Die britischen Höhlentaucher haben noch vier weitere thailändische Retter aus der Tham Luang Höhle befreit

Die britischen Höhlentaucher haben noch vier weitere thailändische Retter aus der Tham Luang Höhle befreit

Chiang Rai. Erst Wochen nach der dramatischen und beispiellosen Rettungsmission der 12 thailändischen Fußballspieler und ihrem Trainer aus der überfluteten Tham Luang Höhle in Chiang Rai wurde jetzt bekannt gegeben, dass die britischen Höhlentaucher nicht nur die Jungen, sondern auch noch vier weitere Männer gerettet haben, die zu einem thailändischen Rettungsteam gehörten und ebenfalls von den aufsteigenden Fluten bereits eingeschlossen waren.

Wie die thailändischen Medien jetzt berichten, tauchten Rick Stanton und John Volanthen am Tag 6 der Rettung in Kammer 3 der Tham Luang auf Höhle, und erblickten dort vier Leute, die auf sie warteten.

Sie dachten zuerst, sie hätten irgendwie die Jungen der gefangenen Wildschwein Fußball Mannschaft gefunden. Tatsächlich hatten sie allerdings vier verlorene thailändische Retter entdeckt, die von den aufsteigenden Fluten ebenfalls schon eingeschlossen worden waren.

In dem Chaos der ersten Tage der Rettung war die Abwesenheit der vier Männer nicht gemeldet worden und daher von den thailändischen Behörden und der Außenwelt nicht bemerkt worden. Was daraufhin folgte, war eine dramatische und beispiellose bisher unbemerkte Rettungsmission, die perfekt durchdacht und ausgeführt wurde, als sie die vier Männer durch drei bereits überflutete Sümpfe ebenfalls in Sicherheit bringen konnten.

Rick Stanton erzählte die Geschichte der Rettung in einem ausführlichen anderthalb Stunden langen Vortrag auf Hidden Earth, gehalten an der Churchill Academy und Sixth Form in North Somerset, einer jährlichen Konferenz für Höhlenforscher, die von der British Cave Research Association organisiert wurde. Dabei wurden auch noch viele weitere Details der Rettung dem interessierten Publikum in einem fast überfüllten Saal erklärt.

 

Die Rettung aus der Tham Luang begann am Samstag, dem 23. Juni, nachdem das Wild Boars ( Wildschwein )Team vermisst wurde und ihre Fahrräder am Höhleneingang gefunden wurden. Am zweiten Tag waren die Suchenden Rettungsmannschaften etwa 1.500 Meter tief in die Höhle zur Sam Yaek Kreuzung eingedrungen, etwas weiter an der Kammer 3 vorbei, die später zur Tauchbasis der Thai Navy Seal werden sollte.

Der British Cave Rescue Council erhielt am Dienstag, dem 26. Juni, eine Anfrage von der thailändischen Regierung und am späten Abend waren ein dreiköpfiges Team, Rick Stanton, John Volanthen und Rob Harper auf einem Thai Airways Flug nach Bangkok unterwegs.

Zu dieser Zeit hatte der heftige Regen bereits das weitere Suchen nach den Jungen verhindert. Die drei Briten erreichten am nächsten Tag ( Mittwoch, den 27. Juni ) die Rettungsstelle und machten einen Spähtrupp in Richtung der Kammer 3, die nun schon durch das eindringende Hochwasser vom Höhleneingang abgeschnitten war.

Am folgenden Tag, Donnerstag, den 28. Juni und den sechsten Tag der Rettung, tauchten Rick und John die drei kurzen Sümpfe in der 3. Kammer ab. Als sie dort auftauchten, bemerkten sie, dass sich vier Menschen in der Kammer befanden. In der Hoffnung, die vermissten Jungen gefunden zu haben, erkannten sie bald, dass diese vier Männer aber schon älter waren.

