Kann Thailand das Verfahren vor dem internationalen Gerichtshof gewinnen?

pp Bangkok/Phnom Penh. Bereits 1962 wurde der Tempel vom internationalen Gerichtshof Kambodscha zugeschrieben. Thailand hat dieses Urteil aber nie anerkannt und nicht nur den Tempel, sondern auch die nähere Umgebung für sich beansprucht.

Thailand war bereits bei den jetzigen Verhandlungen dadurch aufgefallen, dass man im Laufe des Verfahrens behauptet habe, der internationale Gerichtshof habe gar nicht das Recht, über diesen Fall zu Urteilen. Wie dass Gericht über diese Äußerung denkt, kann sich jeder selber vorstellen.

Zumindest ist die Politische Wissenschaftlerin Puangthong Pawakarapan von der Chulalongkorn Universität der Meinung, dass das Gericht von dieser Argumentation nicht begeistert sein dürfte. Sie äußerte sich überhaupt sehr kritisch zu der bevorstehenden Verhandlung und ist der Meinung, Thailand solle sich nicht selber allzu viel Mut machen.

Sie sagte, man solle auf keinen Fall davon ausgehen, das man den Prozess schon gewonnen habe. Das habe man schon einmal gedacht, und wurde 1962 eines besseren belehrt.

Weiterhin solle man nicht den Fehler begehen und denken, dass sich das Gericht nur auf die von Thailand vorgelegte Landkarte beruft. Auch Kambodscha hat eine Karte mit der eingezeichneten und beanspruchten „Umgebung“ des Tempels vorgelegt. Man könne also nicht sicher sein, welche Karte das Gericht als Grundlage für sein Urteil hernimmt.

Weiterhin wurde auch die Geschichte um den von Thailand verlegten und angeblich von Kambodscha akzeptierten Stacheldraht von ihr richtig gestellt. Kambodscha habe sehr wohl mehrmals gegen den Stacheldraht protestiert. Nur weil Thailand das Gegenteil behaupte und die Medien in Thailand niemals darüber berichtet haben hieße das nicht, dass Kambodscha nicht dagegen Einspruch erhoben hätte.

Alles in allem versuchte sie mit ihren Worten vorsichtig zu erklären, dass man sich in Thailand nicht zu sehr darauf verlassen sollte, den Prozess zu gewinnen. Das dürfte sehr schwierig werden, fügte sie ergänzend hinzu.

Weiterhin sprach sie auch die innenpolitischen Probleme des Landes an. Wenn das Urteil zu Gunsten von Kambodscha ausfallen sollte, könnte es zunächst zu Reibereien innerhalb des Landes führen. Bestimmte politische Gruppen würden dann behaupten, dass das umstrittene Gebiet ausschließlich Thailand gehören und zustehen würde. Hier wären die Medien gefragt, die rechtzeitig die Bevölkerung aufklären müssten.

Abschließend betonte sie allerdings, dass sich die Regierung nicht nur auf dieses eine Thema versteifen sollte. Man habe genügend andere Fragen zu klären und sollte sich lieber um etwas Konstruktives kümmern.