Bangkok. Die Zahl der Drogenfälle von hochreinem „ Kristall Methamphetamin „ haben sich in Thailand in den letzten zwei Jahren mehr als verzehnfacht, zeigen die Statistiken. Das ist ein deutlicher Hinweis auf das Wachstum der Stimulanzien im benachbarten Myanmar, die dort mittlerweile im industriellen Maßstab hergestellt werden.
Thailand ist eine der wichtigsten Handelsrouten für „ Kristall Methamphetamin „, das in den benachbarten Bundesstaaten Shan und Kachin in Myanmar hergestellt wird. Von dort heißt es, dass sich die organisierten asiatischen Kriminalitätsgruppen mittlerweile auch noch mit den lokalen regierungsnahen Milizen und den bewaffneten Rebellen zusammengeschlossen haben, um in Myanmar sogenannte Superlabors zur Produktion von „ Kristall Methamphetamin „ aus dem Boden zu stampfen.
Die Drogenkonsortien verteilen von dort aus das „ Kristall Methamphetamin „ über den gesamten asiatisch-pazifischen Raum, von Südkorea bis nach Neuseeland und auch noch in die meisten Länder, die dazwischen günstig auf dem Weg liegen, sagen die Behörden.
2018 wurden in Thailand etwa 18,4 Tonnen „ Kristallmethan“, auch ICE genannt, beschlagnahmt. Dies ergab eine vorläufige Statistik der von „ Narcotics Control Board „ ( ONCB ) des Landes durchgeführten, und von Reuters geprüften Daten. Die endgültigen Daten werden voraussichtlich nächsten Monat veröffentlicht.
Das sind 5,2 Tonnen im Jahr 2017 und 1,6 Tonnen im Jahr 2016. Das ist mehr als das Dreifache der Menge, die vor fünf Jahren in ganz Südostasien eingenommen wurde.
Myanmars illegale Labore pumpen auch Methantabletten, die für den thailändischen Markt mit Koffein gemischt werden, was gewöhnlich in der thailändischen Sprache als „Yaba“ oder verrückte Pille bezeichnet wird.
Die Pillen sind bei schlecht bezahlten Arbeitern in zermürbenden Jobs und bei Konsumenten von Freizeitdrogen in ganz Südostasien bekannt und beliebt.
Die thailändischen Behörden beschlagnahmten im Jahr 2018 insgesamt 516 Millionen Meth – Tabletten. Das ist mehr als das Doppelte des Vorjahres und das Anderthalbfache der im Jahr 2016 beschlagnahmten 114 Millionen Pillen. Die Behörden sagen weiter, dass die Zahl der Sicherstellungen von Drogen in den letzten zwei Jahren um rund 1.000 % gestiegen ist. Dies ist ein mehr als deutlicher Hinweis auf das Wachstum der industriellen Produktion im benachbarten Myanmar.
Spezialisierte Chemiker und „ Köche “ werden aus Taiwan und China herangezogen, um die Meth – Labore in Myanmar zu betreiben, während die Zutaten und die Laborausrüstung hauptsächlich aus China stammen.
Herr Niyom Termsrisuk, der Generalsekretär des ONCB sagte gegenüber Reuters, dass die Preise für Crystall Meth trotz der steigenden Beschlagnahmungen weiter sinken. Das deutet darauf hin, dass sich weit mehr Drogen den Behörden entziehen als tatsächlich aufgehalten werden.
Der Durchschnittspreis einer Meth-Tablette betrug im Jahr 2013 noch 200 Baht ( 6,33 $ ). Die neuesten Daten für 2017 zeigten, dass eine Yaba-Pille für nur 80 Baht (2,50 $) gekauft werden kann, sagte er weiter. Die Behörden vermuten, dass im vergangenen Jahr die Preise für YaBa Pillen noch weiter gesunken sind. Laut Insidern soll der Preis für eine YaBa Pille im vergangenen Jahr bereits schon auf nur noch 50 Baht gesunken sein.
Durch die Überschwemmung von Thailand und anderen Ländern mit den Meth Pillen haben die organisierten Kriminalitätsgruppen still und heimlich weitere “ neue Nutzer generiert „, indem sie sie mit den niedrigeren Preisen lockten, sagte Herr Niyom. Die Benutzer werden dann von dem stark süchtig machenden Medikament abhängig und schaffen so einen größeren Markt für das Produkt und Profit für die Hersteller und Händler ( Dealer ).
Das goldene Dreieck Südostasiens, das den Norden Myanmars sowie Teile von Laos und Thailand umfasst, ist seit langem ein Knotenpunkt des illegalen Drogenhandels.
Während der Anbau von Opium und die Raffination von Heroin in den letzten zehn Jahren zurückgegangen sind, hat die Produktion von Methamphetamin den Verlust der Drogenhändler mehr als nur wieder aufgefüllt.
