Bangkok. Nachdem Pakistan völlig überraschend seinen Luftraum geschlossen hat, hat THAI Airways am Mittwochabend und am frühen Donnerstag alle Flüge zwischen Thailand und Europa storniert.Ursprünglich wurden folgende Flüge vom internationalen Flughafen Suvarnabhumi annulliert:
TG974 nach Moskau,
TG954 nach Oslo,
TG930 nach Paris,
TG916 nach London
und TG296 von Phuket nach Frankfurt.
Die Anzahl der annullierten Flüge stieg jedoch schnell an, und es schien, als wären alle Flüge zwischen Europa und Thailand vorerst ebenfalls annulliert. Die Swiss Airlines stornierte ebenfalls kurz darauf den Linienflug nach Zürich.
Auch Flüge von Europa nach Thailand waren fast sicher betroffen. Die Flugstornierungen betreffen auch andere Flughäfen in Südost- und Ostasien.
Der Präsident von Thai Airways International, Herr Sumeth Damrongchaitham, beschrieb die Situation als einen Notfall und rief ein dringendes Treffen von Top – Airline-Funktionären an. Er sagte, eine offensichtliche Notlösung sei die Änderung der Flugrouten zwischen Thailand und Europa. Dies sei allerdings keine triviale Aufgabe, fügte er hinzu.
Die Situation betrifft im Moment 13 THAI – Flüge von und nach Kopenhagen, Oslo, Brüssel, Paris, Moskau, Frankfurt, München, Zürich, Stockholm, London ( Heathrow ), Rom, Mailand und Wien.
Nach Angaben des Generaldirektors des Büros für Zivilluftfahrt und Sicherheit, Rakesh Asthana, schloss die indische Regierung am Mittwochnachmittag den Luftraum dieses Landes über Teilen Nordindiens. Es war nicht sofort klar, ob dies auch den Flugverkehr zwischen Europa und Thailand beeinträchtigen würde.
Die THAI Airways stornierte am Donnerstag alle drei Linienflüge nach Pakistan, und die iranische Fluggesellschaft kündigte die Annullierung ihres Fluges von Bangkok nach Teheran an.
Die thailändische Botschaft in Islamabad hatte bereits am Mittwoch eine Reisewarnung herausgegeben, in der alle thailändischen Reisenden geraten wurden, Reisen nach Kashmir, dem Epizentrum des Konflikts und militärischer Auseinandersetzungen, zu vermeiden.
Die in Brüssel ansässige Eurocontrol, die den Luftraum von 41 Nationen koordiniert, erklärte den Fluggesellschaften in einem Bulletin, der pakistanische Luftraum sei “ mit sofortiger Wirkung “ geschlossen worden.
Die Luftraumschließungen fanden statt, als die beiden Länder von heftigen Zusammenstößen berichteten, darunter auch dem Absturz zweier indischer Kampfflugzeuge innerhalb Pakistans.
Die Spannung ist gestiegen, seit ein Selbstmordattentat von Pakistan in Kashmir, am 14. Februar mindestens 40 indische Paramilitärs getötet hatte.
Diese Flüge ( unten ) wurden alle am Mittwoch um Mitternacht storniert.
Andere Flughäfen wie Phuket und Don Mueang waren ebenfalls betroffen. Alle Passagiere in Thailand, die auf Flügen in Richtung Westen gebucht wurden, sollten ihren Flug überprüfen, bevor sie am Donnerstag zum Flughafen fahren.
Warum kommt es in der Region Kaschmir immer wieder zu Konflikten?
Bis 1947 herrschte die britische Krone über das heutige Indien, Pakistan, Bangladesch und Myanmar. Mit der Unabhängigkeit wurde das Gebiet im Wesentlichen in zwei Staaten geteilt – in die säkulare indische Union und die Islamische Republik Pakistan.
Den kleinen Fürstenstaaten im ehemaligen Kolonialgebiet wurde freigestellt, welchem Staat sie sich anschließen. Kaschmir versuchte, eine unabhängige Politik zu betreiben, bis Pakistan Truppen in die Region entsandte, um sie einzunehmen. Die Bevölkerung war hauptsächlich muslimisch, regiert wurde Kaschmir aber von einem Hindu. Dieser bat im Angesicht der Invasoren Indien um militärische Unterstützung und beugte sich der Bedingung, sein Fürstentum Indien anzuschließen.
Es kam zum ersten Krieg zwischen Pakistan und Indien, in dessen Folge Kaschmir durch Initiative der Vereinten Nationen zweigeteilt wurde. Eine offizielle Grenze gibt es bis heute allerdings nicht.
Die Spannungen konnten auch nach Ende des ersten Indisch-Pakistanischen Krieges nicht gelöst werden. Immer wieder kochten Konflikte hoch und gipfelten in militärischen Auseinandersetzungen und Kriegen.
Seit 2016 verschlechtern sich die Beziehungen zwischen den beiden Staaten wieder stetig. Zuvor gab es Hoffnungen auf eine Annäherung, die sich zerschlugen, als eine islamistische Miliz einen indischen Luftwaffenstützpunkt und Militärkonvois in Kaschmir angriff.
Indien wirft der pakistanischen Regierung vor, diese Milizen zu unterstützen und rüstete an der Grenze auf. Außerdem reagierte Indien ihrerseits mit Angriffen, unterdrückte in Kaschmir Proteste mit Gewalt und erließ ein Sonderermächtigungsgesetz für das Militär, das zu Folter, Vergewaltigungen und Tötungen führte.
Immer wieder kam es seitdem zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit Toten und Verletzten auf beiden Seiten. Vor wenigen Tagen starben 40 indische Soldaten bei einem Selbstmordanschlag.
Der Auslöser für den anhaltenden Konflikt um die Region Kaschmir mag religiöser Natur sein. Doch es geht um mehr:
Die Region ist geopolitisch von großer Bedeutung. Neben Indien und Pakistan beansprucht auch China mehrere Gebiete in Kaschmir – und hat sich nach Konflikten mit Indien auf die Seite Pakistans geschlagen.
Indien und China konkurrieren in der Region und zunehmend in der Welt um eine Vormachtstellung, das islamische Pakistan will seine Grenzen zu anderen Ländern ausbauen, um die Ausdehnung des Gegners Indiens gen Westen einzudämmen. China interessiert vor allem die Nähe zu seinen eigenen Provinzen Xinjiang und Tibet.
Weiterhin fordern Vertreter aus Kaschmir selbst einen eigenen unabhängigen Staat. Zu den strategischen Interessen zählt auch, dass in Kaschmir mehrere Gebirge aufeinander treffen, die als rohstoffreich gelten und für die Region für die Süßwasserversorgung insbesondere Pakistans von großer Bedeutung sind. Außerdem ist Kaschmir durch seine Landschaft touristisch interessant und in Zeiten längeren Friedens dadurch ein Wirtschaftsfaktor gewesen.
- Quelle: Bangkok Post