Es stellte sich heraus, dass es sich um Mitarbeiter der thailändischen Wassergesellschaft handelte, die nicht gemeldet worden waren und etwa 24 Stunden, möglicherweise sogar schon länger, ebenfalls in der Höhle gefangen waren. Ihre Lage war verzweifelt, die Bedingungen verschlechterten sich rasch. Es gab keine Kommunikation zur Oberfläche und niemand, am wenigsten die beiden britischen Taucher wussten zu diesem Zeitpunkt, ob die Kammer 3 nicht auch noch vollständig überschwemmt werden würde.

In der Höhle stieg das Wasser noch immer weiter an, und obwohl die Kammer Teil der Ausstellungshöhle für Maschinen und Hilfsgüter war, beschrieb Rick die Tauchbedingungen zurück zum Höhleneingang als entsetzlich. Neben der schlechten Sicht, die im Hochwasser zu erwarten war, war der Standort mit Diesel verschmutzt, nachdem die in der Höhle installierten Generatoren ebenfalls schon überflutet worden waren.

Als sie in den Sümpfen standen, wälzte sich das schlammige Wasser weiter vorwärts und wirbelte um sie herum. Die vier Männer der Wassergesellschaft waren keine ausgebildeten Taucher oder Höhlenforscher. Die zwei britischen Taucher hatten ebenfalls nur ihre persönliche Ausrüstung bei sich. Es gab zu diesem Zeitpunkt nichts, was die vier eingeschlossenen Männer benutzen konnten. Außerdem gab es keine Zeit, um zum Eingang zurück zu kehren, um dort weitere Hilfe, mehr Ausrüstung oder mehr Taucher zu organisieren und um noch einmal zurückzukehren.

Die beiden fanden sich in einer völlig unerwarteten Situation wieder, konfrontiert mit einer Art von Rettung, die nie vorher versucht wurde. Sie hatten keine Zeit und mussten schnell einen Plan entwickelten, um die vier Männer durch die drei Sümpfe und die rund 700 Meter “ offene “ Passage wieder zurück zum Höhleneingang zu bringen.

Rick erklärte, dass es zum Glück für die vier Männer einige positive Ergebnisse gab. Die Sümpfe waren zu diesem Zeitpunkt noch flach, unter 5 m tief, ziemlich kurz, und ungefähr 10 m lang. Das Wasser war ziemlich warm und die vier, obwohl sie völlig verängstigt waren, wollten unbedingt wieder raus aus der Tham Luang Höhle!

Der Plan der beiden britischen Taucher war ziemlich einfach. Beide Taucher würden zunächst durch den ersten Sumpf tauchen. Einer der beiden sollte dann seine Ausrüstung ablegen, und der zweite würde dann mit dem Ersatzkit durch den Sumpf zurückkehren. So wollten sie nach und nach jeden der Arbeiter durch den Sumpf zurück bringen.

Die Gruppe wurde dann zurück durch die Höhle zum nächsten Sumpf geleitet, wo der Vorgang wiederholt wurde. Es ist wichtig zu wissen, dass dies bedeutete, dass einer der beiden britischen Taucher für längere Zeit der Gefahr des Ertrinkens ausgesetzt war. Wenn auch nur eine große Flutwelle durch die Höhle gekommen wäre, und dabei das Gebiet, in dem er wartete, überschwemmt hätte, gäbe es für den Taucher keine Rettung mehr.

Außerdem bestand bei jeder Tauchrettung immer noch das Risiko, dass das Opfer in Panik gerät und möglicherweise den Retter verletzt oder seine Ausrüstung beschädigt. In der Geschichte des Höhlentauchens war vorher noch nie so etwas versucht worden, berichten die britischen Taucher in ihrem Vortrag.

Trotz all dieser Risiken entschieden sich die beiden Taucher weiterzumachen. Es ist schwer vorstellbar, wie desorientierend es sein muss, wenn ein Nichttaucher plötzlich in trübes braunes, schnell fließendes Höhlenwasser eintauchen muss. Erschwerend dazu kommt, dass er eine fremde Ausrüstung trägt, und ohne einen Neoprenanzug tauchen muss.

An einem Punkt der Berichterstattung wurde dies illustriert, als Rick ein kleines Problem mit seiner eigenen Tauchausrüstung hatte. Gerade als er am Anfang eines Sumpfes untertauchte und Schwierigkeiten bekam und er wieder auftauchen musste, tauchte sein neuer Tauchpartner mit ihm auf. Er sprang sofort aus dem Wasser und rannte durch die Passage in die Richtung, in die er seine Freunde in Sicherheit gebracht zu haben glaubte.

