Von Flugzeugträgern, Touristen und anderen Dingen

Bisher blieb Pattaya von den politischen Unruhen weitestgehend verschont: In Fun City geht alles seinen Gang, und die Bars werden wohl erst schließen, wenn die Welt untergeht.

Die Nachricht wurde bekannt, daß der Landurlaub Tausender von US-Soldaten in Pattaya in Gefahr sein könnte. Ursprünglich war geplant, daß der Flugzeugträger USS Abraham Lincoln mit dem Begleitschiff, dem Zerstörer USS Russell, im Tiefseehafen Laem Chabang vor Anker geht, damit die US-Jungs sich ein wenig vom Streß auf hoher See erholen können: Rest & Recreation heißt das offiziell im Militärjargon.

Die US-Botschaft hatte mitgeteilt, daß die beiden Kriegsschiffe vier Tage vor Anker liegen werden, wann genau, wurde aber nicht gesagt. Nach dem Ausruf des Ausnahmezustandes in Bangkok ist das Unternehmen R&R jetzt gefährdet.

Thailand gilt als eines der sichersten Länder Südostasiens, daher kam aus der US-Botschaft bislang nicht die Ankündigung, der Flugzeugträger würde Kurs auf ein anderes Land nehmen. In der Botschaft scheint vorerst eine „Abwarten und Tee trinken“-Haltung zu herrschen.

6000 Marine- und Elitesoldaten, Piloten und Flugzeugtechniker könnten die Unterhaltungsindustrie in Pattaya vier Tage lang mit insgesamt 200 Mio. Baht in Schwung bringen. Ein kleiner Ausgleich für die diesjährige besonders schlechte Nebensaison.

Nach neuesten Berechnungen des thailändischen Fremdenverkehrsamtes (TAT) – die Zahlen sind wie bereits berichtet mit äußerster Vorsicht zu genießen – soll der Tourismus in Pattaya im Vergleich zum Vorjahr um ca. 20% zurückgegangen sein. Das TAT rechnet, abgesehen von der aktuellen politischen Lage, auch nicht mit einem signifikanten Anstieg von Übernachtungszahlen (im Vergleich zum Vorjahr) in der Hochsaison.

Die Stimmung in Pattaya ist zwiespältig, vermutlich kommt es auch auf die jeweilige Bar oder das Restaurant an. Das Restaurant im Apex Hotel ist immer ein guter Indikator für die Anzahl der Touristen in der Stadt, weil das Buffet dort äußerst beliebt ist. Hier herrscht oft gähnende Leere.

Die Bargirls sitzen zu Dutzenden in den Bars und freuen sich, wenn sich ein oder zwei Touristen zu ihnen setzen, manche Barbesitzer sprachen schon Kündigungen aus, wenn die Mädchen nicht von sich aus nach Hause gefahren sind.

Dennoch gibt es Clubs oder Bars, die von dieser Unbill verschont bleiben. Beispielsweise der Club Blu auf der Soi Buakhao. Vor etwa sieben Monaten eröffnet, ist der Coyote-Tanz-Club immer gut besucht. Ein paar Schritte weiter, ebenfalls auf der Soi Buakhao wurde die Target Bar erweitert, dort kann jetzt auch Billard gespielt werden. Die Mädchen können sich über zu wenig Kundschaft nicht beklagen.

Ein paar Ecken weiter gibt es teilweise lange Gesichter. „Es sind keine Ausländer in der Stadt. Das ist schlecht für die Mädchen“, faßte ein Bargirl die Lage zusammen.

Oft sind die einzigen Gäste Auswanderer, die mit ihren Finanzmitteln haushalten müssen und nicht ganz so spendabel sind wie Kurzzeit-Touristen. Oder Freunde des Chefs, die sich ein wenig amüsieren wollen.

Die Walking Street ist relativ gut besucht, auch wenn auffällt, daß sich dort viele Gruppenreisende aus Korea, China oder Indien aufhalten und die Straße im Gänsemarsch passieren. Recht mutig eröffnete dort ein Investor kürzlich eine neue Coyote-Bar namens „Utopia“ am neu gestalteten Soho Square. Die ideale Umgebung für Hörgeschädigte: Es ist so laut, daß man das eigene Wort nicht versteht. Von einem Interview mit der Belegschaft mußte daher Abstand genommen werden. Viel Betrieb ist in dieser Bar jedenfalls nicht.

Die Soi Chaiyapoon, die die Second mit der Third Road verbindet, ist vielleicht ein typischer Indikator für das Nachtleben in Pattaya. Chez Moi, eine Bar, die einem Franzosen gehört, ist immer voll. Gleich nebenan eröffnete ein Däne eine neue Bar, in der Nebensaison ein mutiger Schritt, das muß immer wieder betont werden. Von den anfänglich knapp ein Dutzend Bargirls sind dort nach einem Monat nur noch vier oder fünf übrig geblieben. Die anderen gingen mangels Kundschaft. Vielleicht liegt das auch an dem dänischen Liedgut, das dort oft gespielt wird.

Eine der besten Bars in der Soi war das Connections, eine geräumige Bar, die sich über zwei Shophäuser und zwei Etagen erstreckte. Zuletzt saßen dort zwei einsame Figuren, die auf Ausländer warteten. Eines der Mädchen reiste Ende August ab, die letzte verbliebene Anfang September. Die Bar soll vorerst geschlossen und dann verkauft werden, wurde berichtet.

Viele Frauen, die in der Unterhaltungsindustrie arbeiten, machen die PAD und ihre Führer für die wenigen Touristen verantwortlich. Die Mädchen greifen auf ein englisches Fremdwort zurück, wenn sie von der PAD sprechen: Mob. pg, la