme in Bangkok, Phuket und Nakhon Si Thammarat. Dabei gilt zum Beispiel in Bangkok schon seit 25 Jahren eine allgemeine Helmpflicht auch für Beifahrer. Es sollte also — eigentlich —, ohnehin niemanden geben, der dort noch ohne Helm auf einem Motorrad sitzt…
Indes sind die Kosten von Motorradunfällen samt Folgekosten in den letzten Jahren derart gestiegen, daß schon aus volkswirtschaftlichen Gründen eigentlich dringend etwas Grundlegendes getan werden müßte, zum Beispiel durch bessere Verkehrserziehung und konsequente Alkohol- und Drogenkontrollen auf den Straßen.
Nach den offiziellen Zahlen der Regierung müssen pro Jahr etwa 700 000 Motorradfahrer nach Unfällen im Krankenhaus behandelt werden, was die unter Premierminister Thaksin Chinawat eingeführte öffentliche, für die Bevölkerung unter bestimmten Bedingungen kostenlose Gesundheitsfürsorge alleine mit 2 Milliarden Baht belastet.
Insofern dürften sich die offiziellen Zahlen seit 2010 kaum zum Positiven verändert haben
Damals sah es so aus: 11 751 Menschen wurden bei Verkehrsunfällen getötet, das sind 30 Personen pro Tag, wobei drei Viertel der tödlich Verunglückten Motorradfahrer gewesen seien. Von diesen wiederum hatten nach den von Frau Phansiri genannten Fakten 4 800 keinen Sturzhelm getragen.
Nach einer von TNA (Thai News Agency) veröffentlichten und unter anderem im Malaysian Digest erwähnten Umfrage tragen viele Thais übrigens deshalb keinen Sturzhelm beim Motorradfahren, weil sie hygienische Bedenken dagegen haben. Das betrifft vor allem Motorrad-Beifahrer, die keinen eigenen Helm haben, aber zum Beispiel auf sogenannte "Motorradtaxis" angewiesen sind oder abgeholt werden. Die Ministerin meinte jedoch, daß dieses Problem zum Beispiel durch das Tragen von Überzügen in der Art einer Mütze zu lösen sei.
Kommentar:
Die Ausweisung von "Helmpflichtgebieten" dürfte landesweit zu dem führen, was man unter anderem in Samui schon heute jeden Tag beobachten kann. Dort gilt schon seit den 1980er Jahren — eigentlich —, eine "offizielle" Helmpflicht, an die sich jedoch außerhalb der Bezirkshauptstadt Nathon so gut wie niemand hält. In der Praxis werden nur ein- oder zweimal pro Saison direkt vor den Polizeistationen in Chaweng, Maenam, Bophut oder Lamai alle durchkommenden Fahrer abkassiert, was Ausländer und Einheimische gleich betrifft.
Das lohnt sich dann richtig, weil ja aufgrund fehlender Kontrolle in Samui so gut wie niemand einen Helm trägt. Preis für das Vergehen: 100 Baht für das Fahren ohne Helm, 100 Baht für das Fahren ohne Führerschein. Dabei beträgt die offizielle Strafe eigentlich 500 bis 2000 Baht. Die nimmt man aber nicht, weil kein motorradfahrender Thai normalerweise jemals so viel Geld dabei hat, wie jeder Polizist genau weiß. Folglich müßte man eigentlich das Motorrad beschlagnahmen, bis die Strafe bezahlt ist. Das macht aber zusätzliche Arbeit…
Auf diese Weise meldet man jedenfalls locker am Jahresende einige Tausend ertappte "Sünder" für die Statistik nach Bangkok: Pflichtsoll erfüllt. Daß das "Soll" in Samui schon in zwei, drei Tagen zu je 2 bis 3 Stunden "erfüllt" wird, scheint der Dienstherr in Bangkok in mindestens 25 Jahren noch nicht gemerkt zu haben. So schiebt man vielerorts in der hiesigen Provinz bei der Polizei eine ruhige Kugel und kann sich zum Beispiel in Ruhe gewissen Nebeneinnamen widmen…
Und wie ernst ein Freier Thai "Helmpflicht-Gebiete" nimmt, kann man ebenfalls jeden Tag in Samui beobachten: Zwölfjährige Knaben düsen mit dem Motorrad ohne Helm in die Schulen der Bezirkshauptstadt Nathon. Kurz vor der Einfahrt in die Stadt stoppen die Flatterhemden am Wegesrand. Sie stülpen sich einen in der Korbablage durchaus vorhandenen Helm ohne ihn festzuzurren lose über den Kopf und fahren grinsend am nächsten Verkehrspolizisten vorbei, der freundlich zurückgrinst… Nur am Rande sei ferner vermerkt, daß Sturzhelme hiesiger Produktion nicht selten die "Sicherheit" eines umgedrehten alten Suppentopfs bieten.