Die Arbeitsplätze von fast zehn Millionen Thais werden von Maschinen bedroht

Die Arbeitsplätze von fast zehn Millionen Thais werden von Maschinen bedroht

Bangkok. Experten in Thailand und bei der UN befürchten, dass in der nahen Zukunft fast zehn Millionen Thais ihre Arbeitsplätze verlieren, da sie durch Maschinen und künstliche Roboter ersetzt werden. Dabei ist hier nicht die Rede von “illegalen Einwandern“ sondern von thailändischen Arbeitnehmern und Staatsangehörigen.

Dank der schnellen Verbesserungen in der Automatisierung und der künstlichen Intelligenz sind bis zu 9,2 Millionen Thais dem hohen Risiko ausgesetzt, durch Maschinen ersetzt zu werden. Laut einem Bericht der UN, der am Dienstag veröffentlicht wurde, stehen Millionen von anderen Arbeitsplätzen in den nächsten zwei Jahrzehnten auf einer Liste, die durch Maschinen und intelligente Roboter ersetzt werden können.

Wenn sich die Prognose der Internationalen Arbeitsorganisation oder der IAO als zutreffend erweist, wird sie nicht nur die derzeitige Wirtschaft erschüttern, die seit langen eine Arbeitslosenquote von fast null Prozent ausmacht. Gleichzeitig werden dadurch auch neue soziale Belastungen ausgelöst, die die Ungleichheit in Thailand noch tiefer rutschen lässt.

„Die Ungleichheit Thailands gehört zu einer der höchsten in den ASEAN Staaten“, sagte Ökonom Phu Huynh bei der Markteinführung des Berichts in der Innenstadt von Bangkok. „Es könnte die Situation in Thailand noch wesentlich schlimmer machen, denn viele Leute werden zurückgelassen und auf „der Strecke“ bleiben“, fügte er hinzu.

In dem Bericht werden die Berufe, die in den nächsten 20 Jahren für eine Automatisierung in den fünf ASEAN-Mitgliedsstaaten Thailand, Kambodscha, Vietnam, den Philippinen und Indonesien in Frage kommen und für eine Automatisierung anfällig sind, aufgezählt.

In Thailand könnten bis zu 98 Prozent der Arbeitnehmer durch Maschinen und künstliche Roboter ersetzt werden. Die am meisten gefährdeten Berufe sind:

  • Subsistenz Landwirte (hier dient die Produktion vorrangig der Selbstversorgung, ohne dass damit nennenswerte Überschüsse erzielt werden),
  • Landarbeiter,
  • Einzelhandelskaufleute,
  • Stall- und Marktverkäufer,
  • Vieh und Milchproduzenten,
  • Lebensmittelverkäufer,
  • Köche,
  • Bauarbeiter,
  • Büroangestellte
  • und Junior Accounting Profis.

Laut den Angaben der UNO-Sonderorganisation für Internationale Arbeitsorganisation (IAO) betrifft das in etwa rund 9,2 Millionen Arbeitsplätze in Thailand.

Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, da hier nur die zehn am meisten gefährdeten Arbeitsplätze aufgezählt wurden. Die Umstellung auf die „künstliche Intelligenz“ betrifft weiterhin auch ein Drittel der Auto-Industrie-Arbeiter, ein weiterer wichtiger Produktionssektor in Thailand. Auch diese Arbeiter sind potenzielle Opfer der kommenden und nicht aufzuhaltenden Automatisierung.

Alles in allem, so warnte die IAO eindringlich, sind bis zu 44 Prozent aller Arbeitsplätze in Thailand in den kommenden Jahren gefährdet.

Thailand hat bereits vor Jahrzehnten seine Vergangenheit als Agrarwirtschaft hinterlassen. Von einer Belegschaft von 37 Millionen Menschen arbeiten heute rund 26 Millionen in unabhängigen Branchen wie Fertigung und Service, laut den Januar-Daten des Nationalen Statistikamtes.

Es sind die Fabrikjobs, die am meisten gefährdet sind und jederzeit durch die immer schneller und Intelligenter werden Roboter ersetzt werden können, fügte Ökonom Phu Huynh hinzu.