“ Es ist nicht schwer etwas anderes zu sagen, als dass 2018 eine Katastrophe für die Meth-Versorgung von Myanmar war. Im Gegenteil, die Produktionen scheinen munter weiter zu gehen „, sagte Jeremy Douglas, der Asien-Vertreter des Büros der Vereinten Nationen für Drogen und Kriminalität.
Die Strafverfolgungsbehörden waren überfordert, während “ die Gesundheitsbehörden ernsthaft unterbesetzt sind und nur begrenzte Überwachungsmöglichkeiten bieten „, fügte er hinzu.
Die Regionale Polizei und die Analysten sagten gegenüber Reuters, dass organisierte Kriminalitätsgruppen das halb gesetzlose Gebiet im Norden Myanmars ausbeuten und Geschäfte mit der Vielzahl ethnisch bewaffneter Banden und staatlich gesponserter Milizen machen, die das Territorium dort kontrollieren.
Herr Niyom von den ONCB sagte, dass im Jahr 2018 auf dem Weg in den Süden Thailands und an die Grenze zu Malaysia mehr als 8 Tonnen Kristallmethan beschlagnahmt worden seien. Von dort aus “ war es auf dem Weg zu anderen Märkten „, fügte er hinzu.
Im vergangenen Jahr hat die Polizei auch mehrere Boote mit Meth beschlagnahmt, die die malaysische Stadt Penang verlassen haben. Syndikate verwenden mittlerweile auch sogenannte “ Mutterschiffe „, die die Drogen in der Andamanensee aufnehmen und von dort aus bis nach Australien und Neuseeland verteilen.
Meth aus Myanmar wurde auch schon in Schiffscontainern auf den Philippinen und in Malaysia geschmuggelt.
Nach den Angaben der regionalen Anti-Drogen Polizei, die unter der Bedingung der Anonymität sprach, werden Chemiker aus Taiwan und China herangezogen, um die Meth – Labors in Myanmar zu betreiben, während die Vorläufer und die Laborgeräte zumeist aus China stammen.
Im vergangenen Monat hatte das Militär in Myanmar modernste Laborgeräte in der Nähe von Muse, einer Stadt im Shan-Staat an der chinesischen Grenze, abgefangen.
Die Regionalpolizei sagte bei einer Pressekonferenz, dass das in Myanmar erzeugte Kristallmethan das reinste ist, das sie bisher jemals gesehen haben.
Laut einem von Reuters geprüften ONCB Dokument hatten 99,92 Prozent der in Thailand in den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 gewonnenen Kristalle eine Reinheit von mindestens 90 Prozent.
Aber das berühmte und berüchtigte Goldene Dreieck, das an den Nordosten von Myanmar, Laos und Thailand grenzt, hat bereits eine lange Geschichte des illegalen Drogenhandels.
Früher kam der Westen als Kultivierungspunkt für die Opium- und Heroin- Raffination in Frage. Dagegen wird die jetzt leicht nachweisbaren Pflanzen durch die zahlreichen Methamphetamin Produktion in den Superlabors ersetzt werden.
Die Fabriken sind leicht unter dem dichten Dschungelhimmel zu verbergen, und mit Hilfe von “ kooperativen “ lokalen Behörden, bewaffneten Banden und staatlich geförderten Milizen bewegen sich die Vorläuferdrogen sowie das Endprodukt Crystal Meth ohne großen Aufwand in und aus dem Land.
Während das Wachstum der Produktion und der Reinheit der Medikamente die Behörden schon längst alarmiert haben, werden sie mittlerweile auch durch die Straßentransporte abfangen, die über die thailändischen Grenzen kommen. Dabei müssen die Behörden jedoch zugeben, dass sie nur einen winzigen Teil des größeren Eisbergs schnappen.
Trotz der häufigen Vorführung großer Drogenrazzien und Beschlagnahmungen durch die thailändische Polizei wird die große Mehrheit der aus den Hintertüren von Methan – Labors in Myanmar kommenden Drogen unentdeckt durch Thailand durch geschleust.
Goldenes Dreieck:
Das Goldene Dreieck ist eine Region im Grenzgebiet von Thailand, Myanmar, Laos und Südchina, und ist nach Lateinamerika die zweitgrößte Drogenproduktionsregion der Welt.
Riesige Mengen von Opium-, Heroin- und Methamphetamin- Pillen werden jedes Jahr in abgelegenen Dschungellabors für den asiatischen Markt und darüber hinaus produziert und ausgeliefert.
Dabei helfen die Korruption und die schwache Strafverfolgung den Drogenproduzenten und helfen nebenbei auch noch, dass der Handel immer gedeihen und auch weiter expandieren kann.
- Quelle: Thai Visa, Reuters, Thaiger