BANGKOK. Der chinesische Tourismus nach Thailand hat sich von der Covid-Ära vollständig erholt. Die Entscheidung der thailändischen Regierung, die visumfreie Einreise chinesischer Staatsbürger zu fördern, hat ihre Zahl zweifellos erhöht. Sie werden nun auf etwa 35.000 pro Tag geschätzt, da die Flüge aus immer mehr Städten in China zunehmen. Das Gesamtaufkommen ist entweder wieder auf dem Niveau vor der Covid-Pandemie oder hat es sogar übertroffen.
Obwohl der Aufschwung für den thailändischen Tourismus und die Staatskassen offensichtlich ist, hat dieser Schritt auch andere Aspekte. Die kürzlich in Bangkok und Rayong aufgestellten Werbetafeln, die ausschließlich in chinesischer Sprache verfasst waren, wurden von den thailändischen Behörden entfernt, zeigen aber deutlich einen neuen Markttrend. Das thailändische Handelsministerium beklagt, dass in China hergestellte Produkte den thailändischen Markt überschwemmen und im Vergleich zu thailändischen Produkten einen enormen Preisnachlass erhalten. Das beliebte E-Commerce- und Einzelhandelstechnologieunternehmen Alibaba Group Holding wird im Wesentlichen von China aus geführt und bietet Schleuderpreise an.
In Thailand wird in den Medien inzwischen häufig über die Entführung oder Zwangsrückführung chinesischer Bürger berichtet, während thailändische Einwanderungsbeamte im ganzen Land regelmäßig gegen illegale chinesische Geschäfte und Betrugszentren vorgehen.
Teile des Mekong und des Goldenen Dreiecks – in Laos und Kambodscha – werden bereits von chinesischen Sicherheitskräften oder „Strafverfolgungs“-Patrouillen überwacht, obwohl Thailand sich bisher gegen derartige Maßnahmen auf seinem eigenen Territorium gewehrt hat. Laut zahlreichen Medienberichten sind beide Gebiete Zentren der Korruption und Kriminalität.

Es gibt einige Anzeichen dafür, dass die thailändische Regierung Schritte unternimmt, um dem wachsenden wirtschaftlichen und politischen Einfluss Chinas entgegenzutreten. Premierminister Srettha Thavisin etwa hat Investitionen großer US-Unternehmen wie Google und Microsoft in Thailand gefördert und ist bei chinesischen Militärgeschäften, darunter dem umstrittenen U-Boot-Kauf, einen Rückzieher gemacht. Sein Vorstoß für eine 28 Milliarden Baht teure Landbrücke, die den Pazifik mit dem Indischen Ozean in Südthailand verbinden soll, hat chinesische Großinvestoren verärgert, die lieber einen Kanal gehabt hätten, um die Durchfahrt chinesischer Schiffe zu erleichtern.
China ist Thailands größter Handelspartner und rund 15 Prozent der thailändischen Bürger haben chinesische Wurzeln. Während der Einfluss der USA in Asien zurückgeht, wächst der Chinas rapide. Für Thailand stellt sich die Frage, ob es Sri Lanka, Laos und Kambodscha folgt und sich sowohl der harten als auch der weichen Macht der Pekinger Behörden wirtschaftlich und politisch unterwirft. Die nächsten fünf Jahre werden entscheidend sein.
- Quelle: Pattaya Mail