„Die überwiegend Beschäftigten in der Computer- und Elektronikindustrie sind elektronische Geräte-Monteure, die fast 58 Prozent und 70 Prozent aller Angestellten in der Branche in Thailand und den Philippinen ausmachen“, so der Bericht. „Diese Arbeitsplätze stehen vor einer extrem hohen Automatisierungswahrscheinlichkeit (92 Prozent) angesichts der schnellen Durchdringung und Weiterentwicklung der Robotertechnologien“, betonte er weiter.

„Während die Technik, die die Menschen aus ihrem Arbeitsplatz verdrängt nichts Neues ist“, sagte Herr Gary Rynhart, ein Mitarbeiter der IAO, „werden die kommenden Veränderungen wesentlich schneller auftreten, als viele Arbeitnehmer erwarten“.

„In diesen Sektoren ist die Anpassung der Technologie noch langsam, da die Arbeitskosten bisher noch niedrig sind. Aber die Automatisierung ist nicht aufzuhalten und hat sich in den letzten Jahren immer weiter beschleunigt“, sagte Herr Rynhart. „Die Technik, um die Arbeitsplätze zu ersetzen, ist bereits da und auf dem freien Markt verfügbar. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann der „Kipppunkt“ erreicht ist, und die Betriebe mit der Umstellung auf Maschinen und Roboter beginnen“.

Herr Rynhart verwies dabei auch auf den raschen Aufstieg der sozialen Medien, der Thailand in den vergangenen fünf Jahren so sehr verändert hat. Wie sein Kollege Huynh in einem separaten Bericht bemerkte, dauerte es rund 75 Jahre für die Einrichtung der Telefone und 38 Jahre für die Radiostationen,um 50 Millionen Nutzer zu erreichen.

Weiter besorgniserregend war die Behauptung von Rynhart, dass in der nahen Zukunft selbst mittelfristige Managementaufgaben durch künstliche Intelligenz ersetzt werden könnten.

„Die KI (künstliche Intelligenz) kann schon heute das tun, was wir noch vor wenigen Jahren für unmöglich hielten“, sagte Rynhart. „Stellen Sie sich nur einmal vor, wie es in fünf Jahren aussieht, da die Entwicklung auf diesem Sektor immer schneller voranschreitet“.

Auf die Frage, was die Regierung tun kann, um das drohende Schicksal zu lindern, schlugen Huynh und Rynhart vor, mehr in Infrastruktur- und Bildungsreformen zu investieren, die Kreativität und analytisches Denken fördern.

In der Tat ist der Grund, warum sie glauben, dass Thailand so anfällig ist, das Bildungssystem des Landes. Thailand hat nicht genügend Möglichkeiten, um die Fähigkeiten der Studenten für Wissenschaft, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik zu fördern, stellte er fest.

„Laut meiner eigenen Ansicht gibt es reichliche Bedürfnisse für diese Fähigkeiten, die uns aber leider nach wie vor fehlen“, sagte Herr Rynhart weiter.

Siemens Roboter in der Automobil (Tiguan) Fertigung.
Siemens Roboter in der Automobil (Tiguan) Fertigung.

Er warnte auch weiter davor, dass Frauen eher als Männer von der Automatisierung beeinträchtigt werden und betroffen sind. Die Industriezweige, in denen hohe Niveaufähigkeiten gesucht und gefordert sind, wie z. B. in der Automobilherstellung, werden noch von den Männern dominiert.

Der Ökonom Phu Huynh sagte weiter, dass wenn sich die thailändische Belegschaft nicht anpassen und Fähigkeiten entwickeln kann, wie zum Beispiel Analyse, Problemlösung und Vermittlung, die nicht durch Roboter ersetzt werden können, werden ihre Gewinne über die kommenden Jahrzehnte rückgängig gemacht werden.

Das wird dann sowohl wirtschaftlich als auch sozial schwere Auswirkungen auf das Land haben. „Sollten sie sich nicht anpassen können, bedeutet es automatisch, dass sie auf der Lohnleiter eine oder mehrere Stufen nach unten fallen“, sagte er zu Schluss.

 

  • Quelle: Khao Sod, UNO-Sonderorganisation für Internationale Arbeitsorganisation (IAO)