Schließlich konnte er aber von Rick gestoppt werden. Er erklärte ihm, er müsse es noch einmal versuchen und wieder untertauchen. Glücklicherweise lief die Rettung weiter wie geplant und alle vier Männer wurden wieder sicher zurück an die Oberfläche gebracht.

Rick hob in seinem Beitrag auch die Arbeit von Tauchern aus Übersee hervor. Besonders erwähnt wurden dabei der Australier Dr. Richard Harris, der Tierarzt Craig Challen und der belgische Taucher Ben Reymenants sowie die Arbeit des Teams an der Wasser Oberfläche.

Tham Luang Höhle
Tham Luang Höhle

Besonders hervorgehoben wurde dabei das profunde Wissen von Vernon Unsworth über die Tham Luang Höhle. Durch seine Kenntnisse über die Höhle spielte er eine wichtige Schlüsselrolle bei der allgemeinen Rettung der 12 Jugendlichen und ihrem Trainer, betonte Rick.

Vernon Unsworth konnte schließlich die thailändischen Behörden davon überzeugen, weitere britische Taucher zu kontaktieren. Seine jahrelangen Beobachtungen von Überschwemmungen in der Tham Luang Höhle erwiesen sich dabei als unbezahlbar für die Rettungsmannschaften.

An einem Punkt, als mehrere hundert Retter in der Ausstellungshöhle arbeiteten, warnte er dringend davor, dass der Höhlenabschnitt innerhalb von zwei bis drei Stunden überschwemmt würde und riet den Behörden und den Rettungsmannschaften zur Evakuierung.

Wie man heute weiß, wäre die Zahl der Opfer um ein vielfaches höher gewesen, wenn die zuständigen Behörden nicht sofort auf seine Warnung gehört hätten.

Vernon half auch weiter dabei die Behörden davon zu überzeugen, dass die Überschwemmung in der Höhle nach dem Ende der Monsunzeit noch viel länger dauern würde.

Rick fuhr fort zu erklären, dass es außerdem erst eine gewisse Zeit brauchte, um die Glaubwürdigkeit der Taucher mit den thailändischen Behörden aufzubauen. Das kam verständlicherweise auch dadurch, dass die Behörden von allen Seiten mit Vorschlägen und Hilfsangeboten bombardiert wurden.

Sowohl Vernons Ratschlag als auch die Rettung der vier gefangenen Retter spielten eine große Rolle beim Aufbau der Glaubwürdigkeit des Tauchteams und markierten wichtige Momente in dem Prozess, die schließlich, wie wir heute alle wissen, zu den erfolgreichen Tauchgängen zur Befreiung der 12 „ Wildschweine „ und ihrem Trainer führten.

Rick wurde dann während seines Beitrags für eine Frage und Antwort Sitzung bei einer Live Schaltung mit seinen Kollegen John Volanthen, Chris Jewell, Connor Roe und Josh Bratchley verbunden.

Am Ende des Vortrags erhielt Rick zwei Minuten Standing Ovations. Das war eine gute Chance für die Öffentlichkeit, um den Höhlenforscher ihre Wertschätzung für ihre Bemühungen zu zeigen.

Les Williams, der Vorsitzende der British Caving Association, kommentierte heute die Rettung der thailändischen Retter: „Es ist einer der bemerkenswertesten Aspekte dieser ganzen Veranstaltung, dass solch eine erstaunliche Rettung der vier Männer eine bloße Nebenerscheinung war, die nie in der Presse erwähnt wurde“.

Wenn wir uns daran erinnern, und die Arbeit der britischen Höhlentaucher und der Taucher aus den anderen Ländern in Tham Luang anerkennen, sollten wir auch erkennen, dass sie nicht nur die dreizehn Jugendlichen gerettet haben, sondern inzwischen insgesamt siebzehn Leben gerettet haben.

 

  • Quelle: The Nation, Bangkok Post